Arabesque Wood 2014 Eau de Toilette

Mariechen
04.01.2016 - 03:52 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
2.5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
10
Duft

Wunderbare Komposition - wo bleibt das Eau de Parfum?

Die Wahrheit ist - die meisten "& other stories" Düfte sind in meinen Augen, oder besser gesagt, für meine Nase, zum Sterben schön. Ganz ehrlich. Die Kompositionen sind teilweise wirklich ungewöhnlich, manchmal aber auch wohlig vertraut mit dem Wiedererkennungswert einer liebgewonnenen, olfaktorischen Kindheitserinnerung. Ich kann mich kaum satt schnuppern. Das Problem allerdings, welches ebenfalls alle, zumindest für mich, inne haben ist, dass sie relativ schnell "VERduften". Das kann man ihnen natürlich nicht ankreiden, denn es sind am Ende des Tages nur "Body Mists". Also echte DuftWÄSSERchen. Mir unverständlich, weshalb es nicht auch Eau de Parfums dieser feinen Lüftchen gibt - aber nun gut.
Lasst uns zum eigentlichen Duft kommen dem Arabesque Wood. Anders als der Titel versprechen könnte, wird man nicht in tiefdunkle Hölzer getaucht, die den Duft von Jahrhunderten in ihren aufwändig gearbeiteten ornamentalen Mustern geborgen halten. Man findet sich nicht unverhofft in Serge Lutens opulentem Palast wieder, an seiner Wandtäfelung schnuppernd. Nein. Vielmehr hat man das Gefühl einer rituellen Reinigung beizuwohnen. Die vielleicht durch ein solches, arabisches Holzornament beobachtet werden kann.
Frische ist der grosse Schwerpunkt des Duftes. Bereits beim Aufsprühen entfaltet sich eine sagenhafte Mischung aus weichem Zitronen-Ingwer Wasser, welches an Tiefe und Reinheit gewinnt, sobald der erste zitrische Rausch vorüber ist. Das ist auch der Moment an dem ich mich sehr, sehr stark an die frisch gewaschenen Bettlaken erinnert fühle, welche meine Mutter, als ich Kind war, im Sommer oft zum Trocknen draussen aufgehängt hat. Der warme Sommerwind, der durch das nasse Leinen wehte und mit ihm eine verführerische Symbiose einging, deren Odeur mir beim Spielen immer wieder begegnete - das bildet das Herz von Arabesque Wood für mich. Denken wir nun zurück an unsere rituelle Reinigung hinter der Holzvertäfelung unseres arabischen Tempels, so würde nach dem Bad im Zitronen-Ingwer Wasser, ganz logisch die Trocknung in feinen Leinentüchern folgen, die genährt sind von den heissen Dämpfen im Raum. Schlussendlich kommt mit der Kombination aus Moos und Oud tatsächlich noch etwas verschwunschenes Holz ins Spiel. Es ist aber nur ein dezenter Hauch, der einem beim Verlassen des Bades, durch die Holzvertäfelung entgegengeweht kommt, während man noch eingebettet in seiner heilen Zitrus-Leinen Welt dem restlichen Tag entgegen tänzelt. Das Ganze dauert nicht mal eine knappe Stunde. Danach schlägt man auf dem harten Boden der Realität auf und stellt fest - es war nur einen leises, fröhliches Gedankenspiel.
Daher nutze ich die Body Mists vorallem gerne vor dem zu Bett gehen, weil sie einem in kuschelige, wohlige Träume entlassen, deren Fehlen am Morgen danach man leichter verkraften kann, als mitten im Tag.
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