06.06.2020 - 18:23 Uhr

Parfümlein
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Parfümlein
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30
Back to the nineties
Vor langer Zeit hatte ich einen Studienplatz in Berlin ergattert. Meine Eltern waren strikt dagegen. Ich durfte mir stattdessen eine "Kleinstadt in der Nähe" aussuchen. Eine fiel mir ein. Ein Traum zerbrach, aber die Vorstellung, bald zu studieren, war so aufregend, dass es nicht allzu lange dauerte, bis ich mich auch auf diese Kleinstadt freute.
Als ich dort eine Behausung suchte, gelangte ich zu einem Haus im Grünen mit einem winzigen Zimmer, das dort zur Untermiete angeboten wurde. Unfassbar klein war es und kostete, ich erinnere mich genau, 150 Mark im Monat. Obwohl es indiskutabel erschien, um einen so besonderen Neuanfang zu wagen, faszinierte mich dort doch ein Bild, das sich in meinem jugendlich-romantischen Kopf festsetzte: ein antiker Kleiderschrank, Tanne vermutlich, an dem ein zerknautschter Strohhut hing.
Spätestens jetzt sollten alle Männer aufhören zu lesen, aber das sollten sie sowieso, heißt das Parfum, um das es hier geht, doch eindeutig "Authentic Woman". Und authentisch erlaube ich mir deshalb auch zu sein: Von diesem Moment an träumte ich von einem solchen Hut. Und von einem Fahrrad mit einem Strohkorb vorne. Und von einem Laura-Ashley-Kleid mit Blumen, das damals so hochmodern war und dessen Stil auch in diesem Sommer wieder in jedem Laden anzutreffen ist - als Retrolook natürlich, aber nicht schlecht gemacht, wie mir diejenigen zustimmen werden, die damals auch ein Laura-Ashley-Kleid besaßen. Unbedingt wollte ich mit so einem Kleid und mit so einem Fahrrad an einem hellen Sommertag auf dem mittelalterlichen Markt einkaufen gehen. Unverbesserlich romantisch eben. Und noch etwas setzte sich in meinem mit romantischem Flechtwerk verzierten Kopf fest: Das erste Rendezvous in dieser Stadt sollte im gotischen Kreuzgang der dortigen Kathedrale stattfinden.
Nun, was soll ich sagen - ich bekam das Kleid bei einem Stadtbummel mit meiner Mutter in Köln, ein Jahr später, als ich das Studienfach wechselte, mit dem ich in der Kleinstadt angefangen hatte. Das erste Rendezvous hatte bei mir am WG-Küchentisch stattgefunden und weiter ist daraus auch nix geworden. Aber eines habe ich noch ganz genau um mich: Den Duft, den ich damals trug. Ich weiß nicht, welcher er war, und ich habe mich dies lange Jahre gefragt - bis ich im letzten Herbst im türkisen Laden auf "Authentic Woman" stieß. Einmal mit dem Tester gesprüht - und eine unfassbar authentische Zeitreise erlebt. "Authentic Woman" ist ein Duft, der perfekt in die Neunziger passt, und ich bin mir sicher, dass mein damaliger Duft so gut wie identisch war: ein wunderschöner, zart-fruchtiger Auftakt, nicht zu süß, nicht zu fruchtsauer, perfekt ausbalanciert und dabei so fröhlich, so gutgelaunt, dass man augenblicklich umhertanzen möchte. Sobald sich die Blumen ins Spiel bringen - und es sind heitere, sanfte und doch sehr präzise unverwechselbar duftende Frühlingsblumen -, breitet sich ein glückliches Lachen im Gesicht aus, und wenn man diese Phase noch immer in der Parfümerie erlebt, wird es an dieser Stelle peinlich. Vor allem das Maiglöckchen ist so fröhlich-frisch und dabei so außergewöhnlich präsent, dass es Spaß macht, ständig am Arm zu schnuppern. Die Blumen wiegen sich im Übrigen in der Sommerfrucht schlechthin: einer saftig-süßen Nektarine, die für mich jederzeit als Pfirsich durchgehen könnte. Sie bleibt aber wirklich zurückhaltend, umfangend, nicht aufdringlich. Die Basis ist gediegen, leicht holzig, harmonisch und erdet den Höhenflug ein wenig. Das Ganze ist ein unglaublich schönes Sommervergnügen und hält lange an, etwa sechs Stunden lang ist man mit diesem Duft unterwegs. Die Sillage ist ganz hervorragend, was mir an diesem Duft besonders gefällt; ich nehme ihn lange selbst an mir wahr und erlebe so dieses Gute-Laune-Gefühl einen ganzen Vormittag lang. Summa summarum: Back to the nineties!
