11.08.2011 - 20:14 Uhr
Apicius
1106 Rezensionen
Apicius
Sehr hilfreiche Rezension
10
Pervers gut!
Nicht jeder mag Oud, und gerne werden auf parfumo arabische Oud-Düfte abwertend mit dem Geruch von Kuhställen verglichen. Das ist genauso unpassend - und doch nicht ganz von der Hand zu weisen - wie jene abfällig für einige zitrische Noten gewählten Vergleiche mit Klosteinen, Haushaltsreinigern und dergleichen.
Der Geruch von frischer Kuhscheiße ist selbst Stadtbewohnern nicht immer unangenehm – warum sonst macht man Ferien auf dem Bauernhof? Doch wehe dem Urlauber, der sich statt auf der Alm in einem Schweinemastbetrieb einmietet! Dieser süßliche Geruch ist schier unerträglich – Generationen von Jurastudenten schrieben schon bau- und nachbarschaftsrechtliche Klausuren über solche Betriebe, welche den Wohngebieten zu nahe kommen. Und manch ein Vegetarier lehnt besonders den Verzehr von Schweinefleisch mit Hinweis auf die genetische Verwandschaft zum Menschenfleisch ab.
Bewegen wir uns in diesen Vergleichen, dann riecht Oudh Ma'Al Wardh eindeutig nach Schweine- und nicht nach Kuhstall. Der Duft ist süßlich-blumig-erdig: eine Kombination, die mir bislang noch nirgends begegnet ist. Was das jedoch genau für Blumen sind – das kann ich nicht recht erkennen. Auf der Webseite von Al Haramain drückt man sich bei den Parfumbeschreibungen zwar blumig aus – verraten tun sie aber nichts!
Als Verriss möchte ich diesen Vergleich freilich nicht verstanden wissen. Der erste Eindruck nach dem Aufsprühen ist durchaus faszinierend. Da ist dieses Das-kenne-ich-doch-Gefühl, und man forscht nach Eindrücken aus der frühen Kindheit (Hustensaft?), die einem diesen fremdartigen Geruch doch so seltsam vertraut vorkommen lassen. Hier sei angemerkt, dass die Schweinestall-Assoziation noch nicht die Antwort auf die Frage ist - darum Schluß damit.
Die Blumigkeit der Kopfnote tritt nur wenig zurück, integriert sich aber doch in einen Duft, der vielleicht holzig-erdig ist. Die klassische Rose-Oud-Kombination à la Montale ist das nicht – es geht ganz grob eher in die bei Micallef zu findende honigartige Richtung. Statt Rose sehe ich hier eher weiße Blüten: Gardenie? Tuberose? Ggf. auch Maiglöckchen? Die Oud-Note kommt mir natürlicher vor als woanders – sie ähnelt mehr dem Dufteindruck eines puren Oud-Öls, das ich einmal riechen durfte.
Ja, das ist schon spannend – die Attraktivität von Oudh Ma'al Wardh speist sich aus dem Gegensatz von Blumigkeit und Süße einerseits – und der muffigen, verpilzten Holzigkeit andererseits. Doch auch diese Holzigkeit ist nicht alltäglich. Vielleicht ist etwas Sandelholz dabei, doch ich rieche eine ganz leichte Tendenz zur eher verbrannten, verkokelten und damit lakritzartigen Ausprägung, wie sie im Extrem in der künstlichen Note „Kaschmirholz“ vorkommt - bekannt aus einigen wenigen westlichen Parfums (Encré Noire, Aoud Gourmet). Auf jeden Fall wird uns hier eine Facette gezeigt, wie sie noch kein westlicher Parfumhersteller aufgegriffen hat, um mal eben schnell auf der Oud-Welle mit zu reiten.
So extrem, wie die Noten von Oudh Ma'Al Ward sind – so zurückhaltend sind Intensität, Projektion und Haltbarkeit. Ich werte das als Zeichen von Qualität: Oudh Ma'Al Ward wird für 70 Dirham (AED) angeboten (ohne Versand), das sind nur etwa 13 €! Ich habe den Eindruck, das bisschen Oud, das hier drin ist, ist natürlichen Ursprungs. Dies gilt jedenfalls für die getestete, als Eau de Parfum bezeichnete Variante - das Parfumöl ist mit 250 AED deutlich teurer, aber immer noch erschwinglich. Extreme Duftnoten in dieser Dezenz ergeben ein Parfum, das gleichermaßen spannend wie tragbar ist.
Dass das Eau de Parfum vielleicht eher ein Eau de Cologne ist - darüber sehen wir bei dieser Preisgestaltung gerne weg.
