The Exceptional Extraits

Reflection 45 2021

LVCAS
27.10.2021 - 09:10 Uhr
42
Top Rezension
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Der Ältere

Zufällig erfuhr ich im Ticker von diesem Release!

Auf Interlude 53 folgen also drei weitere bekannte Düfte, deren Konzentrationen erneut deutlich angehoben wurden: "Epic 56 Woman", "Honour 43 Woman" und "Reflection 45 Man".

Das sind by the way die offiziellen Titel der Düfte. Wundert mich, dass die bei den sonst herrschenden Research-Maßstäben so nicht aufgenommen und durchgewunken wurden, aber sei's drum - anderes Thema.

Reflection 45. In meiner Rezension zum Interlude 53 sprach ich davon, dass es sich um eine neue Konzentration handelt und dem entspricht Amouage mit seiner neuen Definiton: "Exceptional Extrait". Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass die als "EDP" deklarierten Düfte aus dem Haus durchweg einen ca. 20 % - 25 % hohen Düftölanteil aufweisen, dann sprechen wir so oder so über "Parfum / Extrakt". Hier kann man Amouage wirklich loben, da sie niedriger deklarieren als sie könnten und aber höher anbieten. Im Designer-Segment wird das ja gerne häufig andersherum gelebt.

Die "45" im Namen steht wieder für den prozentualen Anteil der Duftöle in diesem Parfum und wahrscheinlich die maximale Menge, die bei der Herstellung erreicht werden konnte und sich noch innerhalb bestimmter "Anti Allergens Standards" befindet.

Zur Einordnung stellt Amouage das schön auf der eigenen Homepage dar:

Eau de Cologne (EDC) 3% - 10% oils
Eau de Toilette (EDT) 5% - 15% oils
Eau de Parfum (EDP) 15% - 20% oils
Parfum / Extrait 20% - 30% oils
Amouage Reflection 45 Man - 45% oils

Die Reifeprozesse der ersten Charge betragen 10 Wochen Maturation + 6 Wochen Mazeration, sprich insgesamt wurde der Prozess auf 4 Monate ausgedehnt.

Zur Erklärung:

Maturation = Reifung des Duftkonzentrats vor Hinzufügen von Alkohol.
Mazeration = Reifung der fertigen Mischung, also nach Hinzufügen von Alkohol.

Anders als bei Interlude 53 wurde die DNA durch das Hinzufügen einiger neuer Inhaltsstoffe auf dem Papier stark verändert. Doch lasst euch davon nicht täuschen, denn jeder der den originalen Reflection kennt, wird ihn sofort nach dem Aufsprühen wiedererkennen.
Im Vergleich jedoch entschieden dunkler interpretiert und ohne freudestrahlendes Lächeln.
Vor allem zu Beginn bekomme ich Lavendel und gleichzeitig ist er stark pudrig in der Wahrnehmung was mir wirklich gefällt!
Er ist würziger als das Original, behält aber trotzdem seine balsamisch-weiche Wärme und ich kann nicht feststellen, dass er durch besonders süße, harzige oder rauchige Züge angriffslustig aus der Reihe tanzt. Seine ursprüngliche Blüte trägt er bei sich und bleibt in der weiteren Entwicklung sehr beruhigend und klingt leise nach und nach ab.
Die sanfte Umarmung von frischen, butterweichen Blumen ist nicht mehr so liebevoll wie sie einst war. Trotzdem empfinde ich ihn als einen ausgesprochen harmonischen und runden Duft.

Die erhöhte Konzentration schafft in Verbindung mit der veränderten DNA eine reife Alternative, die es sich definitiv zu testen lohnt, doch verrät der ehrliche Blick in den Spiegel vor allem eines:
Er ist älter geworden. Das macht ihn per se nicht schlechter, denn nach 14 Jahren ist es natürlich sich weiterzuentwickeln. Auch bei uns.

Zum Schluss eine letzte Anmerkung:

Der Duft wird nach relativ kurzer Zeit unfassbar leise. Das habe ich selten erlebt und ist für meinen Geschmack zu ausgeprägt. Ja, wir sprechen über ein im Kern Extrait und das bringt diese Konzentration üblicherweise mit sich. Das ist vollkommen in Ordnung und gilt insbesondere für die, die sich womöglich nach dem Testen darüber wundern. Nicht jeder Duft muss oder will ein Schreihals sein und ich bin mir sicher, dass das kein primäres Ziel bei der Herstellung dieses Duftes war, daher der freundliche Gedankenanstoß Parfums und insbesondere ihn hier nicht gleich aufgrund dessen zu diskreditieren.
Ich wünsche euch ein duftendes Vergnügen beim Testen!
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