12.05.2021 - 06:47 Uhr
Serenissima
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Serenissima
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13
gepflegter Alltagsduft
Als ich neulich den Inhalt des Kartons mit den erbettelten Parfums aus der Haushaltsauflösung einer verstorbenen Nachbarin durchsah, dachte ich im ersten Moment: "Ach, guck! Einer der "Patous"!"
Der Flacon erinnerte mich an die beiden (u.a. "Sublime"), die ich in der Sammlung habe.
Erstaunt war ich, als ich stattdessen einen der Avon-Düfte aus einer Ära entdeckte, die ich so gar nicht richtig wahrgenommen hatte und der hier sogar gelistet ist.
Als Teenager (in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre) liebten wir die Avon-Düfte: sie ließen uns so erwachsen erscheinen und waren auch nicht allzu teuer. Da reicht oft schon das Taschengeld.
Sehr zum Kummer unserer Mütter, die der Meinung waren, ein leichtes Cologne würde für uns doch wirklich ausreichen und die Jugend unterstreichen.
Ich denke, dies ist ein "Thema in Variationen", das auch nie erschöpft sein wird.
Zurückblickend trug ich im Erscheinungsjahr von "Emprise" ganzjährig Elizabeth Ardens "Blue Grass": vom Deo- bis zum Haarspray, mit Bodylotions, Puder und natürlich den unterschiedlichen Duftkonzentrationen.
Für Avon-Düfte hatte ich keinen Platz in meiner noch so jungen Welt; die erste eigene Wohnung und die zweijährige berufliche Tätigkeit auf Montage bestimmten sie damals: engten sie ein und erweiterten sie gleichzeitig!
So ist diese zufällige Entdeckung von "Emprise" Eau de Toilette schon eine Überraschung und gleichzeitig eine Zeitreise.
Wohl durch die für Parfums ideale Lagerung (nach Aussage der Schwester der Verstorbenen: jahrzehntelang ganz hinten im Wäscheschrank), konnte ich über den Duft, der sich auf meiner Haut entwickelte, nur staunen:
"Emprise" ist so aktuell und tragbar wie mancher Chypre-Vintageduft dieser Duft-Epoche, denen wir nachjagen!
In diesem leicht eckigen Flacon wohnt ein charmantes Duftwesen, das sich nach langem Schlaf reckt und streckt, sich dann aber elegant und zeitlos schön darbietet und leise strahlt.
Auch die Parfümeure von Avon hatten sich damals dem klassischen Duftaufbau gewidmet:
So fruchtig grüßt die außergewöhnliche Frische der wunderschönen Amalfizitrone; immer noch als Frucht und Duft sehr beliebt. Zu ihr gesellt sich ein angenehmer Anteil von Bergamotte: sie bilden ein weitgeöffnetes Tor, das in einen sommerlichen Blumengarten führt.
Es ist ein Vergnügen dort einzutreten und die sonnendurchfluteten Aromen in ihrer Pracht zu erleben: Fedrige würzige Gartennelken genießen die Wärme und verströmen sich darin, die kecken und gleichzeitig so adretten Maiglöckchen verschleudern ihren kräftigen Duft, gemeinsam mit dem der großen weißen Blüten des Jasmins wirbeln sie übermütig und lachend durch die Luft.
Es entwickelt sich hier ein klassischer Weißblüher-Duft, begleitet von angenehmer Nelkenwürze: ein hübsches kleines Gebinde, geboren aus einem Sommernachmittag!
Einen Hauch von Puder legt Iriswurzel darüber; schon damals waren "glänzende Nasen" bei uns Frauen nicht gern gesehen. Und schließlich sind die schönsten Blumen immer noch weiblich!
Kein Chypreduft ohne Eichenmoos und Sandelholz und häufig auch einer Spur von Amber: leicht rauchige Würze schließt also auch hier diese zeitlose und elegante Komposition ab.
Ein gepflegter, sehr weiblicher Alltagsduft wohnt in diesem Flacon und leistet einige Stunden lang angenehm Gesellschaft.
Zurück bleibt schließlich ein feiner Hauch von Blumenseife, die ich so gern mag.
"Emprise" umgab mich gerade in seiner sehr freundlichen Art, als ich die Schwester der ehemaligen Nachbarin noch einmal traf.
Sie hatte gerade die Wohnung und deren Schlüssel an einen Mitarbeiter der Hausverwaltung übergeben und war entsprechend niedergeschlagen; ihre Schwester wäre dieses Jahr achtzig Jahre alt geworden und sehr viel jünger ist diese Dame auch nicht.
So wunderte ich mich, dass sie mich trotzdem freundlich ansprach und fragte:
"Konnten Sie von dem Zeug eigentlich etwas gebrauchen?"
Und wie erstaunt war sie, als sie gerade diesen Duft an mir wahrnahm: "Das Parfum kenne ich!" sagte sie und lächelte leicht wehmütig, mit Tränen in den Augen.
Vom wohlduftenden "Emprise" umhüllt wie ich war, umarmte wir uns spontan; sind wir doch beide bereits geimpft und konnten uns diese Geste guten Gewissens leisten.
