L'Aventure Al Haramain / الحرمين
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Top Rezension
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt
Als ich an einem Wochenende mit viiiiieeeel Freizeit und ausnahmsweise weeeenig Plan auf dem Sofa rumgelümmelt habe, bin ich wieder mal etwas ausführlicher durch die Parfumo-Welt gesurft. Um dann die 2.842ste Rezension über Aventus zu überfliegen und irgendwo einen Querverweis auf L‘Aventure zu finden. Da mir weder der Duft als solcher noch das Haus Al Haramain in der Vergangenheit großartig untergekommen sind, war meine Neugier geweckt.
Und als ich einen 100ml Flakon für 40 Euro schießen konnte, dachte ich mir, da hast schon dümmer Geld ausgegeben, also blind bestellt. Mit einer durchaus geringen Erwartungshaltung, denn es gibt auch Düfte, die gut und gerne das zehnfache dessen kosten, was hier aufgerufen wurde. 100ml Flakons in dieser Preisklasse finden sich entweder in irgendwelchen Drogeriemärkten oder second hand bei nur noch mäßiger Füllung.
Das Teil kam und ich war zunächst positiv überrascht von einer doch recht ordentlich wirkenden Verpackung. Schöner Klappmechanismus, klar, hat man auch schon noch hochwertiger gesehen, aber in Relation zum Preis durchaus gut gemacht. Der Flakon selbst dann ebenfalls optisch gefällig, ein leicht verspiegelter Würfel mit einem Sichtfenster plus satt einrastendem Verschluss. Die ebenfalls quadratische Verschlusskappe ist für einen sicheren Griff rundum gummiert und besitzt oben ein Metallquadrat, auf dem der Firmenname eingeprägt ist. Okay, das Plättchen ist nicht wirklich aus Aluminium oder Metall, sondern an Ende des Tages gecoatetes Plastik, stört aber den guten Gesamteindruck keineswegs.
Um an den Inhalt zu gelangen, Sprüher betätigen und ja, auch dieser erfüllt seinen Job zu meiner vollen Zufriedenheit, sowohl von der Dosierung wie auch der Zerstäubung her.
Und dann die erste Wahrnehmung: Kenn ich doch! Nein, ich stelle keinen Vergleich zu Aventus her, vielmehr zu Royal Vintage. Fast eine 1:1-Variante des von mir über lange Zeit als Signatur getragenen Micallef-Dufts. Eine geradezu unglaubliche Ähnlichkeit, bei der man sich zwangsweise die Frage stellt, ob es denn nur reiner Zufall ist, oder ob hier jemand, nein, nicht geklaut, sondern sich hat inspirieren lassen ;-) Ein Schelm….
Ich habe das zur Kenntnis genommen, noch einmal nachgespürt und dann erst mal einige Stunden wirken, will sagen, ziehen lassen. Tatsächlich bergen Aventure, Aventus und Royal Vintage viele Gemeinsamkeiten in sich. Und dennoch unterscheiden sie sich in Nuancen, die allerdings so fein sind, dass sie nur ein absoluter Kenner wirklich wahrzunehmen in der Lage ist. Denn Bergamotte und Zitrone bilden einen gemeinsamen Auftakt. L‘Aventure startet noch einen Tick frischer als die Mitbewerber, offenbar ist die Zitro-Komponente hier etwas ausgeprägter verarbeitet. Wo aber beim Aventus die Ananas noch durchschimmert, fehlt dieses Element den beiden anderen komplett. Auch im dry down sehe ich Unterschiede, auch hier geht Aventus einen etwas anderen Weg, wird etwas rauchiger/muffiger und für mein Empfinden sogar leicht süßlich. Royal Vintage und Aventure schlagen einen anderen Weg ein, gehen deutlich verstärkt Richtung Patchouli-Note, ohne aber diese Ingredienz zu sehr zu betonen, was in beiden Fällen ein zumindest für meine Nase sehr verträgliches Ergebnis liefert.
