07.02.2018 - 06:20 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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21
Fabelhafte kardamistische Skizze, zu Ende gestümpert
Das Königreich Marokko hat nur etwa 35 Millionen Einwohner, in etwa so viele wie Polen oder Spanien. Trotzdem, und obgleich es von Deutschland ziemlich weit weg liegt und zu einem kulturell recht fremden Großraum gehört, haben die marokkanischen Städte, und zwar derer viele, es doch zu einer beachtlichen Berühmtheit hierzulande gebracht. Casablanca (bekannt u.a. durch den gleichnamigen Film), Rabat (die Hauptstadt) und Agadir (als Touristenziel oder wegen des "Panthersprungs"), "kennt" wohl jeder. Aber auch Tanger (mit seiner hochinteressanten jüngeren Vergangenheit als internationale Zone), Fes, eventuell Meknes und Essaouira, auf jeden Fall aber eben Marrakesch dürfte den meisten zumindest "irgendwie" ein Begriff sein. Spannend eigentlich, denn obwohl Polen an Deutschland angrenzt, würden den meisten spontan wahrscheinlich auch nicht sehr viel mehr polnische Städte einfallen.
Die andere Frage ist, ob wir "im Westen" mit diesen marokkanischen Städten auch etwas jeweils ganz Spezifisches verbinden, ober ob ihre Namen für uns doch eher austauschbare Chiffres darstellen, bei denen jeweils ein prächtiger almoravidischer Königspalast mit Garten, ein Souk mit Gewürzsäcken und ein Kaffee in der Kupferkanne (oder ein stark gezuckerter Tee mit viel frischer Minze im Glas) vor unserem inneren Auge erscheinen. Ich vermute, den Leuten von Aesop (zu denen ich bereits im meinem Kommentar zu "Hwyl" ein paar wenig schmeichelhafte Zeilen geschrieben haben) ging es bei der Namensgebung dieses Duftes hier eher im Sinne der zweiten Alternative darum, ein leicht erkennbares Zeichen zu setzen "orientalischer Duft", als an spezielle Marrakechiensia anzuknüpfen. Was den Namenszusatz "Intense" betrifft (den ich neben dem Begriff "Marrakech" als ästhetisch unpassend empfinde, und den ich im Übrigen eher als Scherz begreife, dazu komme ich noch), so erinnert er uns daran, dass der Duft anscheinend als Flanker zu "Marrakech" aus demselben Hause seinen Ursprung genommen hat, heute aber alleine übrig geblieben ist, denn "Marrakech" ist vom Markt verschwunden. Wenn der "Marrakech" seligen Angedenkens noch weniger "intense" als "Marrakech Intense" war, dann ist dieses Verschwinden auch mehr als berechtigt.
Trotz des knallig-orientalischen Namens ist "MI" kein typischer, und wahrlich auch kein langweiliger oder gar gewöhnlicher Orientale. Vor allem ist er weder schwer noch allzu süß. Ich kenne eigentlich keinen anderen Duft dieser Art. Der Markenkern dieses Dufts, der "Falke" sozusagen, ist das Kardamom-Zitrus-Motiv in der Kopfnote. Die in den bisherigen Kommentaren und Statements genannte Nelke nehme ich als überhaupt nicht dominant, ja kaum gesondert spürbar wahr, sie rundet das Geschehen wirklich nur ab. Völlig unverkennbar ist dagegen der Kardamom mit seiner ganz besonderen ätherisch-öligen würzigen Frische. Man meint hier zu Beginn wirklich, frisch gemörserte Kardamomkapseln zu riechen, ja fast zu schmecken, kurz bevor sie in einen arabischen Kaffee als Gewürz gegeben werden. Dieser Kardamomgeruch wird durch zitrische Noten, die mir orangig, aber sehr leicht und luftig vorkamen (Bergamotte und Neroli in der Zutatenliste sind plausibel) eingerahmt und abgefedert. So wird es nicht zu derbwürzig, sondern behält eine geradezu spielerische, spritzige und fröhliche Frische. Dieses Motiv ist hochinteressant und hätte eine wundervolle Kopfnote für einen spannend durchkomponierten fantastischen Duft werden können. Aber leider kommt (für meine Nase) danach nicht mehr viel, außer ein paar lustlos dahin plätschernden Einzelnoten. Nach etwa einer Stunde vernehme ich deutlichen (durchaus nicht unangenehmen) Rosenduft, und nach nach etwa 4 Stunden flufft alles in einer diffusen süß-holzigen (nicht süßholzigen) Basis aus.
Mich erinnert das Ganze an die Skizze gebliebene Partitur eines großen Komponisten, die dann nach seinem Tod durch einen drittklassigen Schüler "vollendet" und dann auf den Markt geworden wurde. So wie das jetzt ist, ist es aber nicht inspirierend.
