Louce
06.07.2011 - 11:26 Uhr
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft

Nomen non est omen hic!

Rosewood…. da erwartet man was Rosiges und Holziges. Als ich im Parfumladen das erste mal an Rosewood schnupperte, hatte ich jedoch die entfernte Erinnerung, dass die Vokabel eigentlich Palisander bedeutet, war also darauf gefasst, dass es nicht allzu blumig oder gar rosig werden würde. Überrascht war ich dann aber von diesem unglaublich luftig-warmen, vanilligen, ambrierten und süßen Duft, der tatsächlich einen deutlichen Holzakzent hat - aber das ist eindeutig Sandelholz, das hier wohl „Palisander“ genannt wurde, weil das einfach sehr schick klingt. Auf jeden Fall kann man die Rose getrost vergessen, von der ist nicht eine Spur hier drin. Auch mit Rosenholz hat Rosewood nix zu tun (Rosenholz ist wieder was anderes). Nicht mal mit Palisander.

Ein zitrisch-obstiger Start lässt kurz eine sonnensaftige Fruchtigkeit entstehen; die ist aber schon weg, wenn man anfängt, sie zu begreifen. Sie macht eilfertig Platz für den Hauptakkord: Tee, Amber und das, was ich als Sandelholz erkenne. Diese profilierte, charakteristische Rosewood-Note entwickelt sich schön und langsam, wird behutsam zu maximalem matten Schimmern ausgebaut und ändert sich nicht mehr wesentlich. Der Tee ist gut zu riechen, geht nicht einfach unter in Amber und Sandelholz, sondern bringt eine luftig balancierte Mitte zwischen diese beiden, die Leuchtkraft und einen kleinen schwarzteeigen Aromakick bringt. Das ganze ist ungeheuer pudrig und weich. Amber darf hier nicht zu grobkörnig und bass-klingend werden, Sandelholz wuchert nicht zu holzig und trocken.
Süß, sehr süß ist Rosewood, wird aber zu keinem Zeitpunkt schwer, klebrig oder knallig.
Eine Vanille kommt hinzu,…nein, es ist vielmehr Vanillezucker: Die Vanillenote der Basis ist ungeheuer zuckrig und hell. Sie hat beeindruckend viel Puste und führt das Duftmotiv der drei Charaktergeber zu außerordentlich langer Haltbarkeit.
Superhoher Wiedererkennungswert (signaturegeeignet), deutliche Sillage ohne zu pompöses Auftreten (durchaus auch bürogeeignet), süß und dabei hell. Rosewood riecht nach Qualität, kein einzelner Bestandteil wirkt beliebig oder einfach, wenngleich die Komposition eine leichte, fluffige Einfachheit bei nachdrücklicher Süße herausarbeitet. Ein ziemlich junger Duft, der Jugendlichkeit unterstreicht und deshalb gerade nicht von Backfischteenies getragen werden sollte.

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EDIT: Neugierig geworden, habe ich jetzt eine MiniNetzrecherche zur Palisander-Duftnote betrieben (immerhin gibt es einen CdG-Duft, der "Palisander" heißt und sich dieser widmet): Palisanderholz soll einen "würzigen" Holzduft mit leichter Schärfe geben. In "Rosewood" rieche ich typisches Sandelholz, aber will nicht ausschließen, dass es hier eine "sandelige Interpretation" von Palisander sein könnte. Auf jeden Fall ist da kein exotisches, charakteristisch eigenes oder gar scharfwürziges Holz zu riechen. *schmunzel*
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