Ich muss J.W. Goethes Faust bemühen, der damals den allseits bekannten Monolog „Nun steh ich da, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ von sich gab. Und so manchmal geht es mir durchaus ähnlich mit gewissen Düften. Diese adäquat und vor allen Dingen so objektiv wie möglich zu rezensieren, ist teilweise gar nicht so einfach. Ein Versuch ist es dennoch wert.
Der Royal Vintage ist für mich der Erwachsenste der Drei. Irgendwo angesiedelt zwischen beherrschend, kühl, nüchtern, frisch und vor allen Dingen selbstbewusst. Ein Businessduft par excellence.
Aventus als mutmaßliche benchmark. Gefühlt: Gerade in letzter Zeit zu einem Massenprodukt geworden, trotz des nach wie vor aberwitzigen Preisschildes. Alleinstellungsmerkmal durch die Ananas-Beigabe, aber einen dry down, der mir persönlich nicht soooooo gefällt.
L‘Aventure als absolut valide Alternative zu beiden. Vor allem bei der Preisgestaltung. Die anderen spielen diesbezüglich ja in einer vollkommen anderen Liga, aber - und das ist für mich die eigentliche Überraschung der Geschichte - ohne nennenswerte Vorteile zu bieten. Denn nicht nur der Preis spricht klar für das Al Haramain Produkt. Auch die Performance ist nicht von schlechten Eltern. Wer einmal mehr den Sprühkopf betätigt, stellt eine vergleichbare Haltbarkeit fest. Raumtest: Einmal im Büro in die Luft gesprüht, hat das Ding genug Überlebenskraft, sich den Weg bis in den Gang zu bahnen, was dort zwangsweise (positive) Kommentare provoziert. Zum Flakon habe ich bereits oben genug gesagt.
Und so bleibt am Ende ein klares Fazit. Großer Duft zum kleinen Preis. Enorm unterschätzt in allen Belangen. Ganzjährig tragbar und, sorry, liebe lgbtq-Gemeinde, für mich einfach total männlich. Frisch im Start, gefällig im dry down, so stell ich mir einen guten Duft vor. Aus meiner Sicht ganzjährig tragbar, im business jederzeit, für abends gibt es sicherlich auf- und anregendere Alternativen.
Testempfehlung!
Und als ich einen 100ml Flakon für 40 Euro schießen konnte, dachte ich mir, da hast schon dümmer Geld ausgegeben, also blind bestellt. Mit einer durchaus geringen Erwartungshaltung, denn es gibt auch Düfte, die gut und gerne das zehnfache dessen kosten, was hier aufgerufen wurde. 100ml Flakons in dieser Preisklasse finden sich entweder in irgendwelchen Drogeriemärkten oder second hand bei nur noch mäßiger Füllung.
Das Teil kam und ich war zunächst positiv überrascht von einer doch recht ordentlich wirkenden Verpackung. Schöner Klappmechanismus, klar, hat man auch schon noch hochwertiger gesehen, aber in Relation zum Preis durchaus gut gemacht. Der Flakon selbst dann ebenfalls optisch gefällig, ein leicht verspiegelter Würfel mit einem Sichtfenster plus satt einrastendem Verschluss. Die ebenfalls quadratische Verschlusskappe ist für einen sicheren Griff rundum gummiert und besitzt oben ein Metallquadrat, auf dem der Firmenname eingeprägt ist. Okay, das Plättchen ist nicht wirklich aus Aluminium oder Metall, sondern an Ende des Tages gecoatetes Plastik, stört aber den guten Gesamteindruck keineswegs.
Um an den Inhalt zu gelangen, Sprüher betätigen und ja, auch dieser erfüllt seinen Job zu meiner vollen Zufriedenheit, sowohl von der Dosierung wie auch der Zerstäubung her.
