06.02.2019 - 09:54 Uhr
Hirondelle
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Hirondelle
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22
Im Schatten des Waldes im Buchengezweig, da regts sich und raschelt und flüstert sogleich..
Aktuell teste ich mich durch die Reihe von AL und ich muss sagen, wenn sie eins sind, dann sind sie anders. Die Frage ist immer, wie wollen wir eigentlich riechen? Wollen wir, dass der Duft mit unserem eigenen so verschmilzt und harmonisch zusammenkommt? Wollen wir überraschen? Wollen wir etwas wagen? Suchen wir DEN Signaturduft oder suchen wir etwas, was wir so noch nicht aufgelegt haben? Wie riecht ein weiblicher Duft, wie ein männchlicher und wer legt das eigentlich fest? Möchten wir für uns selbst gut riechen oder soll der Partner oder die Partnerin diesen Duft lieben? Ich lerne für mich aktuell, dass ich mich von den Präferenzen meines Partners betreffend eines Parfums das ich trage unabhängiger machen möchte (wie geht es Euch dabei?). Natürlich möchte ich in seiner Wahrnehmung nicht stinken, aber er darf auch gern lernen, auszuhalten, dass ich mich in diese und jene Richtung auch mal ausprobiere und mich als Menschen verstehe, für in den es betreffend Düfte vor allem für einen selbst stimmen muss. Das klingt vielleicht seltsam und selbstverständlich, aber für mich war es das nicht immer (wie ist das für Euch?).Dies ist der dritte in der Reihe, welchen ich teste, aber der erste, den ich kommentieren werden.
Aber jetzt zu Grimoire:
Wahrnehmung.
Der Duft kommt zunächst dunkel-essenz-schwarz daher, aber nicht so schwarz wie l'eau scandaleuse (man könnte von fifty shades of black sprechen). Zunächst ziemlich obscure Dunkelheit, als müssten sich die Augen (bzw. Nasen) erst mal daran gewöhnen. Nach einer gewissen Zeit erst kommen die verschiedenen Schattierungen hervor, wollen erobert werden und dann immer mehr gesehen werden. Der Name passt wunderbar, die Komposition ist ausgewogen und strahlt eine Klarheit aus, die mich fasziniert. Das Bild eines noch im Dunklen liegenden Märchenwaldes ist treffend, die Zauberpflanzen umschlängeln einen, die genannten Duftnoten sind gut herausriechbar. Im Dunklen treten kleine Lichter stärker hervor, in der Kopf-/Herznote ist dieser Duft am besten. Grün und vor allem bereits schnell herrlich moosig (tippe auf Eichenmoss), holzig im Herz, sobald die Sonne langsam den Wald bestrahlt und die ersten Schatten malt. Bei Tagesanbruch schwindet langsam das Faszinierende, das gar Koboldhafte, der Duft wird ruhig, eine mit der Haut zerschmelzende Lederbasis bleibt, die Welt wird wieder menschlicher, normaler, gefälliger, als wäre nichts gewesen und doch weiss man, die letzte Nacht war magisch.
Mir kommt da ein Stück von Schumann in den Sinn, manche der Verse passen für mich sehr auf die Wirkung bzw. auf den Duftverlauf:
Im Schatten des Waldes, im Buchengezweig,
da regt's sich und raschelt und flüstert zugleich.
Es flackern die Flammen, es gaukelt der Schein
um bunte Gestalten, um Laub und Gestein.
(…)
Dann ru'hn sie ermüdet von nächtlichen Reih'n.
Es rauschen die Buchen in Schlummer sie ein.
Und die aus der glücklichen Heimat verbannt,
sie schauen im Traume das glückliche Land.
Doch wie nun im Osten der Morgen erwacht,
verlöschen die schönen Gebilde der Nacht,
es scharret das Maultier bei Tagesbeginn,
fort zieh'n die Gestalten, wer sagt dir wohin?
Aus Zigeunerleben, op. 29/ 3
https://www.youtube.com/watch?v=jPzYHSihrKs
Wirkung.
