30.09.2014 - 14:34 Uhr
Meggi
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20
Großbaustelle - oder: Appell zum Verzicht auf windigen Irrsinn
Elbphilharmonie? Kleinigkeit. Flughafen Berlin? Ein Schiss. Alles Sandkasten-Spielchen im Vergleich zu dem Umbau-Vorhaben, das sich derzeit innerhalb meiner Tochter abspielt. Diese plötzlichen, krassen Stimmungsschwankungen und unfasslichen Zickereien (schlimmer als vorher!) sind mir nicht anders als mit dem Begriff „vorpubertär“ erklärbar – ich will es zumindest hoffen, denn immerhin wäre das dann ein zeitlich begrenztes Phänomen. An die Alternative mag ich nicht denken.
Sollte also marketingmäßig fast schon zu dem passen, was sich Frau Doyen & Co. diesmal ausgedacht haben, dazu gleich mehr. Der Duft selbst erscheint mir für Goutal-Verhältnisse schlichtweg spektakulär angesichts des offensiven Einsatzes von Hedion. Das Zeug müssen die da fassweise reingekippt haben. Ganz zu Beginn wirkt der Duft dadurch regelrecht metallisch, auf dem Papierstreifen ist das noch viel krasser als auf der Haut. Mich hat das sehr überrascht. Aber auch im Körpereinsatz spielt die Note bei mir mit Abstand die erste Geige; eine kleine Johannisbeere zum Beginn wird sofort umgeklatscht.
Ich kann über das Konzept dahinter nur rätseln. Derlei aus einem Hause, wo für gewöhnlich auf Natürlichkeit Wert gelegt wird, die gelegentlich so scheinbar simpel und damit so gekonnt gelingt. Bei der Übertragung der Begleit-Elogen überbieten sich die Online-Übersetzer (ich spreche kein Französisch) mit skurrilen Vorschlägen, nach denen offenbar eine Art junger Land-Pomeranze vom Geist der Großstadt mitgerissen wurde. Die englische Version sowie der dürre englische Klappentext zum Testerchen vermitteln mir Ähnliches: dass eine freie und verwegene junge Frau ihr Leben in einem Wind des Irrsinns umarmt. Wahlweise ist es ein ein strahlender und sinnlicher Wirbelwind. Aha. Vielleicht ist statt Irrsinn besser jugendlicher Leichtsinn gemeint. Frankophile vor! Ihr könnt uns eventuell außerdem erklären, was es mit „pois de senteur“ auf sich hat. Ich habe irgendwie den Verdacht, es handelt sich dabei nicht allein um die Zutat Duftwicke, sondern zugleich um ein Wortspiel mit einer idiomatischen Redewendung aus der Backfisch-Ecke oder so.
Wirbelwind. Das Stichwort greife ich direkt auf: Jawohl, kenne ich. Nette Untertreibung für die Beschreibung des Verhaltens meiner Tochter, wenn ihr was nicht passt. Das fehlt mir gerade noch, dass ein Duft zum Einsatz kommt, der diese Beklopptheiten womöglich befördert. Doch so weit kommt es vermutlich nicht. Ich finde den Duft – bis auf das vergleichsweise drastische, weil unerwartete Chemie-Spektakel – nämlich ansonsten eher geradlinig, veränderungsarm und beherrscht.
Abgesehen vom Labor scheint mir in den ersten Stunden die Rosengeranie im Mittelpunkt zu stehen. Das gefällt mir gut, grenzt es sich auf diese Weise von einigen anderen Goutals ab, die mir mit augen-plinker-plinker-schmusig-süßlichen-oder-blütigen Noten in erster Linie eine noch jüngere Zielgruppe anzusprechen scheinen und die mich ausnahmslos vornehmlich auf der Meta-Ebene begeistern – sprich: Ich finde sie an meiner Tochter niedlich.
Ein Jammer, dass die Ansätze der übrigen Zutaten, seien es Johannisbeere, ja sogar später Moschus und Zeder, derart gnadenlos zugeschmiert werden mit Hedion. Ich komme da ebenso wenig gegen an und strecke die Waffen oder vielmehr alle Viere von mir. Erst nach rund sieben Stunden gibt das Zeug mal ein bisschen Ruhe und die anderen dürfen zumindest rausgucken.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Duft zum Layern mit anderen AG-Parfüms geeignet ist. Diesbezügliches Experimentieren mit den hauseigenen Produkten wird von Goutal selbst angeregt, wenngleich meine Broschüre dazu den einen oder anderen Tag alt ist und deshalb keine Empfehlung zu dieser Neuerscheinung enthält. Einfach mal ausprobieren.
