Dahn Oudh Al Shams 2001

Apicius
25.03.2012 - 18:42 Uhr
27
Top Rezension
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft

Ungewohnt, aber tragbar

Erst mal möchte ich mich nochmal bei AbuSafiyya bedanken, der mir sein fast unbenutztes Dahn Oud Al Shams geschenkt hat. Wir alle haben das Problem, dass wir kaum Gelegenheit haben, arabische Parfums kennen zu lernen. In den Nischenparfümerien werden sie nicht angeboten, und es gibt nur wenige Online Shops wie etwa den orientmisk.de von AbuSafiyya, welche Proben versenden.

Besonders die teureren Parfums haben hierzulande noch kein Publikum. So freue ich mich sehr, endlich ein echtes arabisches Dehnal Oud kennen zu lernen, welches preislich und qualitativ im Bereich guter Nischenparfümerie angesiedelt ist.

Der erste Kontakt mit Dahn Oudh Al Shams ist erst mal ein Schock. Für das, was einem da an Geruch entgegenschlägt, könnte man die abfällige Bezeichnung „Alle Düfte des Orients“ verwenden. Ich rieche eine überbordende Bandbreite animalisch-fruchtiger Aromen, und unwillkürlich schreckt man zurück. Ja, das ist pervers gut: Pferdeäpfel, Kuhscheiße, Silage, Rindenmulch – diese Vergleiche darf man von ungeschulten und anderes gewohnten westlichen Nasen erwarten. Auch bei mir entsteht die Assoziation eines Komposthaufens, auf dem Holzspäne süßlich und säuerlich vor sich hin rotten.

Es gehört gleichermaßen zu den Geheimnissen des menschlichen Geruchssinns wie auch der arabischen Parfümeurskunst, dass an sich eklige Noten, die mit Verfall zu tun haben, so attraktiv sein können. Neben dem verpilzten Oud rieche ich hier Fruchtigkeit, aber auch holzig-ätherische Noten. Natürlich ist man erst mal sehr zurückhaltend und lässt es bei einem Spritzer bewenden. Doch lange dauert es nicht und ich will mehr davon! Der ziemlich befremdliche Auftakt geht über in eine schöne, wärmende Muffigkeit und Holzigkeit - typisch für Oud.

Um indisches Oud soll es sich handeln, erfahren wir von Ajmal, und das gilt als besonders kräftig. Hier fehlt mir die Erfahrung, ob wir „indisch“ als Synonym für diese besonders animalisch-fäkale Seite von Oud nehmen können. Jedenfalls sehe ich eine gewisse Verwandtschaft zu Al Haramains preiswerterem Oud Ma'Al Ward, welches ich mir niemals im Sortiment einer westlichen Marke vorstellen könnte.

Dahn Oudh Al Shams wird als Eau de Parfum bezeichnet, doch ich zögere, mich dem anzuschließen. Der Duft beginnt opulent und kräftig, zieht sich dann aber sehr schnell in eine ganz leichte Holzigkeit und Muffigkeit zurück. An sich ist das ein Verhalten, wie man es von Düften der sogenannten Naturparfümerie kennt, die auf chemische Fixierstoffe verzichten. Also kein schlechtes Zeichen. In dieser preislichen Kategorie sollte man keine künstlichen Ersatzstoffe als vorgebliches Oud erwarten müssen. Doch nach etwa fünf Stunden möchte ich den holzigen Rest, der dann noch auf meiner Haut ist, nicht mehr als Basisnote gelten lassen.

Ajmal verkauft neben dem Eau de Parfum noch eine „Special Edition“, welche kräftiger und länger anhaltend sein soll – aber man muss es ja auch nicht gleich übertreiben. Ich werde mit dem so bezeichneten Eau de Parfum gut zurechtkommen!

In Internetforen wird beim Vergleich verschiedener Dehnal Ouds das Al Shams als weniger anfängertauglich beschrieben. Dem ist vermutlich zuzustimmen. Es ist weit weg von den meisten Oud-Parfums im Montale-Stil, die von so vielen westlichen Marken auf den Markt geschmissen werden. Wenn ich hier einen Vergleich mit Bekannterem anstellen sollte, so würde ich unterscheiden – die Kopfnote ist unbeschreiblich und unvergleichbar, doch die ruhige und zurückhaltende Basis von Al Shams wäre im Stil nicht so weit weg von Creeds Royal Oud. Lediglich wirkt sie wärmender und freundlicher.

Der schwere, ornamentale Flakon ist bei mir in guten Händen, er wird sich leeren.
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