Als ich dort eine Behausung suchte, gelangte ich zu einem Haus im Grünen mit einem winzigen Zimmer, das dort zur Untermiete angeboten wurde. Unfassbar klein war es und kostete, ich erinnere mich genau, 150 Mark im Monat. Obwohl es indiskutabel erschien, um einen so besonderen Neuanfang zu wagen, faszinierte mich dort doch ein Bild, das sich in meinem jugendlich-romantischen Kopf festsetzte: ein antiker Kleiderschrank, Tanne vermutlich, an dem ein zerknautschter Strohhut hing.
Spätestens jetzt sollten alle Männer aufhören zu lesen, aber das sollten sie sowieso, heißt das Parfum, um das es hier geht, doch eindeutig "Authentic Woman". Und authentisch erlaube ich mir deshalb auch zu sein: Von diesem Moment an träumte ich von einem solchen Hut. Und von einem Fahrrad mit einem Strohkorb vorne. Und von einem Laura-Ashley-Kleid mit Blumen, das damals so hochmodern war und dessen Stil auch in diesem Sommer wieder in jedem Laden anzutreffen ist - als Retrolook natürlich, aber nicht schlecht gemacht, wie mir diejenigen zustimmen werden, die damals auch ein Laura-Ashley-Kleid besaßen. Unbedingt wollte ich mit so einem Kleid und mit so einem Fahrrad an einem hellen Sommertag auf dem mittelalterlichen Markt einkaufen gehen. Unverbesserlich romantisch eben. Und noch etwas setzte sich in meinem mit romantischem Flechtwerk verzierten Kopf fest: Das erste Rendezvous in dieser Stadt sollte im gotischen Kreuzgang der dortigen Kathedrale stattfinden.
Nun, was soll ich sagen - ich bekam das Kleid bei einem Stadtbummel mit meiner Mutter in Köln, ein Jahr später, als ich das Studienfach wechselte, mit dem ich in der Kleinstadt angefangen hatte. Das erste Rendezvous hatte bei mir am WG-Küchentisch stattgefunden und weiter ist daraus auch nix geworden. Aber eines habe ich noch ganz genau um mich: Den Duft, den ich damals trug. Ich weiß nicht, welcher er war, und ich habe mich dies lange Jahre gefragt - bis ich im letzten Herbst im türkisen Laden auf "Authentic Woman" stieß. Einmal mit dem Tester gesprüht - und eine unfassbar authentische Zeitreise erlebt. "Authentic Woman" ist ein Duft, der perfekt in die Neunziger passt, und ich bin mir sicher, dass mein damaliger Duft so gut wie identisch war: ein wunderschöner, zart-fruchtiger Auftakt, nicht zu süß, nicht zu fruchtsauer, perfekt ausbalanciert und dabei so fröhlich, so gutgelaunt, dass man augenblicklich umhertanzen möchte. Sobald sich die Blumen ins Spiel bringen - und es sind heitere, sanfte und doch sehr präzise unverwechselbar duftende Frühlingsblumen -, breitet sich ein glückliches Lachen im Gesicht aus, und wenn man diese Phase noch immer in der Parfümerie erlebt, wird es an dieser Stelle peinlich. Vor allem das Maiglöckchen ist so fröhlich-frisch und dabei so außergewöhnlich präsent, dass es Spaß macht, ständig am Arm zu schnuppern. Die Blumen wiegen sich im Übrigen in der Sommerfrucht schlechthin: einer saftig-süßen Nektarine, die für mich jederzeit als Pfirsich durchgehen könnte. Sie bleibt aber wirklich zurückhaltend, umfangend, nicht aufdringlich. Die Basis ist gediegen, leicht holzig, harmonisch und erdet den Höhenflug ein wenig. Das Ganze ist ein unglaublich schönes Sommervergnügen und hält lange an, etwa sechs Stunden lang ist man mit diesem Duft unterwegs. Die Sillage ist ganz hervorragend, was mir an diesem Duft besonders gefällt; ich nehme ihn lange selbst an mir wahr und erlebe so dieses Gute-Laune-Gefühl einen ganzen Vormittag lang. Summa summarum: Back to the nineties!
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