Zionist
16.10.2016 - 07:16 Uhr
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Die sieben Säulen der Weisheit

Der britische Archäologe und Agent und Schriftsteller Thomas Edward Lawrence, eher legendär geworden unter seinem Namen „Lawrence from arabia“ schildert in seinem autobiographischen Schrift „Die sieben Säulen der Weisheit, den während des ersten Weltkriegs durch ihn organisierten erfolgreichen arabischen Aufstand gegen das osmanische Reich.

Der militärtaktisch eher unerfahrene Lawence nutzte dabei eher seine engen persönlichen Kontakte zu einem der Söhne des Emirs, und verstand es über ihn die für Feldschlachten unorganisierten Beduinenstämme zusammenzuführen.
Seine guerillamässig terroristischen Anschläge mit Sprengstoff wurden nadelstichartig und hinterhältig gezielt auf die Wasserversorgung und die Eisenbahnlinie zwischen Damaskus und Medina durchgeführt, und führten a la long zum Erreichen des Kiegsziels der Engländer in Einklang mit den arabischen Rebellen, und zum schließlichen Fall von Damaskus.

Der britische Filmregisseur Sir David Lean bekannt für seine breite und in Details ausufernde Erzählweise in seinen Filmepen hat den dazugehörigen Film gedreht, der mir mit Aufsprühen von Maroquin nicht aus dem Kopf gehen mag.

In seiner Ausrichtung tu ich mir in der Beschreibung schwer und versuch ihn auf assoziativer Ebene in Worte zu fassen. Ich nehme den Duft primavista als geschichtsträchtig wahr, dem vor allem ein drängerischer Charakterzug zu eigen ist, der einen zunächst nicht zu Ruhe kommen lässt und etwas Aufwühlendes in mir erweckt.
Die Kopfnote von schönster hesperidischer Qualität feinsinnig scharfkantig mit Gewürzen verwoben die unmerklich schnell zu einem florientalischen und Weihrauch und Harz durchtränkten Cinematoscope Duftabenteuer in der Herznote weiterleiten.

Neben seiner Schwere - im Sinne von Mächtigkeit- hat Fr. Neuffer hier ein olfaktorisch multidimensionales Mosaik geschaffen, das in seiner Dichtheit gleichzeitig auch stimulierende fordernd romantische Assoziationen aufkommen lässt, wobei dem sie erotisch poetische Suggestionen eingeflochten hat.
Dies ist vermutlich der kunstvollen Komposition von Iris/ Orangeblüte mit Virginiatabak und dem Aufflammen von schwarzen Pfeffer im Beisein von weiteren Blüten und Gewürzen geschuldet.

Imaginative Wüstenszenen tritt Maroquin bei mir los, wie sie die arabische Halbinsel oder die in Jordanien befindliche Felsformation „the seven Pillars of Wisdom“ mit seinen riesigen rötlich zerklüfteten Felsklippen aus Sandstein im Wadi Rum bei flirrender Hitze bietet.

Die cremig- balsamisch (Bienen)harzige Körpernote von unglaublich hoher und langandauernder Wertigkeit rundet diesen Duft perfekt ab und macht Maroquin daher für mich aufgrund seines aufregenden Gesamtverlaufs absolut signaturwürdig, weswegen er bei mir seit seinem Einzug einen Platz ganz oben in meiner Sammlung zu finden ist.

Persönlich hat Maroquin für mich etwas dunkles , leicht unheimliches und zugleich männliches an sich, was auf einer anderen Haut vermutlich völlig anders wahrgenommen werden kann. In Privaten oder als Abendduft, an heißen Sommertagen wie auch bei dunklen Tagen mit Winterfrost ist er für mich gut vorstellbar.

Aufgrund seines eigenen starken Charakters kann ich mir den Duft gut bei Trägern jenseits der 30 vorstellen, und spreche damit offensichtlich unbewusst Jüngeren die dazugehörige Lebensweisheit ab, ohne dabei die dazugehörige Subjektivität des Einzelnen zu vergessen, die erst unserer Parfumwelt so eine endlose Vielschichtigkeit und Vielfalt in der Duftwahrnehmung einhaucht.
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