Persönlich hoffe ich, dass der angebliche Auftakt eines neuen Kapitels des Hauses Goutal (so der Werbetext) nicht den Start einer synthetischen Pseudo-Event-Parfümerie-Reihe markiert, die den bisherigen Stil des Hauses verkehrt, wenn nicht gar verrät. Liebe Goutals: Ertragt lieber das lamentös-wiederkäuende Haltbarkeits-Gejammere! Bitte keinen Irrsinn, ob mit oder ohne Wind!
Sollte also marketingmäßig fast schon zu dem passen, was sich Frau Doyen & Co. diesmal ausgedacht haben, dazu gleich mehr. Der Duft selbst erscheint mir für Goutal-Verhältnisse schlichtweg spektakulär angesichts des offensiven Einsatzes von Hedion. Das Zeug müssen die da fassweise reingekippt haben. Ganz zu Beginn wirkt der Duft dadurch regelrecht metallisch, auf dem Papierstreifen ist das noch viel krasser als auf der Haut. Mich hat das sehr überrascht. Aber auch im Körpereinsatz spielt die Note bei mir mit Abstand die erste Geige; eine kleine Johannisbeere zum Beginn wird sofort umgeklatscht.
Ich kann über das Konzept dahinter nur rätseln. Derlei aus einem Hause, wo für gewöhnlich auf Natürlichkeit Wert gelegt wird, die gelegentlich so scheinbar simpel und damit so gekonnt gelingt. Bei der Übertragung der Begleit-Elogen überbieten sich die Online-Übersetzer (ich spreche kein Französisch) mit skurrilen Vorschlägen, nach denen offenbar eine Art junger Land-Pomeranze vom Geist der Großstadt mitgerissen wurde. Die englische Version sowie der dürre englische Klappentext zum Testerchen vermitteln mir Ähnliches: dass eine freie und verwegene junge Frau ihr Leben in einem Wind des Irrsinns umarmt. Wahlweise ist es ein ein strahlender und sinnlicher Wirbelwind. Aha. Vielleicht ist statt Irrsinn besser jugendlicher Leichtsinn gemeint. Frankophile vor! Ihr könnt uns eventuell außerdem erklären, was es mit „pois de senteur“ auf sich hat. Ich habe irgendwie den Verdacht, es handelt sich dabei nicht allein um die Zutat Duftwicke, sondern zugleich um ein Wortspiel mit einer idiomatischen Redewendung aus der Backfisch-Ecke oder so.
Wirbelwind. Das Stichwort greife ich direkt auf: Jawohl, kenne ich. Nette Untertreibung für die Beschreibung des Verhaltens meiner Tochter, wenn ihr was nicht passt. Das fehlt mir gerade noch, dass ein Duft zum Einsatz kommt, der diese Beklopptheiten womöglich befördert. Doch so weit kommt es vermutlich nicht. Ich finde den Duft – bis auf das vergleichsweise drastische, weil unerwartete Chemie-Spektakel – nämlich ansonsten eher geradlinig, veränderungsarm und beherrscht.
Abgesehen vom Labor scheint mir in den ersten Stunden die Rosengeranie im Mittelpunkt zu stehen. Das gefällt mir gut, grenzt es sich auf diese Weise von einigen anderen Goutals ab, die mir mit augen-plinker-plinker-schmusig-süßlichen-oder-blütigen Noten in erster Linie eine noch jüngere Zielgruppe anzusprechen scheinen und die mich ausnahmslos vornehmlich auf der Meta-Ebene begeistern – sprich: Ich finde sie an meiner Tochter niedlich.
Ein Jammer, dass die Ansätze der übrigen Zutaten, seien es Johannisbeere, ja sogar später Moschus und Zeder, derart gnadenlos zugeschmiert werden mit Hedion. Ich komme da ebenso wenig gegen an und strecke die Waffen oder vielmehr alle Viere von mir. Erst nach rund sieben Stunden gibt das Zeug mal ein bisschen Ruhe und die anderen dürfen zumindest rausgucken.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Duft zum Layern mit anderen AG-Parfüms geeignet ist. Diesbezügliches Experimentieren mit den hauseigenen Produkten wird von Goutal selbst angeregt, wenngleich meine Broschüre dazu den einen oder anderen Tag alt ist und deshalb keine Empfehlung zu dieser Neuerscheinung enthält. Einfach mal ausprobieren.
Persönlich hoffe ich, dass der angebliche Auftakt eines neuen Kapitels des Hauses Goutal (so der Werbetext) nicht den Start einer synthetischen Pseudo-Event-Parfümerie-Reihe markiert, die den bisherigen Stil des Hauses verkehrt, wenn nicht gar verrät. Liebe Goutals: Ertragt lieber das lamentös-wiederkäuende Haltbarkeits-Gejammere! Bitte keinen Irrsinn, ob mit oder ohne Wind!
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