Der Duft wirkt auf mich zunächst eher männlich, daher bat ich meinen Mann, ihn damit sanft bestäuben zu dürfen. Ich war hin und weg und hätte am liebsten meine Nase angeheftet. Es roch so anders, dunkel, wie ich mir den Duft von Ebenholz vorstelle, als wäre bereits eine Oudbasis herausriechbar. Leider teilte er meine Begeisterung nicht, "zu viel Weihrauch". Schade. Ich verfolgte dem Verlauf auf meiner Haut und war überrascht, durchaus tragbar für Frauen, da sich nach und nach eine gewisse Wärme und Sanftheit erschnuppern lässt (ich merke gerade, wie sehr Stereotype da zum Vorschein kommen). Wäre der Duft so rabenschwarz geblieben, hätte ich ihn mir an mir nicht vorstellen können, denn so duster sehe ich mich nicht.
Zurück zu meinen Fragen am Anfang: In der Psychologie gehen wir davon aus, dass jede Persönlichkeit aus vielen verschiedenen Anteilen besteht, welche auch im Widerspruch zueinander stehen können oder, wie ich finde, sich komplementär zueinander verhalten können. Genauso ist es für mich mit der "Usability" dieses Duftes. Wenn ich einen Duft rieche, dann bin ich gespannt, welchen Teil (oder auf welche Frage) er nun passen wird, auch je nach Kopf-/Herz-/Basisstadium und eher männliche oder eher weibliche Wirkung. Als Frau kann ich für mich sagen:
Kopfnote: eine sehr überraschende Wirkung, da eher herb, dunkel, moosig. Gewagt aufgrund stärkerer und schwarzer Sillage. Für einen Auftritt, für den man innerlich stark sein möchte und einen klaren Kopf braucht, aber auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein Voraussetzung ist.
Herznote: Signaturduftpotential, ausgewogen, holzig, menschlicher. Einklang mit mir selbst.
Basisnote: Tragbar, nicht mehr verwunderlich, gefällig (ein bisschen zu sehr).
Mein Mann mochte Herz/Basisnote gern an mir, aber er würde wohl nicht Hurra rufen, wenn ich ihn öfter nutzen würde.
Insgesamt:
Ich glaube, es wird ein Duft, um den ich weiter herumstreichen werde, immer mal wieder daran riechen, gucken, was passiert. Bereits jetzt ein sehr guter Gesamteindruck, ich war erstaunt zu sehen, dass nur ein einziger User diesen Duft besitzt (worauf basiert dann die Bewertung "Grimoire ist ein beliebter Duft"?!). Ich möchte gern ermutigen, ihn mal auszuprobieren und auf sich wirken zu lassen. Vielleicht lege ich ihn mir auch zu, das braucht aber noch Zeit.
Fort zieh‘n die Gestalten wer sagt mir wohin?
Aber jetzt zu Grimoire:
Wahrnehmung.
Der Duft kommt zunächst dunkel-essenz-schwarz daher, aber nicht so schwarz wie l'eau scandaleuse (man könnte von fifty shades of black sprechen). Zunächst ziemlich obscure Dunkelheit, als müssten sich die Augen (bzw. Nasen) erst mal daran gewöhnen. Nach einer gewissen Zeit erst kommen die verschiedenen Schattierungen hervor, wollen erobert werden und dann immer mehr gesehen werden. Der Name passt wunderbar, die Komposition ist ausgewogen und strahlt eine Klarheit aus, die mich fasziniert. Das Bild eines noch im Dunklen liegenden Märchenwaldes ist treffend, die Zauberpflanzen umschlängeln einen, die genannten Duftnoten sind gut herausriechbar. Im Dunklen treten kleine Lichter stärker hervor, in der Kopf-/Herznote ist dieser Duft am besten. Grün und vor allem bereits schnell herrlich moosig (tippe auf Eichenmoss), holzig im Herz, sobald die Sonne langsam den Wald bestrahlt und die ersten Schatten malt. Bei Tagesanbruch schwindet langsam das Faszinierende, das gar Koboldhafte, der Duft wird ruhig, eine mit der Haut zerschmelzende Lederbasis bleibt, die Welt wird wieder menschlicher, normaler, gefälliger, als wäre nichts gewesen und doch weiss man, die letzte Nacht war magisch.