Abschließend sei bemerkt, dass dies mein zweiter Aesop-Test ist und meine zweite Enttäuschung in puncto Sillage und vor allem Haltbarkeit. Ich weiß, ein guter Duft muss nicht zwingend haltbar sein, auch nicht zwingend ein guter und teurer Duft. Aber bei einem preislich eher anspruchsvollen Duft des Genres "Orientale" mit Holz, Jasmin und Rose in der Zutatenliste erwarte ich durchaus, dass er mich durch den Tag begleitet. Dies ist hier nicht der Fall.
Fazit: Tolles und zu Marokko durchaus passendes Kardamom-Zitrus-Motiv, aber als Parfüm im Gesamteindruck enttäuschend.
Die andere Frage ist, ob wir "im Westen" mit diesen marokkanischen Städten auch etwas jeweils ganz Spezifisches verbinden, ober ob ihre Namen für uns doch eher austauschbare Chiffres darstellen, bei denen jeweils ein prächtiger almoravidischer Königspalast mit Garten, ein Souk mit Gewürzsäcken und ein Kaffee in der Kupferkanne (oder ein stark gezuckerter Tee mit viel frischer Minze im Glas) vor unserem inneren Auge erscheinen. Ich vermute, den Leuten von Aesop (zu denen ich bereits im meinem Kommentar zu "Hwyl" ein paar wenig schmeichelhafte Zeilen geschrieben haben) ging es bei der Namensgebung dieses Duftes hier eher im Sinne der zweiten Alternative darum, ein leicht erkennbares Zeichen zu setzen "orientalischer Duft", als an spezielle Marrakechiensia anzuknüpfen. Was den Namenszusatz "Intense" betrifft (den ich neben dem Begriff "Marrakech" als ästhetisch unpassend empfinde, und den ich im Übrigen eher als Scherz begreife, dazu komme ich noch), so erinnert er uns daran, dass der Duft anscheinend als Flanker zu "Marrakech" aus demselben Hause seinen Ursprung genommen hat, heute aber alleine übrig geblieben ist, denn "Marrakech" ist vom Markt verschwunden. Wenn der "Marrakech" seligen Angedenkens noch weniger "intense" als "Marrakech Intense" war, dann ist dieses Verschwinden auch mehr als berechtigt.
Trotz des knallig-orientalischen Namens ist "MI" kein typischer, und wahrlich auch kein langweiliger oder gar gewöhnlicher Orientale. Vor allem ist er weder schwer noch allzu süß. Ich kenne eigentlich keinen anderen Duft dieser Art. Der Markenkern dieses Dufts, der "Falke" sozusagen, ist das Kardamom-Zitrus-Motiv in der Kopfnote. Die in den bisherigen Kommentaren und Statements genannte Nelke nehme ich als überhaupt nicht dominant, ja kaum gesondert spürbar wahr, sie rundet das Geschehen wirklich nur ab. Völlig unverkennbar ist dagegen der Kardamom mit seiner ganz besonderen ätherisch-öligen würzigen Frische. Man meint hier zu Beginn wirklich, frisch gemörserte Kardamomkapseln zu riechen, ja fast zu schmecken, kurz bevor sie in einen arabischen Kaffee als Gewürz gegeben werden. Dieser Kardamomgeruch wird durch zitrische Noten, die mir orangig, aber sehr leicht und luftig vorkamen (Bergamotte und Neroli in der Zutatenliste sind plausibel) eingerahmt und abgefedert. So wird es nicht zu derbwürzig, sondern behält eine geradezu spielerische, spritzige und fröhliche Frische. Dieses Motiv ist hochinteressant und hätte eine wundervolle Kopfnote für einen spannend durchkomponierten fantastischen Duft werden können. Aber leider kommt (für meine Nase) danach nicht mehr viel, außer ein paar lustlos dahin plätschernden Einzelnoten. Nach etwa einer Stunde vernehme ich deutlichen (durchaus nicht unangenehmen) Rosenduft, und nach nach etwa 4 Stunden flufft alles in einer diffusen süß-holzigen (nicht süßholzigen) Basis aus.
Mich erinnert das Ganze an die Skizze gebliebene Partitur eines großen Komponisten, die dann nach seinem Tod durch einen drittklassigen Schüler "vollendet" und dann auf den Markt geworden wurde. So wie das jetzt ist, ist es aber nicht inspirierend.
Abschließend sei bemerkt, dass dies mein zweiter Aesop-Test ist und meine zweite Enttäuschung in puncto Sillage und vor allem Haltbarkeit. Ich weiß, ein guter Duft muss nicht zwingend haltbar sein, auch nicht zwingend ein guter und teurer Duft. Aber bei einem preislich eher anspruchsvollen Duft des Genres "Orientale" mit Holz, Jasmin und Rose in der Zutatenliste erwarte ich durchaus, dass er mich durch den Tag begleitet. Dies ist hier nicht der Fall.
Fazit: Tolles und zu Marokko durchaus passendes Kardamom-Zitrus-Motiv, aber als Parfüm im Gesamteindruck enttäuschend.
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