RoMi58
05.10.2016 - 16:35 Uhr
15
Top Rezension
9
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Zitronen- Wacholder- Kräutersmoothie!

Liebe, hochgeschätzte Vorkommentatorinnen und - kommentatoren! Ja schreibt Ihr denn eigentlich alle über denselben Duft? Zitronen oder Sellerie?? Lasst mich ein Wort einlegen für meinen anscheinend so kontroversen Sommerliebling!

„Obstsalat“ - mein erster Dufteindruck direkt nach dem Aufsprühen. Herrlich natürliche, fruchtig-saure Zitrone, dazu saftige Grapefruit, und vielleicht eine dezente Basis von Banane. Garniert mit viel Grün, würzig und leicht minzig, nicht scharf, nicht stechend, eine sanfte Frische.

Schnitt / Ein anderes Aromabild: Meine Großtante pflegte Kopfsalat nicht mit Essig, sondern mit frischgepresstem Zitronensaft und etwas Zucker zu marinieren. Mir war das als Bub neu und ungewohnt, aber ich fand es wunderbar. Ein bisschen so ähnlich, sanft würziges, chlorophyllreiches Grün und frisches Gelb, ist Aer. /

(Auf Sellerie wäre ich nie gekommen, aber nachdem ich die Vorkommentare gelesen habe: Ja, mit etwas Phantasie und gutem Willen kann ich das rausriechen! Ist wohl die gelb- grüne Kombination, die so wahrgenommen werden kann.)

Wichtig die Wacholderbeere, die Fruchtsalat und Kräutern eine dezent herb- ginnige Raffinesse verleiht, die Air interessant und nie langweilig werden lässt.

Das alles ruht auf einer zurückhaltenden, stoffigen, erdigen Basis, meinen lieben Vetiver meine ich wiederzuerkennen. Damit habe ich die Farben des Duftes zusammen: warmes Zitronengelb, saftiges Kräutergrün und stoffig- erdiges Ocker.

Recht hautnah bleibt das, aber viele Stunden anhaltend, auch an einem warmen Sommertag. Die Aromen sind gut verbunden und verwoben, so dass der Charakter des Duftes sich im Verlauf wenig ändert. Zusammen macht das einen in Hautnähe gut und lange wahrnehmbaren, sehr natürlich wirkenden, stimmungsaufhellenden, zitrischen Wohlfühlduft, sanft-frisch für sonnige und heiße Tage und lächelnd wärmend für kühle Wolkentage.

Die stoffige Vielschichtigkeit des Duftes kann in unserer individuellen Erinnerungsorchestern anscheinend ganz unterschiedliche Saiten anschlagen - was die kontroversen Eindrücke der Vorkommentare gut erklärt.
Aus italienisch- ländlicher Dorfidylle sollen die Düfte von Angela Ciampagnas stammen, der Flacon geschmückt mit der nachgebildeten Fensterrosette der gotischen Dorfkirche. Bis auf Ducalis, der irgendeinen synthetisch wirkenden, für mich unangenehmen „Stich“ hat, finde ich alle wunderschön und eigen. Allen gemeinsam ist, dass sie voll und stoffig wirken, ein bisschen erdig, salzig, ein bisschen archaisch, fassvergoren.... Da wurden nicht einzelne Duftmoleküle kunstvoll mit einer Pipette zusammengefügt, sondern natürliche Rohstoffe im ganzen vermixt und vergoren (was Leimbacher als „Funken Animality“ beschreibt, würde ich so erklären). Kein fruchtaromatisiertes Wasser, kein klarer Fruchtsaft, sondern naturtrüber vollmundiger Smoothie (fast) ohne künstliche Aromastoffe. Und so wirkt auch Aer: Nicht im stylisch- sterilen Duftchemielabor entstanden, sondern als zitroniges Aerosol aufsteigend aus Miraculix‘ Zaubertrankkessel. Mir gefällt’s!

P.S. 1: unisex
P.S. 2: schöner kantig- antikisierender Flacon mit patinierter Metallkappe (und gotischer Rosette beim 100 ml- Flacon) - passt schön zum Duftkonzept!
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