Collaborations

Manly 2021

Caligari
11.12.2021 - 11:45 Uhr
27
Top Rezension
1
Preis
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
6
Duft

Areej le Doré goes Niche

Die Noten (vor allem Aldehyde und Cashmeran) haben erste Zweifel gestreut und was dann passierte war ein Novum. Noch nie trennten sich gleichzeitig so viele Parfumos, schon so kurz nach dem Erscheinen von einem Artisan-Duft, aus einem derart renommierten Haus. Zu Spitzenzeiten buhlten bis zu acht Verkäufer um die Gunst derer, an die sie das Parfüm endlich weitergeben können. Und das ausgerechnet bei einer Marke, bei der sehr viele Menschen aus rein "kapitalanlagestrategischen" Gründen kaufen. Auch hier zeigte die lange vor dem eigentlichen Verkaufsstart auf allen verfügbaren Kanälen sehr laut geschlagene Werbetrommel, die vom Verkäufer beabsichtigte Wirkung. Russian Adam muss sich glücklich schätzen, dass man ihm seine Produkte, ohne, dass man sie vorher überhaupt testen könnte, aus den Händen reißt.

Tatsächlich erachte ich die meisten seiner Arbeiten, ganz ungeachtet der eingeschlagenen Duftrichtung, für außerordentlich. Es ist ein offenes Geheimnis, dass mir synthetische Düfte im Allgemeinen und überteuerte, sogenannte Nischen-Düfte im Besonderen, ein Graus sind. Nicht, dass hochwertige, natürliche Artisan-Düfte gegenüber Hautevolee-Düften monetär günstiger wären, aber beim Preis-Leistungs-Verhältnis haben sie bei mir die Nase vorn. Weswegen ich deren Preise wesentlich ehrlicher finde, als die der Bling-Bling-Fraktion, welche nicht selten schon kurz nach Erscheinen für nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Verkaufspreises angeboten werden.

Ein Vollholztisch, gefertigt vom örtlichen Schreiner, erfüllt keine andere Funktion, als sein Pendant vom Möbeldiscounter. Und dennoch würde in diesem Fall niemand das Vorhandensein eines gehörigen Gefälles bei der Wertigkeit leugnen.

Für mich klingt es nur allzu logisch, dass man (im Allgemeinen), Parfümeure und die Kosmetikindustrie versucht ist, in den meisten Fällen die Natur möglichst authentisch nachzubilden. Bis heute war es für mich weder bekannt, noch nachvollziehbar und schon gleich gar nicht erstrebenswert, dass ein Artisan-Parfümeur den umgekehrten Weg gehen möchte.

"Was erlaube Adam!" möchte man schreien. Es gibt nicht viele Areej le Doré Düfte, die ich nicht probiert habe und bei weitem fanden nicht alle mein Gefallen. Aber noch nie war ich so enttäuscht vom handwerklichen Anspruch bzw. meinen diesbezüglichen Erwartungen. Für mich ist #Manly beispiellos in der gesamten Artisan-Szene. Nach vielen hundert Independent Düften aus aller Welt, die ich bisher probiert habe, ist das der erste, der mich richtiggehend anwidert. Nicht wegen der Duftrichtung, sondern wegen seinem synthetischen Erscheinen.

Das erste was mir in den Kopf kam war die Amouage Man Serie. Erst dann kam die Assoziation: #Interlude Man. Selbstverständlich ist es kein Dupe oder Klone dessen, aber für mich ist die Verwandtschaft sehr deutlich. Genauso deutlich wie der Abstand zur Natürlichkeit der anderen Areej le Doreé Düfte.

Die Performance von #Manly lässt nicht zu wünschen übrig und möglicherweise würde ich ihn einem #Interlude Man vorziehen, wäre da nicht die identische Synthetik-DNA. Diese altbekannte und weit verbreitete, scharfe Ledrigkeit (Leder + Safran), wie sie in unzähligen Nischendüften, orientalischer Provenienz verbaut wird, verbunden mit einer dumpfen Gewürzigkeit (Zimt, Cashmeran, Muskat) disqualifizieren nach meinem Dafürhalten #Manly , den Namen dieser Marke zu tragen.

Ein "Ausnahmeduft" im schlechtesten Wortsinn, weswegen ich mich zwischen Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit und Entsetzen nicht entscheiden kann.
12 Antworten