Library Collection - Opus IV 2010

DuftDoktor
23.05.2014 - 15:46 Uhr
11
Top Rezension
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
3
Duft

Diesen Hagebuttentee musste ich soeben abschrubben

Grundsätzlich schreibe ich Kommentare über mich begeisternde Düfte. An dieser Stelle halte ich jedoch ein Wort der Warnung für angebracht.

Die Duftpyramide liest sich spannend. Die meisten Vorredner und Bewerter (der Durchschnitt liegt momentan bei 78 %) sind von dem Duft überzeugt. Die Bewertungsverteilung deutet allerdings darauf hin, dass es eine stabile Minderheit von Parfümfans gibt, welche den Duft ganz und gar nicht mag. So auch ich.

Schlecht ist der Duft nicht, aber anstrengend und für mich im wahrsten Sinn des Wortes untragbar. Denn nach den schönen Agrumen der 90-Sekunden-Kopfnote bleibt auf meiner Haut nur noch Hagebuttentee mit Weihrauch übrig. Wer das mag, bitte sehr. Bei mir verfängt dieses (zugegebenermaßen Amouage-typisch gut umgesetzte) Duftkonzept nicht.

Der Hagebuttentee erinnert an „Regio“ von XerJoff, wo nach einer spektakulären prickelnden Kopfnote nur noch Malventee (Ambrettesamen) übrig bleibt. Das ist einfach anstrengend und geht nur an wenigen Tagen im Jahr, finde ich. Und Malventee riecht als Parfüm für mich immer noch etwas besser als Hagebuttentee. Außerdem ist die Kopfnote bei „Regio“ etwas ganz Außerordentliches, während bei „Opus IV“ die ultrakurze Kopfnote zwar schön ist, aber nichts Einzigartiges oder Überraschendes darstellt. Also bleibt „Regio“ in meiner Sammlung, während „Opus IV“ dort nie aufgenommen werden wird.

Also testet bitte ausgiebig, bevor Ihr Euer Portemonnaie zückt! Und überlegt, wie oft Ihr diesen Duft tatsächlich tragen werdet. Ich bezweifle, dass die meisten Käufer dieses Duftes nach, sagen wir, einem Jahr ihre Kaufentscheidung nicht bereuen. (Über Erfahrungsberichte würde ich mich freuen.)

Bislang hat mich kein Duft der Opus-Linie überzeugt. Dabei halte ich von Amouage durchaus etwas, aber nur rund ein Fünftel der Düfte finde ich toll. Beispielsweise ist „Jubilation 25 Woman“ mein zehntliebster Duft. Bei Amouage muss man wohl genau hinschauen und sollte die Düfte der Marke nicht über einen Kamm scheren.

So ist es zwar bei den allermeisten Marken, aber bei so hochpreisigen Düften wirkt sich ein Fehlkauf eben am schmerzhaftesten aus: Neben dem Selbsteingeständnis des Versagens, der Inkompetenz, des Dem-Kaufrausch-erlegen-Seins kommt noch der Verdacht hinzu, man sei der suggerierten Korrelation zwischen Preis und Qualität/Spektakularität auf den Leim gegangen. Wie viele Leute hat Amouage dadurch schon in Depressionen gestürzt?

Na ja, zum Glück gibt es noch die Möglichkeit, sich einen Duft schönzureden. Man muss sich halt zwingen. (Ihr kennt sicherlich den schwäbischen Scherz mit dem Nahrungsmittel-Bettler: „Was, se hen seit drei Dage nix g'ässa?! – Ha, se misset sich halt zwenge!“)

Damit Ihr zuverlässig nicht zwischen Depression und Selbstbetrug wählen müsst, wiederhole ich nochmals die Empfehlung, den Duft vor einem Kauf auf Herz und Basis, äh, Nieren zu untersuchen.
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