O Íakche! 2014

Floyd
21.09.2022 - 07:20 Uhr
40
Top Rezension
7
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

In stiller Trance einer Prozession

Ist da der Hauch von fernen Feuern, sind da brennende Fackeln einer Prozession? Sie flüstern "O Íakche!" wie in Trance, halten inne am Schrein des Heiligen Sohnes, auf dem Weg nach Eloisis vor den Toren Athens. Gesäumt ist ihr Pfad von hohen Zypressen, deren Rinden Limonen schimmern lassen, sie ziehen durch scheinbar üppige Wiesen, tragen herbgrüne Säfte aus den jungen Gräsern, summen karge Erde und weiche Wurzeln, versunken in leisen Gedanken. Du siehst sie wandern in flirrenden Feldern, durch Schatten von harzigen Steckenkräutern, die die Luft in Koniferenbalsam färben und mit grün-würzigem Laub verzaubern. Nicht mehr weit ist der 'Ort der Glücklichen Ankunft', bald schon die Zeremonie vollzogen.
***
"O Íakche!" war als Probe dem 2022er Apoteker Tepe-Sampleset beigelegt, ist offenbar ebenfalls eine Neuauflage von Holladay Saltz' limitiertem Duft aus dem Jahr 2014. Er thematisiert eine Station der heiligen Prozession von Athen nach Eloisis, eine geheime Zeremonie für ausgewählte Priester und Priesterinnen des antiken Griechenlands. Íakch, O Íakche! rief man dort wie in Trance am Schrein des Heiligen Sohnes.
Der Duft eröffnet mit einem kurzen Anflug würzig-herber Noten von Holzfeuer, die sich schon bald mit zitrisch-holzigen Zypressen und herb-grünen Pflanzensäften mischen. Im Herzen werden dann erdig-wurzelige Aromen deutlicher, die Erde ist eher trocken und dunkel, die Wurzeln weich und hell. Dominant ist allerdings von Anfang bis Ende das Galbanumharz, hier würzig und laubartig, leicht medizinisch-balsamisch. Das ganze ist sehr fein miteinander verwoben, bildet eine leise Aura, in welcher die einzelnen Nuancen sanft changieren. Die Prozession endet dann, wie sie begonnen hat, mit herb-würzigen, leicht bitteren Holzfeuernoten, die sich über viele Stunden kaum merklich langsam von der Haut schleichen.

https://www.youtube.com/watch?v=pot4mwenw7w
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