Hyazinthe
03.12.2020 - 13:07 Uhr
11
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Herbst in Firenze

Florenz hat so einiges zu bieten was Düfte angeht, auch viele unbekannte, wie diese Marke. Davon habe ich den Homo novus und Primavera getestet. Beide finde ich sehr schön und gelungen, allerdings fand ich diesen fast noch schöner. Aber ich glaube, es ist etwas Stimmungssache. Da ich unschlüssig war, hab ich andere gefragt, und jeder meinte, Primavera sei der passendere, der schönere. Okay.
Aber wie duftet er nun?
An der Flasche nehme ich erst etwas Frisches wahr, eine sanfte Zitrone, die tatsächlich auch auf der Haut als erstes erscheint. Schnell gesellt sich die Orange dazu, aber auch etwas Grünes, das aber eher als Unterbau erscheint. Das gefällt mir schon äusserst gut. Orange ist oft so ein Angstgegner von mir, aber es gibt Düfte, wo das weder nach Orangensaft noch Allzweckreiniger riecht, bspw. "el cielo sobre la plaza de Oriente", allerdings ist die Orange dort wesentlich zitrischer und ziemlich present und frisch. Aber eben nicht mit diesen negativen Assoziationen behaftet.
Bei Primavera kommt die Orange sanft und süß, aber nicht bonbonhaft, denn schon nach wenigen Minuten gesellen sich die Blumen dazu, wobei ich meine, die honigartige Süße des Ginsters am meisten zu erhaschen. Die anderen Blumen kann ich nicht einzeln identifizieren. Allerdings ist der Duft jetzt schon recht süß. Normalerweise wäre an dieser Stelle für mich Schluss, denn Loukhoum auf meiner Haut kann ich nicht ertragen. Es gibt Frauen, die das gut tragen können, aber ich bin nicht der Typ, und mir gefällt es auch nicht. Einen Moment hab ich befürchtet, es könnte in diese Richtung gehen, denn Heliotrop, Jamin u.a. können mir schnell zuviel werden.
Doch dann bekommt er noch den Dreh, und obwohl das Süße durch Amber und Benzoe unterstützt wird, ist da eine feine Pudrigkeit, die das Ganze auflockert, und es wird gehalten durch holzige Anklänge, ohne wirklich holzig zu werden, was m.M. nach nicht gepasst hätte.
Patchouli kann ich nicht wirklich herausriechen, aber ich kann mir vorstellen, dass er als Fond mit dazu beiträgt, dass der Duft nicht ins Süssigkeitensegment abdriftet.

Ich bin über mich selbst erstaunt, dass ich diesen Duft doch sehr mag, aber jetzt in der nasskalten Jahreszeit ist er ein wirklicher Hautschmeichler, warm und rund, ein Lächeln mit vollen Lippen und rosigen Wangen, sehr weiblich. An einem Mann kann ich mir den schwer vorstellen, aber wer weiss....Ich bilde mir tatsächlich eine ganz feine rauchige Anmutung ein, die auf einer Männerhaut vielleicht stärker rauskommen könnte.
Bei der Überlegung, mit welcher Richtung, mit welchen anderen Düften man Primavera vergleichen könnte, fielen mir kurz einige der Düfte von Frau Mecheri ein. Allerdings waren die mir immer zu dicht, schwer, dick, i.wie zu opulent. Primavera hat mehr Luftigkeit, trägt sich für mich leichter, und hat trotzdem eine runde volle Weiblichkeit.

Der Duft wird übers Tragen immer sanfter, etwas pudriger, behält seine warme Süße. Für mich ein Herbst- und Winterduft, der lange auf der Haut hält. Sparsam verwendet, kann man ihn für sich selbst geniessen, üppig aufgetragen wird man aber gut wahrgenommen.

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