Aigner Black for Men 2004 Eau de Toilette

Plainsong
19.09.2015 - 13:56 Uhr
21
Top Rezension
7
Duft

Die angenehme Totalverweigerung eines Statements

Manchmal ist es ja die größere Kunst, auf etwas zu verzichten, zurückzutreten, stilvoll zu schweigen, als Dinge gut, schön oder unterstützenswert zu finden. Es ist leicht, zu brüllen, euphorisch zu jubeln und sich permanent in der Mitte der Welt zu fühlen. Zurückhaltung, einfach mal nichts sagen, in sich selbst ruhen – das bleibt dann ja wohl selten bei anderen hängen.
Genau dieses Understatement fängt Aigner black aber ganz wunderbar ein. Staubig-trocken eröffnet es, sehr ernst und würdig, im ersten Moment erweckt es Erinnerungen an das vollkommen humorlose Encre Noire von Lalique, mit einer Schwermütigkeit, die förmlich nach Kafkas „Prozess“ riecht – als Bleistiftnote in vorangegangenen Kommentaren beschrieben. Wächsern, starr, streng – genau so eröffnet Aigner black.
Erfreulicherweise konterkariert es sein Anti-Bekenntnis schnell. Wo Encre noire humorlos bleibt und endlos über Verwaltungsakte, Zivilprozessordnung und die Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklung leblost, entwickelt Aigner black schnell eine Cremigkeit, wird geschmeidig und sogar ein bisschen kuschelig. Ganz wunderbar unprollig bleibt es dabei, mäandert mehr mit der Geduld eines mittleren Alpengletschers durch den Raum als in irgendeiner Form laut, aufdringlich oder oktoberfestig zu werden.
Und die Wärme bleibt dann auch. Keine schwülstige Überhitztheit, keine Eile, in fünf Sekunden Nasenkontakt vereinnahmen zu müssen, keine ultramaskuline Hormonwallung, die durch übertriebene Süße ins Gegenteil verdreht werden müsste – Aigner black muss man tragen können, weil man auf vieles verzichten kann. Oder es einfach nicht nötig hat.
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