20.12.2010 - 18:59 Uhr
Apicius
1106 Rezensionen
Apicius
Sehr hilfreiche Rezension
22
Ein großer Wurf
Um die alphanumerischen Biehl-Parfums habe ich bisher immer einen Bogen gemacht; die Marke st mir unsympathisch. Es handelt sich ausschließlich um - sagen wir mal - Autorenparfums. Die Anfangsbuchstaben sind die Initialen des jeweiligen Parfumeurs, und dann erfolgt fortlaufende Nummerierung.
Es versteht sich von selbst, dass der Inhaber der Marke nur ganz außergewöhnliche Persönlichkeiten zur Teilnahme auffordert. So blicken sie uns denn von den Werbeträgern an, wichtig und ernst, schwarzweiß gestylt und im Existenzialistenpulli - und fordern uns auf, kaufend Zeuge ihrer Selbstdarstellung zu werden.
Nun kommt Kunst von Können, bei Parfums sicher weitaus mehr als anderswo; doch derart unter Selbstverwirklichungsstress gesetzt, darf man hier kaum solides Handwerk erwarten. Stattdessen werden vermutlich die Randbereiche des Tragbaren ausgelotet. Die Biehl-Parfums gehören sicher auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten.
Ausgerüstet mit diesem Vorurteil, mache ich mich an pc02. Die Kopfnote finde ich schon mal unangenehm. Sie hat etwas von Milchkakao, obwohl Kakao als Note nicht angegeben ist. Wahrscheinlich ist das schon die als „türkischer Honig“ bezeichnete Note, die von Anfang an durchschlägt. Dann kommen Gewürze ins Spiel - Zimt scheint da zu sein, aber auch anderes. Der Zimt steuert dann auch einen etwas weihnachtlichen Touch bei. Erwartungsgemäß ist dieses Türkischer-Honig-Zeugs sehr süß.
Indes hat Patricia Choux einen Kontrast eingebaut: Ich rieche tatsächlich etwas Kardamom, nicht nur im Kopf, und dann eine Art kräuterige, etwas beißende Note. Die hat so eine bestimmte Qualität: Aceton? Terpentin? An irgendwas Scharfes aus dem Baumarkt erinnert mich das. Gleichzeitig sind aber auch sehr trocken-holzige Nuancen spürbar. Mildernd und gekonnt dezent greifen wieder ein paar florale Noten ein. Das hat schon was!
Sieht man von dem Honig ab, sind die Basisnoten ein wenig von allem etwas; ich empfinde sie als reinen Hintergrund und in keiner Weise charakterprägend. Allenfalls Tonka stützt die Süße und Opulenz der Honignote. Im Drydowm schließlich meldet sich noch ein Moschus und macht fast einen sexy Hautduft aus pc02 - aber nur fast. Milch und Honig - danach riecht die Haut und insbesondere der Schweiß einiger weniger Menschen, und das finde ich sehr erotisch. Das Milch- und Honig Thema klingt leider nur verhalten an, geht dann aber doch in der Würze unter. Die ganz scharfen Anteile verblassen im Drydown, und pc02 wird zum Schluss überwiegend kuschelig.
pc02 ist also ein Duft, der sehr abstrakt die Darstellung von Gegensätzlichem zum Thema macht. Hier kann begutachtet und vielleicht auch bewundert werden, wie Patricia Choux das alles ins Verhältnis setzt. Aber ist das auch tragbar?
Nun, für mich nicht. Einfach deshalb, weil mir der türkische Honig zu gourmand ist, und die Duftrichtung Gourmand mag ich generell nicht. Hochinteressant finde ich allerdings den Gegenspieler - jene trocken-holzige Würze mit Anklang an Lösungsmittel. Vor allem hiermit zeigt Frau Choux, dass sie was kann. Einfach ist das jedenfalls nicht auf einen Nenner zu bringen.
Toll wäre es gewesen, allein diesen Gegenspieler ins Zentrum zu rücken und auf die Gourmand-Anteile zu verzichten. Vielleicht ein wenig Zitrisches im Kopf, ein paar Florals und meinetwegen minimal Tonka - das hätte es vielleicht auch getan. So dargestellt, hätte ich diese Note gemocht. Weniger ich bekanntlich manchmal mehr, und hier wurde der Bogen doch überspannt.
Auch andersrum wäre es gegangen, wenn Frau Choux sich entschlossen hätte - moschusbasiert - das Milch und Honig Thema konsequenter auszuführen, etwa wie bei Bosque von Humicki und Graef oder mit Abstrichen auch bei Womanity von Thierry Mugler.
Bei soviel wäre doch und hätte doch ist für mich pc02 ein Parfum, das Möglichkeiten aufzeigt, verborgene Farben, die sich im Kampf zwischen Schwarz und Weiß aber nicht recht entfalten können. Immerhin schickte mich dieses Parfum auf eine kleine Gedankenreise; einen Test ist es auf jeden Fall wert. Ich denke, bei dieser Komplexität wird jeder etwas andere Erfahrungen machen. Sieht man pc02 hingegen auf oberflächliche Weise, dann geht es doch vor allem um Zimt, und das wird weitaus leichter, edler und dezenter dargestellt als etwa bei Serge Lutens Rousse. In der Klientel der Serge Lutens Düfte vermute ich auch die Liebhaber von pc02.
