Rosa Nobile 2014 Eau de Parfum

Pinkdawn
12.07.2021 - 14:33 Uhr
18
Top Rezension
5
Preis
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft

Keine stolze Rose

Zu meinem Geburtstag Anfang Juni hab ich mir auch heuer ein Parfum gekauft. Letztes Jahr war es eine Geschenkpackung mit fünf 5-ml-Proben von Zarkoperfume – eine gute Wahl, wie sich herausgestellt hat. Diesmal entschied ich mich für Acqua di Parma Rosa Nobile EdP. Das EdT hat bereits vor einiger Zeit den Weg zu mir gefunden. Es ist ein sehr angenehmer Rosenduft, aber leider mit einer sehr begrenzten Haltbarkeit. Vom EdP versprach ich mir diesbezüglich mehr. Ist doch ein EdP naturgemäß höher dosiert als ein EdT.

Das ist allerdings nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden. Das EdT hat Mandarine, Bergamotte und schwarze Johannisbeere in der Kopfnote, schwarzen Pfeffer, Alpenveilchen, Zentifolie, Rose und Freesie in der Herznote und Moschus sowie Ambra in der Basis.
Das 1 Jahr früher (2014) erschienene EdP besteht aus Tangerine, Bergamotte und Pfeffer in der Kopfnote, Zentifolie Absolue, Pfingstrose, Veilchen und Maiglöckchen in der Herznote sowie Moschus, Virginiazeder und Ambra in der Basis.

Warum ich mich zuerst für das Edt entschied, ist leicht erklärt: Ich hoffte, dort einem „reineren“ Rosenduft zu begegnen. Beim EdP fürchtete ich, dass Pfingstrose, Veilchen und Maiglöckchen – so sehr ich sie sonst mag – zu blumig auftreten und der Rose zu viel
Konkurrenz machen könnten.

Weshalb ich seit einiger Zeit ein Faible für moderne, frische Rosendüfte habe und nun schon einige ausgewählte Parfüms dieser Duftrichtung meine Sammlung zieren, weiß ich nicht.
Ich bin eigentlich nicht so der Blumendüfte-Fan. Auch nicht vom Typ her. Ich bin eher ein urbaner Mensch, der trendige Unisex-Duftrichtungen bevorzugt – trockene Hölzer wie Zeder oder so, Oud, Gräser, grüne Düfte, Vetiver, Iso, Moleküle … Da bin ich sehr innovativ und neugierig.

In diesem Sommer verwende ich gern Un Jardin sur le Toit, Eau de gentiane blanche und Eau de Lierre.

Ich höre gern Techno und Heavy Metal, mag Industrieanlagen – Metall, Glas, Stahl – und kann sogar der kraftvollen Ästhetik schwerer technischen Maschinen bis hin zu aktuellen Kriegsgeräten etwa abgewinnen.

Ich bin nicht allzu romantisch – dafür bin ich zu ungeduldig. Als verträumt würde ich mich auch nicht bezeichnen. Ich halte sozusagen Haus mit meiner Fantasie und versuche, sie nicht ziellos zu verschwenden.

Obwohl ich modernen Düften zugetan bin, mache ich freilich nicht jeden Trend mit. Woher aber kommt die Liebe zu Rosendüften? Vielleicht, weil ich Widersprüche, Kontraste und Gegensätzlichkeiten interessant finde, Antigonales und eine gewisse Dekadenz. Vor Exzentrik hab ich mich noch nie gefürchtet.

Doch nach diesem kleinen Exkurs zu meiner Rosenliebe zurück zum Rosa nobile EdP.
Es kommt in einem schlichten Flakon mit mattgoldenem Verschluss und schön dickwandigem Glas, was der Aufmachung einen Touch Stabilität – durchaus auch im übertragenen Sinn – verleiht. Das Parfüm ist wie beim EdT rosa, aber hier etwas dunkler, satter. Trotzdem bleibt die Eleganz und Zartheit erhalten.

Ich schnuppere zunächst am Sprühkopf. Rose plus, würde ich sagen. Die Rose ist zum Glück nicht „verwässert“ durch andere Duftnoten. Ich denke an eine stattliche, voll erblühte rote Rose. Im Hintergrund spielen aber verschiedene interessante Nuancen, die ich nicht alle genau definieren kann und das auch nicht will, mit der Rose – kontrastierend wie der Pfeffer, begleitend wie Früchte, Blumen, Holz, Moschus und Ambra.

Verglichen mit dem EdT – das ich zum Vergleich auf meine andere Hand aufgesprüht habe, ist der Duft „reifer“, süßer, eleganter und gehaltvoller. Während das EdT fruchtiger, spritziger und leichter daherkommt, wirkt das EdP weniger erfrischend, dafür ruhiger und subtiler. Die beiden Düfte sind wirklich sehr unterschiedlich, was ich nicht in diesem Ausmaß erwartet hätte. Daher kauft man sie nicht „doppelt“, wenn man sich für beide entscheidet. Wobei das „gesetztere“ EdP eher etwas für den Nachmittag und Abend ist, das EdT hingegen auch auf dem Sportplatz oder dem Schwimmbad gute Figur macht, weil es leichter und „moderner“ erscheint.

Dennoch würde ich das EdP nicht für ältere Damen und das EdT für jüngere empfehlen. Ich würde die beiden eher je nach Anlass tragen.

Alle zwei sind sie Sommerdüfte, wobei das EdT auch im Frühjahr durchaus schon angenehm zu tragen ist, das EdP dagegen bis in den Herbst hinein schön und passend duftet.

Das EdP, um das es ja hier geht, startet grün. Man spürt aber sofort die edle, samtige Rose, deren Kraft im gesamten Duftverlauf erhalten bleibt. Das ist auch gut so, und das habe ich erwartet.

In der Herznote wird der Duft blumiger, bleibt aber sanft, dezent und dennoch deutlich wahrnehmbar. Rosa nobile duftet in jeder Phase edel und fein, jedoch nie abgehoben oder übertrieben.

Der Duft hat – im Vergleich zu anderen Rosendüften, die ich kürzlich getestet habe – Stil, Noblesse, ohne das herauszuschreien. Vornehmes Understatement ist hier angesagt, Eleganz anstelle von plumper Aufdringlichkeit und Süße.

Die zarte Süße von Rosa Nobile EdP ist verhalten, kostbar und natürlich.

Das Parfüm ist wunderbar ausgewogen, mit Rose, Blumigem und zitrischen, pfefferigen Noten, die keine Langweile in der Harmonie aufkommen lassen.
Rosa nobile EdP ist jedenfalls alltagstauglich. Der Duft ist lieblich, aber nie kitschig, sondern unaufdringlich. Die Rose ist hier edel, doch nicht stolz – eher schmeichelnd, sanft und vor allem sehr feminin und liebenswürdig.

Für mich hat dieser leise und dennoch ausgesprochen anziehende Duft fast etwas Beruhigendes, Tröstliches. Vielleicht mag das ja der Grund für meine Neigung zu Rosendüften sein. Gilt doch Rosenöl in der Aromatherapie als stimmungsaufhellendes Antidepressivum, das entspannt, Stress, Ängste und Traurigkeit reduziert und gute Laune sowie Wohlbefinden schafft.

„Zudem wird es auf dem Sterbebett angewendet, um einen guten Übergang in die Anderswelt zu fördern.“ (Quelle: https://www.maitreya-natura.com/de/aetherisches-oel-rose.html)

Na dann … ?
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