Blu Mediterraneo - Chinotto di Liguria Acqua di Parma 2018
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Top Rezension
Shyce drauf - Malle gibt’s nur einmal im Jahr
Eigentlich wollte ich hier nur mal eine kleine Geschichte von den Balearen loswerden.
Nachdem ich mich aus Gründen des Fremdschämens mein ganzes Leben lang erfolgreich weigerte, diese Inseln zu besuchen, habe ich mich vor ein paar Jahren von vehement insistierenden spanischen Freunden dann schließlich doch überreden lassen, ein paar Tage in ihrem Häuschen in einem kleinen und ruhigen Dorf auf Mallorca zu verbringen.
Was soll ich sagen: tiefster, kalter und dunkler Winter in Deutschland, aber Frühling auf Malle - ein Traum. Ich erspare Euch weitere Details in diesen etwas reisebeschränkten Zeiten, obwohl ja schon der großartige Joseph Hader wusste: „Die Phantasie wächst mit der Begrenzung der Möglichkeiten“ (oder so ähnlich).
Die verlassenen Touristenhochburgen nur einmal schnell durchfahrend um zu wissen, wie es da aussieht, verbrachten wir die meiste Zeit in der Natur. Hinter unserem Dörfchen ging es gleich in die Berge, und unsere ausgedehnten Spaziergänge führten uns an einem alten Palacio vorbei, in dessen Nähe Felder mit Unmengen von Orangenbäumen standen. Da wurde natürlich vom Baum gepflückt, gegessen und eingepackt, was nur so ging, denn diese Gärten wurden ganz offensichtlich seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet.
Am frühen Abend beim Kamin des alten, gemütlichen Bauernhäuschens sitzend, wurde dann erzählt, gelacht, das Abendessen geplant und von den frisch gesammelten Orangen gegessen.
Das Problem meiner Spanischkenntnisse ist, dass ich wohl zu gut spreche, um noch großartig Rücksichtnahme zu erfahren, aber zu schlecht, um jegliches seitwärts aus dem Mundwinkel dahingeworfene Detail mitzubekommen.
Die maßgebliche Information, die ich in dieser Runde verpasste, war: „Esst soviele Orangen wie ihr wollt, aber nicht DIESE EINE da, das ist eine ungeniessbare Bitterorange.“
[START SLOWMOTION]
….in der ich in Zeitlupe eben diese Bitterorange schäle, genüßlich sabbernd betrachte und dann mit größter Wonne hineinbeisse….
[STOP SLOWMOTION]
Es folgte ein unfassbar starkes körperliches Erlebnis, vermutlich in seiner Intensität nur mit wenigen legalen Dingen vergleichbar. Nein, nein, es war kein Rausch, aber: diese schlichtweg unfassbare Bitterkeit, die meinen Körper ergriff, war dermassen krass, dass sich JEDES einzelne Haar meines Leibes aufrecht stellte.
Meine nur mittelprächtig üppige Frise stand steil in die Luft. Die Bitterkeit erfasste mich mit massiver Wucht, jeden Millimeter Haut - und es war so dermassen unglaublich, dass ich den legendärsten, tränenreichsten Lachanfall meines Lebens bekam. Sprechen aufgrund des Lachflashes war fünf unendlich lange Minuten absolut unmöglich.
Aufgrund meiner gestörten Artikulationsfähigkeit konnte ich natürlich keinem erklären, was passiert war, und als ich dann wieder halbwegs Luft bekam, deutete ich lachend, schniefend und schneuzend auf die Orangenreste. Und dann ging es nochmal los, denn alle verstanden plötzlich, was geschehen war und lagen grölend am Boden. Klar, jeder Iberer weiß natürlich, dass man diese Dinger NICHT essen kann.
Naja, jedenfalls war der Abend für mich fortan in orangefarbenes Licht getaucht und mein Mallorcaaufenthalt hatte ein weiteres, wenn nicht sogar DAS Highlight gefunden.
¿Aber wie riecht denn nun CHINOTTO DI LIGURIA?
Bitterorange mit einer herben und saftigen Fruchtigkeit allenthalben, jedoch keine Orangensaftnote (wie z.B. bei Orange Sanguine von AC), die mich oftmals kalt lässt. Sogleich kommt auch die dunkelflorale und aromatische Fülle der Jasminblüten ins Spiel, die mich ein bisschen an die Wärme von AZZARO pH erinnert.
Der roch wahrscheinlich völlig anders als ich ihn in Erinnerung habe, aber ich verband mit ihm immer eine ergreifende und warme Körperlichkeit, die von CHINOTTO DI LIGURIA ebenfalls zitiert wird.
Weiches Moschus rundet den Duft nach unten ab, nimmt ihm aber zu keiner Zeit die Prise Männlichkeit mit seiner deutlichen, aber nicht übermächtigen Patchoulinote. Das ist auch der Part des Duftes, der ihn für mich nicht mehr so richtig damenkompatibel erscheinen lässt, aber das entscheidet ja jede Nase ganz subjektiv für sich alleine.
Das Patchouli bemerke ich übrigens nur wirklich, wenn ich den Duft ausnahmweise auf der Haut trage. Ansonsten präferiere ich das Tragen auf Textil; zum einen um Körper & die Haut zu schonen, zum anderen behält der Duft dann bei weitem länger die Frische und Säure der wunderbaren Kopfnoten.
