Aura
29.10.2012 - 06:37 Uhr
32
Top Rezension
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Vanille mit Brille

Ich bin 36. Die Älteren sagen „Ach Gottchen, Du bist noch so jung, Du hast ja noch so viel vor Dir“. Das freut mich und ich glaube es auch gerne, aber andererseits ist der Welpenschutz definitiv vorbei, sozial und beruflich darf man von mir eine gewisse Reife verlangen. Ich plane eine berufliche Weiterbildung, denn die Rente ist noch in weiter Ferne. Die Familienplanung dagegen ist abgeschlossen, Schatzi und ich sind uns genug. Letzte Woche war ich beim Optiker, ich brauche jetzt eine Brille.
Ich kann es immer noch krachen lassen, wenn es sein muss. Aber es muss nicht mehr so oft sein. Ich trage immer noch Jeans im Boyfriendcut mit Löchern, und dazu Sneakers. Aber sie sind von besserer Qualität (und dreimal so teuer wie früher). Wenn meine Freunde Geburtstag haben (und nicht feiern), schreibe ich keine SMS mehr, sondern eine schöne Karte und rufe an.
Auch wenn ich mich weiterhin verändere und neue Seiten an mir entdecke, weiss ich so langsam (endlich!), wer ich bin, was ich will und was zu mir passt – oder eben nicht.

Ich will immer noch nach Vanille riechen und mich darin einkuscheln, aber es soll edle Vanille sein, die Individualität und Stil hat.
„Sharp“ ist so ein besonderer Vanilleduft. Die Vanille ist und bleibt süss und dominant. Die Orange startet im Auftakt kurz spritzig und ein bisschen seifig, wird aber sehr schnell vom Moschus eingecremt. Die medizinische Note, die hier auch schon angesprochen wurde, empfinde ich als genau den individuellen Clou an diesem Duft. Bei ALzD wird in der Herznote Kohle angegeben. Ob es das ist? Tatsächlich kann man diese medzinische Note auch als Rauch interpretieren, jedoch nicht von verbranntem Holz, sondern der Rauch schwingt irgendwie in der Vanille mit, als hätte man eine leicht bittere Vanilleschote geräuchert.
Zur „Engelshaut“ kann mich olfaktorisch nicht äussern, aber assoziativ:
Früher sagten die Leute wegen meiner blonden Locken immer „Engel“ zu mir. Das ging mir derart auf den Senkel, dass ich mir jahrelang schwarze Strähnen reinfärben liess. „Sharp“ hat mir heute früh vor dem Spiegel erklärt, dass ich mit dieser Zurschaustellung meines inneren Teufels eigentlich wieder aufhören kann. Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht nur Engelchen bin – und wer mich nicht kennt, wird es schnell merken ;o)

Ich besitze schon „Smart“ von Andrea Maack, der ebenfalls hell und lieblich ist, aber wesentlich würziger und mir auch sehr gut gefällt. Beide Düfte beruhigen mich, schenken mir Selbstvertrauen und machen mich irgendwie friedlich, wie Engelsküsse. Von „Sharp“ habe ich von Pete67 (Danke!) eine 10-ml-Abfüllung erhalten. Ich glaube nicht, dass „Sharp“ und ich nach 10 ml miteinander fertig sind. Und nun bin ich auch sehr gespannt auf die anderen Düfte von Andrea Maack. Ich konnte keine Angaben herausfinden, aber auf Fotos sieht sie ebenfalls nach einer Mittdreissigerin aus. Ich glaube, dass ihr Düfte sehr gut zu unserer Altersschicht passen, auf den ersten Blick/Schnief noch jung, aber bei genauerem Hinschauen/-riechen doch schon mit einigem Tiefgang. Auch Sillage und Haltbarkeit passen, sie sind weder provokativ noch flüchtig – denn für so nen Scheiss sind wir echt schon zu alt.
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