05.01.2020 - 15:01 Uhr

Meggi
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Meggi
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30
Ja, Schatz! – oder: ein arg gedeihliches Miteinander
„Widersprich‘ nie einer Frau - warte, bis sie es selbst tut.“ So unterhaltsam dieser Aphorismus ist, in der täglich-praktischen Anwendung greift er natürlich zu kurz, denn für nachhaltigen Erfolg wäre entsprechende Einsicht vonnöten. Aber wie jeder weiß: „…she never gives in. She just changes her mind.“
Das allmähliche Reifen solcher Erkenntnisse während der Jahre einer Partnerschaft ist fraglos durchaus wünschenswert. Wer allerdings (und ich weiß, wovon ich rede) mit einem „Exemplar“ verheiratet ist, für das ‚dickköpfig‘ oder ‚stur‘ noch als euphemistisch gelten dürfen, wird bei buchstabengetreuer Befolgung irgendwann die ganze Veranstaltung (und sich selbst!) gleichsam sedieren. Da sind die Schlagworte ‚reinigendes Gewitter‘ und ‚Selbstachtung‘ im Kopf zu behalten: Man(n) muss es manchmal wissentlich und willentlich zum Knall kommen lassen, ja: im Einzelfall gar bewusst darauf zusteuern.
Pelargonium nun bleibt ziemlich weit vorne in diesem Gedankengang stecken. Er ließe sich als verduftizierte Versinnbildlichung eines gedeihlichen Miteinanders femininer und maskuliner Aspekte verstehen – Lippenstift-Iris und Herren-Würze. Bloß wäre ihm dann vor lauter (zunehmend einseitiger; siehe unten) Gedeihlichkeit leider eine gewisse Innenspannung abhanden gekommen. Der eine oder andere friedfertigende Begleiter der beiden Genannten tut ein Übriges dazu.
Bereits aus dem Röhrchen riecht es nicht nur nach Karotte, sondern, so bilde ich mir ein, reichlich ISO-frisch. Nach dem Auftragen wird besagte karottige Iris rasch von einer Herrenwürze begleitet, wie Muskatellersalbei und Rosengeranie sie charakterlich vergleichbar zu liefern vermögen. Der Pfeffer wird vor allem mit ein wenig Abstand von der Haut gut spürbar. Mischt sich lustig mit der unterschwellig limonadig-holzigen Frische und ist folgerichtig mehr luftig als scharf.
Überhaupt ist unsere Herren-Würze keineswegs stinkig oder muffig, im Gegenteil: Sanfte Andeutungen von warmem Gewürz und Frucht sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Zudem ist ein sachter, moosig-schaumig-seifiger Hauch mit an Bord, der die allgemeine Zivilisiertheit und gute Ordnung („Ja, Schatz!“) unterstreicht. Ich fühle mich, als sei einem im Kern konservativen Herrenduft vermittels Lippenstift-Iris ein femininer Stempel aufgedrückt, der seinerseits durch die vermeinten Synthetik-Beigaben etwas aufgesetzt daherkommt.
Nicht unterschlagen sei, dass ich außerdem eine diffus-florale Note wittere und dass aus dem Untergrund alsbald ein wohlgeratenes Kunstholz grüßt (Cashmeran?). Beiwerk. Ein Beitrag von Vetiver ab der Mittagszeit schafft es ebenfalls nicht, nennenswerte Prägnanz zu entwickeln.
Sofern im Zentrum des Duftes tatsächlich ein Wechselspiel aus eher maskulinen und eher femininen Komponenten stehen sollte, wäre das nicht zu Ende gebracht. Obwohl nämlich (nach ungefähr gleichgewichtigem Auftakt) die Iris sukzessive die Geranie majorisiert, ein Eindruck übrigens, der sich von Testtag zu Testtag verstärkte, gelingt ihr dennoch keine originäre „Pracht-Entfaltung“ – welch eine Allegorie! Ich vermute, die Chemie hält die Dame zwar ausdauernd-frisch, raubt ihr im Gegenzug jedoch auch das Charakteristisch-Bittere. Wie viel spannender ist da der Kontrast in Iris Bleu Gris von Maître Parfumeur et Gantier. Dort fliegen praktisch die Fetzen!
Es lässt sich einwenden, dass derlei vermutlich nicht der (wie mir scheint) ätherischen Grund-Aufstellung des Hauses Aedes de Venustas entspräche. Mag sein, bloß bleibe ich hier nun irgendwie bei „bürotauglicher Frisch-Würzling“ hängen, der sich – so angenehm und fein er ist - aus meiner Sicht nicht groß hervortut. Schön ist er natürlich trotzdem, und es lässt sich einiges darin entdecken.