AdP hat einige schöne Düfte am Start, neben BERGAMOTO DI CALABRIA (den Frau Stulle sich unter die Nägel gerissen hat) ist CHINOTTO DI LIGURIA auf jeden Fall bislang mein Favorit.
Nachdem ich mich aus Gründen des Fremdschämens mein ganzes Leben lang erfolgreich weigerte, diese Inseln zu besuchen, habe ich mich vor ein paar Jahren von vehement insistierenden spanischen Freunden dann schließlich doch überreden lassen, ein paar Tage in ihrem Häuschen in einem kleinen und ruhigen Dorf auf Mallorca zu verbringen.
Was soll ich sagen: tiefster, kalter und dunkler Winter in Deutschland, aber Frühling auf Malle - ein Traum. Ich erspare Euch weitere Details in diesen etwas reisebeschränkten Zeiten, obwohl ja schon der großartige Joseph Hader wusste: „Die Phantasie wächst mit der Begrenzung der Möglichkeiten“ (oder so ähnlich).
Die verlassenen Touristenhochburgen nur einmal schnell durchfahrend um zu wissen, wie es da aussieht, verbrachten wir die meiste Zeit in der Natur. Hinter unserem Dörfchen ging es gleich in die Berge, und unsere ausgedehnten Spaziergänge führten uns an einem alten Palacio vorbei, in dessen Nähe Felder mit Unmengen von Orangenbäumen standen. Da wurde natürlich vom Baum gepflückt, gegessen und eingepackt, was nur so ging, denn diese Gärten wurden ganz offensichtlich seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet.
Am frühen Abend beim Kamin des alten, gemütlichen Bauernhäuschens sitzend, wurde dann erzählt, gelacht, das Abendessen geplant und von den frisch gesammelten Orangen gegessen.
Das Problem meiner Spanischkenntnisse ist, dass ich wohl zu gut spreche, um noch großartig Rücksichtnahme zu erfahren, aber zu schlecht, um jegliches seitwärts aus dem Mundwinkel dahingeworfene Detail mitzubekommen.
Die maßgebliche Information, die ich in dieser Runde verpasste, war: „Esst soviele Orangen wie ihr wollt, aber nicht DIESE EINE da, das ist eine ungeniessbare Bitterorange.“
[START SLOWMOTION]
….in der ich in Zeitlupe eben diese Bitterorange schäle, genüßlich sabbernd betrachte und dann mit größter Wonne hineinbeisse….
[STOP SLOWMOTION]
Es folgte ein unfassbar starkes körperliches Erlebnis, vermutlich in seiner Intensität nur mit wenigen legalen Dingen vergleichbar. Nein, nein, es war kein Rausch, aber: diese schlichtweg unfassbare Bitterkeit, die meinen Körper ergriff, war dermassen krass, dass sich JEDES einzelne Haar meines Leibes aufrecht stellte.
Meine nur mittelprächtig üppige Frise stand steil in die Luft. Die Bitterkeit erfasste mich mit massiver Wucht, jeden Millimeter Haut - und es war so dermassen unglaublich, dass ich den legendärsten, tränenreichsten Lachanfall meines Lebens bekam. Sprechen aufgrund des Lachflashes war fünf unendlich lange Minuten absolut unmöglich.
Aufgrund meiner gestörten Artikulationsfähigkeit konnte ich natürlich keinem erklären, was passiert war, und als ich dann wieder halbwegs Luft bekam, deutete ich lachend, schniefend und schneuzend auf die Orangenreste. Und dann ging es nochmal los, denn alle verstanden plötzlich, was geschehen war und lagen grölend am Boden. Klar, jeder Iberer weiß natürlich, dass man diese Dinger NICHT essen kann.
Naja, jedenfalls war der Abend für mich fortan in orangefarbenes Licht getaucht und mein Mallorcaaufenthalt hatte ein weiteres, wenn nicht sogar DAS Highlight gefunden.
¿Aber wie riecht denn nun CHINOTTO DI LIGURIA?
Bitterorange mit einer herben und saftigen Fruchtigkeit allenthalben, jedoch keine Orangensaftnote (wie z.B. bei Orange Sanguine von AC), die mich oftmals kalt lässt. Sogleich kommt auch die dunkelflorale und aromatische Fülle der Jasminblüten ins Spiel, die mich ein bisschen an die Wärme von AZZARO pH erinnert.
Der roch wahrscheinlich völlig anders als ich ihn in Erinnerung habe, aber ich verband mit ihm immer eine ergreifende und warme Körperlichkeit, die von CHINOTTO DI LIGURIA ebenfalls zitiert wird.
Weiches Moschus rundet den Duft nach unten ab, nimmt ihm aber zu keiner Zeit die Prise Männlichkeit mit seiner deutlichen, aber nicht übermächtigen Patchoulinote. Das ist auch der Part des Duftes, der ihn für mich nicht mehr so richtig damenkompatibel erscheinen lässt, aber das entscheidet ja jede Nase ganz subjektiv für sich alleine.
Das Patchouli bemerke ich übrigens nur wirklich, wenn ich den Duft ausnahmweise auf der Haut trage. Ansonsten präferiere ich das Tragen auf Textil; zum einen um Körper & die Haut zu schonen, zum anderen behält der Duft dann bei weitem länger die Frische und Säure der wunderbaren Kopfnoten.
AdP hat einige schöne Düfte am Start, neben BERGAMOTO DI CALABRIA (den Frau Stulle sich unter die Nägel gerissen hat) ist CHINOTTO DI LIGURIA auf jeden Fall bislang mein Favorit.
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