Es versteht sich von selbst, dass der Inhaber der Marke nur ganz außergewöhnliche Persönlichkeiten zur Teilnahme auffordert. So blicken sie uns denn von den Werbeträgern an, wichtig und ernst, schwarzweiß gestylt und im Existenzialistenpulli - und fordern uns auf, kaufend Zeuge ihrer Selbstdarstellung zu werden.
Nun kommt Kunst von Können, bei Parfums sicher weitaus mehr als anderswo; doch derart unter Selbstverwirklichungsstress gesetzt, darf man hier kaum solides Handwerk erwarten. Stattdessen werden vermutlich die Randbereiche des Tragbaren ausgelotet. Die Biehl-Parfums gehören sicher auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten.
Ausgerüstet mit diesem Vorurteil, mache ich mich an pc02. Die Kopfnote finde ich schon mal unangenehm. Sie hat etwas von Milchkakao, obwohl Kakao als Note nicht angegeben ist. Wahrscheinlich ist das schon die als „türkischer Honig“ bezeichnete Note, die von Anfang an durchschlägt. Dann kommen Gewürze ins Spiel - Zimt scheint da zu sein, aber auch anderes. Der Zimt steuert dann auch einen etwas weihnachtlichen Touch bei. Erwartungsgemäß ist dieses Türkischer-Honig-Zeugs sehr süß.
Indes hat Patricia Choux einen Kontrast eingebaut: Ich rieche tatsächlich etwas Kardamom, nicht nur im Kopf, und dann eine Art kräuterige, etwas beißende Note. Die hat so eine bestimmte Qualität: Aceton? Terpentin? An irgendwas Scharfes aus dem Baumarkt erinnert mich das. Gleichzeitig sind aber auch sehr trocken-holzige Nuancen spürbar. Mildernd und gekonnt dezent greifen wieder ein paar florale Noten ein. Das hat schon was!
Sieht man von dem Honig ab, sind die Basisnoten ein wenig von allem etwas; ich empfinde sie als reinen Hintergrund und in keiner Weise charakterprägend. Allenfalls Tonka stützt die Süße und Opulenz der Honignote. Im Drydowm schließlich meldet sich noch ein Moschus und macht fast einen sexy Hautduft aus pc02 - aber nur fast. Milch und Honig - danach riecht die Haut und insbesondere der Schweiß einiger weniger Menschen, und das finde ich sehr erotisch. Das Milch- und Honig Thema klingt leider nur verhalten an, geht dann aber doch in der Würze unter. Die ganz scharfen Anteile verblassen im Drydown, und pc02 wird zum Schluss überwiegend kuschelig.
pc02 ist also ein Duft, der sehr abstrakt die Darstellung von Gegensätzlichem zum Thema macht. Hier kann begutachtet und vielleicht auch bewundert werden, wie Patricia Choux das alles ins Verhältnis setzt. Aber ist das auch tragbar?
Nun, für mich nicht. Einfach deshalb, weil mir der türkische Honig zu gourmand ist, und die Duftrichtung Gourmand mag ich generell nicht. Hochinteressant finde ich allerdings den Gegenspieler - jene trocken-holzige Würze mit Anklang an Lösungsmittel. Vor allem hiermit zeigt Frau Choux, dass sie was kann. Einfach ist das jedenfalls nicht auf einen Nenner zu bringen.
Toll wäre es gewesen, allein diesen Gegenspieler ins Zentrum zu rücken und auf die Gourmand-Anteile zu verzichten. Vielleicht ein wenig Zitrisches im Kopf, ein paar Florals und meinetwegen minimal Tonka - das hätte es vielleicht auch getan. So dargestellt, hätte ich diese Note gemocht. Weniger ich bekanntlich manchmal mehr, und hier wurde der Bogen doch überspannt.
Auch andersrum wäre es gegangen, wenn Frau Choux sich entschlossen hätte - moschusbasiert - das Milch und Honig Thema konsequenter auszuführen, etwa wie bei Bosque von Humicki und Graef oder mit Abstrichen auch bei Womanity von Thierry Mugler.
Bei soviel wäre doch und hätte doch ist für mich pc02 ein Parfum, das Möglichkeiten aufzeigt, verborgene Farben, die sich im Kampf zwischen Schwarz und Weiß aber nicht recht entfalten können. Immerhin schickte mich dieses Parfum auf eine kleine Gedankenreise; einen Test ist es auf jeden Fall wert. Ich denke, bei dieser Komplexität wird jeder etwas andere Erfahrungen machen. Sieht man pc02 hingegen auf oberflächliche Weise, dann geht es doch vor allem um Zimt, und das wird weitaus leichter, edler und dezenter dargestellt als etwa bei Serge Lutens Rousse. In der Klientel der Serge Lutens Düfte vermute ich auch die Liebhaber von pc02.
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