His Majesty The Oud 2016

DonPolebear
28.10.2016 - 14:46 Uhr
12
Top Rezension
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Der alte Mann und sein Tee

Neulich, an einem freien Wochentag.
Mit der Absicht diesen in der Stadt zu verbringen, dabei etwas zu shoppen, ein wenig zu bummeln und mir viel Zeit zu lassen, zog ich los, obwohl der Himmel den ganzen Tag über nicht verheißungsvoll aus sah.
Doch wollte ich mir mein Vorhaben nicht vom Wetter diktieren lassen.

Ich kaufte ein paar Teile, entspannte in einem Café bei einer heißen Tasse schwarzgerösteter Bohnen und
setzte mich damit nach draußen, um das Stadtleben bewusst wahrnehmen zu können.

Natürlich durfte der obligatorische Weg in die Parfümerie nicht fehlen.
Dieser folgte dann auch. Bewahrte ich ihn mir jedoch bewusst bis zum Schluss auf,
um die Vorfreude zu steigern und den Besuch angemessen zelebrieren und auskosten zu können.
Ich betrat das Geschäft und fühlte mich angekommen.
Es geht doch nichts über eine gut sortierte Parfümerie, mit Persönlichkeit vorallem, die eine erlesene Auswahl an Düften führt, bevorzugt Nischenparfums, diese gekonnt anzupreisen weiß und es liebt und versteht,
was sie dem Kunden verkaufen möchte.

Man bediente mich umgehend und ging auf meine Wünsche ein.
Allerhand Düfte schaute ich mir genauer an, probierte diese aus, ließ mir Zeit.
Die äußerst zuvorkommende Verkäuferin und ich fachsimpelten ausgiebig und tauschten uns aus.
Beide schwärmten wir für dieses oder jenes Parfum, welche Duftstoffe sie mag und umgekehrt, bis sie mir daraufhin den neuen Atkinson empfahl. Nun kenne ich den einen oder anderen Duft des Hauses, doch überzeugte mich bisher keiner so sehr, als dass ich einen Kauf in Erwägung zog.
Sie riet mir anhand meiner Vorlieben trotzdem dazu ihn zu testen.
Die enthaltenden Duftstoffe, die sie mir daraufhin nannte, machten mich neugierig
und ich folgte ihrem Rat...

Kurz nachdem ich den Zerstäuber betätigte und der Sprühstoß sich auf meiner Haut niederlegte,
passierte es auch schon und meine Sinne wurden benebelt,
als meine Nase langsam die ersten Eindrücke vernahm.

Ich stand plötzlich in einem abgedunkeltem Arbeitszimmer.
Eine Petroliumlampe stand auf einem Schreibtisch, an dem ein alter Mann auf seinem Stuhl saß
und warf ein Licht aus der hinteren Ecke des Raumes.
Er schien nachdenklich. Murmelte etwas vor sich her und kritzelte auf einem Blatt Papier.
Er schien mich nicht zu bemerken. Langsam näherte ich mich ihm.
Feiner, leicht spritziger Rauch stieg mir in die Nase. Untermalt von einer gekonnt kantigen Würze.
War es Nelke? Gut möglich...
Der alte Mann griff zu einer Tasse chinesischem Lapsang- Tee,
vonderaus der Geruch kam und trank daraus. Der Tee war bereits erkaltet, aber das schien ihn nicht zu stören.
Es war ein angenehm dezenter Geruch und im ganzen Zimmer zu vernehmen.
Ich sprach ihn an. Doch bekam ich keine Antwort.
Ich wagte einen Blick auf das Geschriebene.

Zeichnungen von einer Vanilleschote, die er in einer offenen Schublade liegen hatte und ich nun bemerkte, waren darauf zu erkennen. Darunter ein gekritzelter Text, der kaum leserlich war.
Diese leichte Süße gesellte sich langsam hinzu, rundete den ersten Eindruck des Rauchs elegant ab, dominierte jedoch zu keinem Zeitpunkt, sondern harmonisierte außerordentlich gut mit dem aufkommendem Geruch des lederbezogenem Stuhls, auf dem der Mann saß.
Er grübelte weiter vor sich her und vergrub die Hände vor sein faltiges Gesicht.
So verharrte der Mann eine ganze Weile, bis er nach einiger Zeit aufstand, die Lampe auspustete und gemach Richtung Tür ging.

Beim verlassen des Zimmers wehte nochmal eine Brise durch den Raum und ich roch das urige Holz der Möbel. Es war schon vorher hin und wieder zu bemerken, wenn es unter dem großen Türspalt durch zog,
jedoch war es ab dann bewusster wahr zu nehmen.
Nun setzte ich mich an den Schreibtisch.
Der Stuhl knarschte und der Lederbezug roch trotz des sichtlichen Alters immer noch gut.
Es saß sich sehr bequem.
Ich fasste den Tisch an und spührte das Holz.
Ich verweilte noch eine ganze Ewigkeit in dem Zimmer ehe ich auf dem Stuhl langsam einschlief.
Im nächsten Moment stand ich wieder in der Parfümerie und realisierte,
dass ich für einen Augenblick geträumt habe.
Dieser Atkinson hat mich durchaus begeistert und ich werde ernsthaft überlegen müssen, ob
,,his majesty the oud" mir knapp 200€ Wert ist.
Die Projektion ist in der ersten Stunde sehr gut wahr zu nehmen, wird dann aber ruhiger,
dennoch zu keinem Zeitpunkt körpernah.

Zur Haltbarkeit ist zu sagen, dass das Parfum eine ordentliche Ausdauer hat, wie ich es bei anderen Atkinson- Düften bisher leider nicht kannte. Der hier überzeugt und ist auch nach fast einem halben Tag immer noch auf der Haut und der Kleidung ohnehin.

Zusammengefasst ist der Neue ein sehr eleganter und stilvoller Herrenduft mit englischer Klasse,
der ledrig, würzig, leicht rauchig, aber auch vanillig ist, aber durch die Holzakkorde nie an Maskulinität einbüßt und definitiv das Zeug hat das neue Zugpferd aus dem Hause Atkinson zu werden!
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