(Ehrlich: ich hätte es sonst auch getan!)
Heißt es nicht immer noch: Parfum verbindet? "Empire" tat es jedenfalls im richtigen Moment!
Der Flacon erinnerte mich an die beiden (u.a. "Sublime"), die ich in der Sammlung habe.
Erstaunt war ich, als ich stattdessen einen der Avon-Düfte aus einer Ära entdeckte, die ich so gar nicht richtig wahrgenommen hatte und der hier sogar gelistet ist.
Als Teenager (in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre) liebten wir die Avon-Düfte: sie ließen uns so erwachsen erscheinen und waren auch nicht allzu teuer. Da reicht oft schon das Taschengeld.
Sehr zum Kummer unserer Mütter, die der Meinung waren, ein leichtes Cologne würde für uns doch wirklich ausreichen und die Jugend unterstreichen.
Ich denke, dies ist ein "Thema in Variationen", das auch nie erschöpft sein wird.
Zurückblickend trug ich im Erscheinungsjahr von "Emprise" ganzjährig Elizabeth Ardens "Blue Grass": vom Deo- bis zum Haarspray, mit Bodylotions, Puder und natürlich den unterschiedlichen Duftkonzentrationen.
Für Avon-Düfte hatte ich keinen Platz in meiner noch so jungen Welt; die erste eigene Wohnung und die zweijährige berufliche Tätigkeit auf Montage bestimmten sie damals: engten sie ein und erweiterten sie gleichzeitig!
So ist diese zufällige Entdeckung von "Emprise" Eau de Toilette schon eine Überraschung und gleichzeitig eine Zeitreise.
Wohl durch die für Parfums ideale Lagerung (nach Aussage der Schwester der Verstorbenen: jahrzehntelang ganz hinten im Wäscheschrank), konnte ich über den Duft, der sich auf meiner Haut entwickelte, nur staunen:
"Emprise" ist so aktuell und tragbar wie mancher Chypre-Vintageduft dieser Duft-Epoche, denen wir nachjagen!
In diesem leicht eckigen Flacon wohnt ein charmantes Duftwesen, das sich nach langem Schlaf reckt und streckt, sich dann aber elegant und zeitlos schön darbietet und leise strahlt.
Auch die Parfümeure von Avon hatten sich damals dem klassischen Duftaufbau gewidmet:
So fruchtig grüßt die außergewöhnliche Frische der wunderschönen Amalfizitrone; immer noch als Frucht und Duft sehr beliebt. Zu ihr gesellt sich ein angenehmer Anteil von Bergamotte: sie bilden ein weitgeöffnetes Tor, das in einen sommerlichen Blumengarten führt.
Es ist ein Vergnügen dort einzutreten und die sonnendurchfluteten Aromen in ihrer Pracht zu erleben: Fedrige würzige Gartennelken genießen die Wärme und verströmen sich darin, die kecken und gleichzeitig so adretten Maiglöckchen verschleudern ihren kräftigen Duft, gemeinsam mit dem der großen weißen Blüten des Jasmins wirbeln sie übermütig und lachend durch die Luft.
Es entwickelt sich hier ein klassischer Weißblüher-Duft, begleitet von angenehmer Nelkenwürze: ein hübsches kleines Gebinde, geboren aus einem Sommernachmittag!
Einen Hauch von Puder legt Iriswurzel darüber; schon damals waren "glänzende Nasen" bei uns Frauen nicht gern gesehen. Und schließlich sind die schönsten Blumen immer noch weiblich!
Kein Chypreduft ohne Eichenmoos und Sandelholz und häufig auch einer Spur von Amber: leicht rauchige Würze schließt also auch hier diese zeitlose und elegante Komposition ab.
Ein gepflegter, sehr weiblicher Alltagsduft wohnt in diesem Flacon und leistet einige Stunden lang angenehm Gesellschaft.
Zurück bleibt schließlich ein feiner Hauch von Blumenseife, die ich so gern mag.
"Emprise" umgab mich gerade in seiner sehr freundlichen Art, als ich die Schwester der ehemaligen Nachbarin noch einmal traf.
Sie hatte gerade die Wohnung und deren Schlüssel an einen Mitarbeiter der Hausverwaltung übergeben und war entsprechend niedergeschlagen; ihre Schwester wäre dieses Jahr achtzig Jahre alt geworden und sehr viel jünger ist diese Dame auch nicht.
So wunderte ich mich, dass sie mich trotzdem freundlich ansprach und fragte:
"Konnten Sie von dem Zeug eigentlich etwas gebrauchen?"
Und wie erstaunt war sie, als sie gerade diesen Duft an mir wahrnahm: "Das Parfum kenne ich!" sagte sie und lächelte leicht wehmütig, mit Tränen in den Augen.
Vom wohlduftenden "Emprise" umhüllt wie ich war, umarmte wir uns spontan; sind wir doch beide bereits geimpft und konnten uns diese Geste guten Gewissens leisten.
(Ehrlich: ich hätte es sonst auch getan!)
Heißt es nicht immer noch: Parfum verbindet? "Empire" tat es jedenfalls im richtigen Moment!
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