Und dann die erste Wahrnehmung: Kenn ich doch! Nein, ich stelle keinen Vergleich zu Aventus her, vielmehr zu Royal Vintage. Fast eine 1:1-Variante des von mir über lange Zeit als Signatur getragenen Micallef-Dufts. Eine geradezu unglaubliche Ähnlichkeit, bei der man sich zwangsweise die Frage stellt, ob es denn nur reiner Zufall ist, oder ob hier jemand, nein, nicht geklaut, sondern sich hat inspirieren lassen ;-) Ein Schelm….
Ich habe das zur Kenntnis genommen, noch einmal nachgespürt und dann erst mal einige Stunden wirken, will sagen, ziehen lassen. Tatsächlich bergen Aventure, Aventus und Royal Vintage viele Gemeinsamkeiten in sich. Und dennoch unterscheiden sie sich in Nuancen, die allerdings so fein sind, dass sie nur ein absoluter Kenner wirklich wahrzunehmen in der Lage ist. Denn Bergamotte und Zitrone bilden einen gemeinsamen Auftakt. L‘Aventure startet noch einen Tick frischer als die Mitbewerber, offenbar ist die Zitro-Komponente hier etwas ausgeprägter verarbeitet. Wo aber beim Aventus die Ananas noch durchschimmert, fehlt dieses Element den beiden anderen komplett. Auch im dry down sehe ich Unterschiede, auch hier geht Aventus einen etwas anderen Weg, wird etwas rauchiger/muffiger und für mein Empfinden sogar leicht süßlich. Royal Vintage und Aventure schlagen einen anderen Weg ein, gehen deutlich verstärkt Richtung Patchouli-Note, ohne aber diese Ingredienz zu sehr zu betonen, was in beiden Fällen ein zumindest für meine Nase sehr verträgliches Ergebnis liefert.
Ich muss J.W. Goethes Faust bemühen, der damals den allseits bekannten Monolog „Nun steh ich da, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ von sich gab. Und so manchmal geht es mir durchaus ähnlich mit gewissen Düften. Diese adäquat und vor allen Dingen so objektiv wie möglich zu rezensieren, ist teilweise gar nicht so einfach. Ein Versuch ist es dennoch wert.
Der Royal Vintage ist für mich der Erwachsenste der Drei. Irgendwo angesiedelt zwischen beherrschend, kühl, nüchtern, frisch und vor allen Dingen selbstbewusst. Ein Businessduft par excellence.
Aventus als mutmaßliche benchmark. Gefühlt: Gerade in letzter Zeit zu einem Massenprodukt geworden, trotz des nach wie vor aberwitzigen Preisschildes. Alleinstellungsmerkmal durch die Ananas-Beigabe, aber einen dry down, der mir persönlich nicht soooooo gefällt.
L‘Aventure als absolut valide Alternative zu beiden. Vor allem bei der Preisgestaltung. Die anderen spielen diesbezüglich ja in einer vollkommen anderen Liga, aber - und das ist für mich die eigentliche Überraschung der Geschichte - ohne nennenswerte Vorteile zu bieten. Denn nicht nur der Preis spricht klar für das Al Haramain Produkt. Auch die Performance ist nicht von schlechten Eltern. Wer einmal mehr den Sprühkopf betätigt, stellt eine vergleichbare Haltbarkeit fest. Raumtest: Einmal im Büro in die Luft gesprüht, hat das Ding genug Überlebenskraft, sich den Weg bis in den Gang zu bahnen, was dort zwangsweise (positive) Kommentare provoziert. Zum Flakon habe ich bereits oben genug gesagt.
Und so bleibt am Ende ein klares Fazit. Großer Duft zum kleinen Preis. Enorm unterschätzt in allen Belangen. Ganzjährig tragbar und, sorry, liebe lgbtq-Gemeinde, für mich einfach total männlich. Frisch im Start, gefällig im dry down, so stell ich mir einen guten Duft vor. Aus meiner Sicht ganzjährig tragbar, im business jederzeit, für abends gibt es sicherlich auf- und anregendere Alternativen.
Testempfehlung!
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