Dieses Werk von F. Scott Fitzgerald, wie auch seine anderen Veröffentlichungen zu lesen, bereitet mir immer gewisse Schwierigkeiten.
Vielleicht liegt es daran, dass ich zuerst den Film sah und deshalb mit einer gewissen Erwartungshaltung zum Buch griff.
"Der große Gatsby": nein, nicht den Film mit Leo mit der deutschen Großmutter in der Hauptrolle.
Ich denke an die Verfilmung von 1974, zu der Francis Ford Coppola das Drehbuch schrieb und Nelson Riddle seinen einzigen Oscar für die Filmmusik (heute nennt man es "Soundtrack") erhielt.
Ein Film, der die ganze Dekadenz der späten Zwanziger Jahre, besonders in Amerika, lebendig werden lässt.
Jay Gatsby, ein ebenso zwielichtiger, wie smarter Nichtstuer, wird hier verkörpert von Robert Redford.
Robert Redford gelangte somit in der Focus vieler Frauen; verlassen hat er diesen Mittelpunkt eigentlich bis heute nicht.
Die Rolle der Daisy Buchanan, seiner inzwischen verheirateten Jugendliebe, die dieser millionenschwere Sonderling versucht zurückzugewinnen, wurde damals besetzt mit Mia Farrow: sehr jung, sehr fragil, sehr konturenlos, fast ein wenig farblos.
Beide sehr elegant, sehr kühl in Weiß und Pastell gekleidet, wirken vor Swimmingpool, aufwendigen Partys mit Unmengen von Champagner und einer Menge eigentlich gelangweilt scheinenden Menschen, gleichzeitig elitär und bemitleidenswert.
Nach der lauten Farbigkeit des Flower Powers eroberten auf einmal Weißnuancen und zarte Pastelltöne die Damen- und sogar die Herrenmode. Es lohnte sich schon genauer hinzuschauen.
Aus dem bunten Duftsortiment, von Angelliese für mich zusammengestellt, sticht "Kid Mohair" ganz besonders hervor.
"Le Vie della Lana" - die Straßen der Wolle: so nennt Acqua di Biella eine Duftlinie, deren Name allein schon neugierig macht.
"Kid Mohair", in seiner gefühlten Pastellfarbigkeit erinnert mich bereits bei der ersten Begegnung an diesen erwähnten "Großen Gatsby".
Ein Duft, so zart und fein, geheimnisvoll und doch eine blumige Frische verbreitend.
Die Pastellnote beginnt schon im ersten Auftritt: Mandarine und Mango, beide nicht gerade kräftig farbene Früchte, verbreiten ein angenehm frisches Aroma, das an Sonne und Sommer denken lässt.
Die Rose, hier einmal nicht ganz so dominant, aber doch in ihrer Schönheit sehr präsent, trifft auf die Exotik der Osmanthusblüten. Diese sind höchst wertvoll, weil die gleichnamigen Teehybriden nur eine einzige Nacht blühen. In dieser Nacht müssen die duftenden Blüten geerntet werden.
Rosa Pfeffer verleiht diesem zarten Duft-Aquarell eine gewisse Würze, die ihm sehr guttut.
Diese Würze erdet den Ariel unter den Düften ein wenig; er wird dadurch etwas fassbarer.
Eine verhältnismäßig großzügige Ambra-, Moschus- und Patchouliumarmung vervollständigt beeindruckend ein geschmackvolles Gemälde.
Dieser Duft vermittelt eine Fragilität, diese in unserer heutigen Zeit selten ist.
Die zarte, feine Berührung eines wertvollen Mohairpullovers ist hier in einem nicht zu aufdringlichen, geschmackvollen Glasflacon eingefangen.
Dieses Arrangement gefällt mir sehr.
Die Haltbarkeit von "Kid Mohair" liegt bei mir über dem guten Durchschnitt.
Da es schon von Natur aus ein leiser, ein sauberer Duft ist, begleitet er nahezu unauffällig, in scheinbarer Einfachheit durch den Tag.
Man hört ihn nicht, man sieht ihn nicht - er ist einfach da!
Er schmückt sicher fast jede Frau; nur an sehr sportlichen, ein wenig burschikosen Persönlichkeiten kann ich ihn mir schlecht vorstellen.
So lernte ich durch Angelliese, der ich hier für diese Probe danke, erneut einen Duftkreation kennen, die mich sehr anspricht.
"Kid Mohair" ist ein Duft, den ich sehr gern meiner Sammlung hinzufügen würde.
So wie natürlich auch einige zartfarbene Mohairpullover meinem Kleiderschrank.