Mir kommt da ein Stück von Schumann in den Sinn, manche der Verse passen für mich sehr auf die Wirkung bzw. auf den Duftverlauf:
Im Schatten des Waldes, im Buchengezweig,
da regt's sich und raschelt und flüstert zugleich.
Es flackern die Flammen, es gaukelt der Schein
um bunte Gestalten, um Laub und Gestein.
(…)
Dann ru'hn sie ermüdet von nächtlichen Reih'n.
Es rauschen die Buchen in Schlummer sie ein.
Und die aus der glücklichen Heimat verbannt,
sie schauen im Traume das glückliche Land.
Doch wie nun im Osten der Morgen erwacht,
verlöschen die schönen Gebilde der Nacht,
es scharret das Maultier bei Tagesbeginn,
fort zieh'n die Gestalten, wer sagt dir wohin?
Aus Zigeunerleben, op. 29/ 3
https://www.youtube.com/watch?v=jPzYHSihrKs
Wirkung.
Der Duft wirkt auf mich zunächst eher männlich, daher bat ich meinen Mann, ihn damit sanft bestäuben zu dürfen. Ich war hin und weg und hätte am liebsten meine Nase angeheftet. Es roch so anders, dunkel, wie ich mir den Duft von Ebenholz vorstelle, als wäre bereits eine Oudbasis herausriechbar. Leider teilte er meine Begeisterung nicht, "zu viel Weihrauch". Schade. Ich verfolgte dem Verlauf auf meiner Haut und war überrascht, durchaus tragbar für Frauen, da sich nach und nach eine gewisse Wärme und Sanftheit erschnuppern lässt (ich merke gerade, wie sehr Stereotype da zum Vorschein kommen). Wäre der Duft so rabenschwarz geblieben, hätte ich ihn mir an mir nicht vorstellen können, denn so duster sehe ich mich nicht.
Zurück zu meinen Fragen am Anfang: In der Psychologie gehen wir davon aus, dass jede Persönlichkeit aus vielen verschiedenen Anteilen besteht, welche auch im Widerspruch zueinander stehen können oder, wie ich finde, sich komplementär zueinander verhalten können. Genauso ist es für mich mit der "Usability" dieses Duftes. Wenn ich einen Duft rieche, dann bin ich gespannt, welchen Teil (oder auf welche Frage) er nun passen wird, auch je nach Kopf-/Herz-/Basisstadium und eher männliche oder eher weibliche Wirkung. Als Frau kann ich für mich sagen:
Kopfnote: eine sehr überraschende Wirkung, da eher herb, dunkel, moosig. Gewagt aufgrund stärkerer und schwarzer Sillage. Für einen Auftritt, für den man innerlich stark sein möchte und einen klaren Kopf braucht, aber auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein Voraussetzung ist.
Herznote: Signaturduftpotential, ausgewogen, holzig, menschlicher. Einklang mit mir selbst.
Basisnote: Tragbar, nicht mehr verwunderlich, gefällig (ein bisschen zu sehr).
Mein Mann mochte Herz/Basisnote gern an mir, aber er würde wohl nicht Hurra rufen, wenn ich ihn öfter nutzen würde.
Insgesamt:
Ich glaube, es wird ein Duft, um den ich weiter herumstreichen werde, immer mal wieder daran riechen, gucken, was passiert. Bereits jetzt ein sehr guter Gesamteindruck, ich war erstaunt zu sehen, dass nur ein einziger User diesen Duft besitzt (worauf basiert dann die Bewertung "Grimoire ist ein beliebter Duft"?!). Ich möchte gern ermutigen, ihn mal auszuprobieren und auf sich wirken zu lassen. Vielleicht lege ich ihn mir auch zu, das braucht aber noch Zeit.
Fort zieh‘n die Gestalten wer sagt mir wohin?
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