Oudh Ma'al Wardh kommt auf die Wunschliste. Vielen Dank an AbuSafiyya für diese Erfahrung! Weiß jemand, wo man dieses Parfum am besten kauft?
Der Geruch von frischer Kuhscheiße ist selbst Stadtbewohnern nicht immer unangenehm – warum sonst macht man Ferien auf dem Bauernhof? Doch wehe dem Urlauber, der sich statt auf der Alm in einem Schweinemastbetrieb einmietet! Dieser süßliche Geruch ist schier unerträglich – Generationen von Jurastudenten schrieben schon bau- und nachbarschaftsrechtliche Klausuren über solche Betriebe, welche den Wohngebieten zu nahe kommen. Und manch ein Vegetarier lehnt besonders den Verzehr von Schweinefleisch mit Hinweis auf die genetische Verwandschaft zum Menschenfleisch ab.
Bewegen wir uns in diesen Vergleichen, dann riecht Oudh Ma'Al Wardh eindeutig nach Schweine- und nicht nach Kuhstall. Der Duft ist süßlich-blumig-erdig: eine Kombination, die mir bislang noch nirgends begegnet ist. Was das jedoch genau für Blumen sind – das kann ich nicht recht erkennen. Auf der Webseite von Al Haramain drückt man sich bei den Parfumbeschreibungen zwar blumig aus – verraten tun sie aber nichts!
Als Verriss möchte ich diesen Vergleich freilich nicht verstanden wissen. Der erste Eindruck nach dem Aufsprühen ist durchaus faszinierend. Da ist dieses Das-kenne-ich-doch-Gefühl, und man forscht nach Eindrücken aus der frühen Kindheit (Hustensaft?), die einem diesen fremdartigen Geruch doch so seltsam vertraut vorkommen lassen. Hier sei angemerkt, dass die Schweinestall-Assoziation noch nicht die Antwort auf die Frage ist - darum Schluß damit.
Die Blumigkeit der Kopfnote tritt nur wenig zurück, integriert sich aber doch in einen Duft, der vielleicht holzig-erdig ist. Die klassische Rose-Oud-Kombination à la Montale ist das nicht – es geht ganz grob eher in die bei Micallef zu findende honigartige Richtung. Statt Rose sehe ich hier eher weiße Blüten: Gardenie? Tuberose? Ggf. auch Maiglöckchen? Die Oud-Note kommt mir natürlicher vor als woanders – sie ähnelt mehr dem Dufteindruck eines puren Oud-Öls, das ich einmal riechen durfte.
Ja, das ist schon spannend – die Attraktivität von Oudh Ma'al Wardh speist sich aus dem Gegensatz von Blumigkeit und Süße einerseits – und der muffigen, verpilzten Holzigkeit andererseits. Doch auch diese Holzigkeit ist nicht alltäglich. Vielleicht ist etwas Sandelholz dabei, doch ich rieche eine ganz leichte Tendenz zur eher verbrannten, verkokelten und damit lakritzartigen Ausprägung, wie sie im Extrem in der künstlichen Note „Kaschmirholz“ vorkommt - bekannt aus einigen wenigen westlichen Parfums (Encré Noire, Aoud Gourmet). Auf jeden Fall wird uns hier eine Facette gezeigt, wie sie noch kein westlicher Parfumhersteller aufgegriffen hat, um mal eben schnell auf der Oud-Welle mit zu reiten.
So extrem, wie die Noten von Oudh Ma'Al Ward sind – so zurückhaltend sind Intensität, Projektion und Haltbarkeit. Ich werte das als Zeichen von Qualität: Oudh Ma'Al Ward wird für 70 Dirham (AED) angeboten (ohne Versand), das sind nur etwa 13 €! Ich habe den Eindruck, das bisschen Oud, das hier drin ist, ist natürlichen Ursprungs. Dies gilt jedenfalls für die getestete, als Eau de Parfum bezeichnete Variante - das Parfumöl ist mit 250 AED deutlich teurer, aber immer noch erschwinglich. Extreme Duftnoten in dieser Dezenz ergeben ein Parfum, das gleichermaßen spannend wie tragbar ist.
Dass das Eau de Parfum vielleicht eher ein Eau de Cologne ist - darüber sehen wir bei dieser Preisgestaltung gerne weg.
Oudh Ma'al Wardh kommt auf die Wunschliste. Vielen Dank an AbuSafiyya für diese Erfahrung! Weiß jemand, wo man dieses Parfum am besten kauft?
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