Drei von acht Düften aus dem Hause Aedes de Venustas kenne ich bislang, eine weitere Probe habe ich noch. Copal Azur finde ich klasse, Iris Nazarena schien mir in seiner fahlen Tönung allzu miesepetrig, mithin weniger gelungen. Pelargonium ist genau dazwischen. Ein „Immerrichtig“. Ich bin gespannt auf Cierge de Lune.
Fazit: Nein, Schatz!
Das allmähliche Reifen solcher Erkenntnisse während der Jahre einer Partnerschaft ist fraglos durchaus wünschenswert. Wer allerdings (und ich weiß, wovon ich rede) mit einem „Exemplar“ verheiratet ist, für das ‚dickköpfig‘ oder ‚stur‘ noch als euphemistisch gelten dürfen, wird bei buchstabengetreuer Befolgung irgendwann die ganze Veranstaltung (und sich selbst!) gleichsam sedieren. Da sind die Schlagworte ‚reinigendes Gewitter‘ und ‚Selbstachtung‘ im Kopf zu behalten: Man(n) muss es manchmal wissentlich und willentlich zum Knall kommen lassen, ja: im Einzelfall gar bewusst darauf zusteuern.
Pelargonium nun bleibt ziemlich weit vorne in diesem Gedankengang stecken. Er ließe sich als verduftizierte Versinnbildlichung eines gedeihlichen Miteinanders femininer und maskuliner Aspekte verstehen – Lippenstift-Iris und Herren-Würze. Bloß wäre ihm dann vor lauter (zunehmend einseitiger; siehe unten) Gedeihlichkeit leider eine gewisse Innenspannung abhanden gekommen. Der eine oder andere friedfertigende Begleiter der beiden Genannten tut ein Übriges dazu.
Bereits aus dem Röhrchen riecht es nicht nur nach Karotte, sondern, so bilde ich mir ein, reichlich ISO-frisch. Nach dem Auftragen wird besagte karottige Iris rasch von einer Herrenwürze begleitet, wie Muskatellersalbei und Rosengeranie sie charakterlich vergleichbar zu liefern vermögen. Der Pfeffer wird vor allem mit ein wenig Abstand von der Haut gut spürbar. Mischt sich lustig mit der unterschwellig limonadig-holzigen Frische und ist folgerichtig mehr luftig als scharf.
Überhaupt ist unsere Herren-Würze keineswegs stinkig oder muffig, im Gegenteil: Sanfte Andeutungen von warmem Gewürz und Frucht sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Zudem ist ein sachter, moosig-schaumig-seifiger Hauch mit an Bord, der die allgemeine Zivilisiertheit und gute Ordnung („Ja, Schatz!“) unterstreicht. Ich fühle mich, als sei einem im Kern konservativen Herrenduft vermittels Lippenstift-Iris ein femininer Stempel aufgedrückt, der seinerseits durch die vermeinten Synthetik-Beigaben etwas aufgesetzt daherkommt.
Nicht unterschlagen sei, dass ich außerdem eine diffus-florale Note wittere und dass aus dem Untergrund alsbald ein wohlgeratenes Kunstholz grüßt (Cashmeran?). Beiwerk. Ein Beitrag von Vetiver ab der Mittagszeit schafft es ebenfalls nicht, nennenswerte Prägnanz zu entwickeln.
Sofern im Zentrum des Duftes tatsächlich ein Wechselspiel aus eher maskulinen und eher femininen Komponenten stehen sollte, wäre das nicht zu Ende gebracht. Obwohl nämlich (nach ungefähr gleichgewichtigem Auftakt) die Iris sukzessive die Geranie majorisiert, ein Eindruck übrigens, der sich von Testtag zu Testtag verstärkte, gelingt ihr dennoch keine originäre „Pracht-Entfaltung“ – welch eine Allegorie! Ich vermute, die Chemie hält die Dame zwar ausdauernd-frisch, raubt ihr im Gegenzug jedoch auch das Charakteristisch-Bittere. Wie viel spannender ist da der Kontrast in Iris Bleu Gris von Maître Parfumeur et Gantier. Dort fliegen praktisch die Fetzen!
Es lässt sich einwenden, dass derlei vermutlich nicht der (wie mir scheint) ätherischen Grund-Aufstellung des Hauses Aedes de Venustas entspräche. Mag sein, bloß bleibe ich hier nun irgendwie bei „bürotauglicher Frisch-Würzling“ hängen, der sich – so angenehm und fein er ist - aus meiner Sicht nicht groß hervortut. Schön ist er natürlich trotzdem, und es lässt sich einiges darin entdecken.
Drei von acht Düften aus dem Hause Aedes de Venustas kenne ich bislang, eine weitere Probe habe ich noch. Copal Azur finde ich klasse, Iris Nazarena schien mir in seiner fahlen Tönung allzu miesepetrig, mithin weniger gelungen. Pelargonium ist genau dazwischen. Ein „Immerrichtig“. Ich bin gespannt auf Cierge de Lune.
Fazit: Nein, Schatz!
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