Lederdüfte gibt es viele, richtig gute eher wenig. Auch bei mir zuhause stehen ein paar Vertreter aus dieser Schiene (Tuscan Leather, Moroccan Leather, African Leather) und von daher habe ich nicht nach einem Lederduft gesucht.
Leather N‘ Green ist mir eher zufällig in die Hände gefallen und der Name selbst indiziert eigentlich schon mal die Richtung, in die es mutmaßlich geht, nämlich ins grüne Leder. Also Kappe abziehen und los. Ich habe mich in anderen Rezensionen ja schon über die Wertigkeit des Flakons ausgelassen und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber der Verschluss ist einfach nur geil. Lederüberzogen vermittelt er sofort Exklusivität und Charakter, also von Anfang an grundsätzlich genau das, was man sucht und auch erwartet, wenn man den Flakon einer „Manufaktur Birkholz“ in der Hand hält.
Sprüher betätigen, sich einmal mehr am Deckel beim Verschließen erfreuen oder wahlweise ergötzen und dann schnuppern.
Es steigt sofort Leder in meine Nase, super fein gemacht, diese Note, dazu ein leicht frischer Anklang, der aber sehr zu meinem Leidwesen schnell verfliegt. Im ersten Moment dachte ich direkt, wow, genau so etwas fehlt dir für den Herbst, aber die Bergamotte kann sich nicht ansatzweise gegen den dominanten Lederton durchsetzen. Das finde ich extrem schade, denn genau diese Mischung hat einen enormen Reiz.
Nach drei Stunden frage ich mich, warum der Name Green in der Produktbezeichnung geführt wird, denn bis dahin kann ich von irgendwelchen Gräsern nichts erschnüffeln.
Dies ändert sich nach weiteren zwei Stunden, der Duft dreht sich Richtung Wald und dort geradewegs ins Unterholz, wo es dunkelgrün wuchert. Ich hatte gehofft, eine eher leichte Variante aus der Ecke Farn oder Gras zu finden, aber es wird es eher moosig, ohne - und das ist eine große Kunst - muffig zu werden. Insgesamt wird die ganze Geschichte etwas schwerer, dunkler und noch maskuliner.
Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und bei jeder Handbewegung weht noch immer Leder vorbei. Nicht aufdringlich, sondern wie Eingangs beschrieben, in einer sehr feinen Art, dennoch präsent und wahrnehmbar, ja länger der Tag, desto maskuliner das Gesamtbild des Duftes.
Das Grüne hat sich dann bei mir irgendwie wieder verzogen um nicht zu sagen, in Luft aufgelöst, aber nach acht Stunden haftet einfach „nur“ das Leder.
Wo und wie kann/darf/soll ich Leather N‘ Green nun einsortieren?
Zunächst, obwohl als unisex deklariert, für mich einfach nur männlich. Wo ich mir Tuscan Leather durchaus auch mal an Ladies vorstellen kann (gerade auch als perfekte Ergänzung zum Mini aus Nappa), ist der Birkholz einfach zu maskulin.
Maskulin, aber nicht prollig. Kein derber Nasentotschläger, sondern vielmehr ein Nasenschmeichler. Klasse.
Die Frische vom Anfang verschwindet für meinen Geschmack leider Gottes viel zu schnell. Ich habe extra nachgesprüht, um diesen sensationellen Auftakt nochmal genießen zu können, aber schon nach kurzer Zeit das gleiche Ergebnis.
Zum Thema Grün: Ich hatte eine gewisse Erwartungshaltung in Richtung Irish Leather von Memo, welches ich wirklich um einiges mehr in die grüne Ecke stellen würde. Das grüne Mäntelchen, welches Birkholz hier umhängt, ist ähnlich wie die Bergamotte am Anfang schlichtweg zu dünn, um dem Leder auf Dauer Paroli bieten zu können. Das ist nicht schlimm, aber ich hätte mir ein grüneres Ende erhofft.
Und so dominiert von Anfang bis Ende diese feine Ledernote, die den Duft so charakteristisch macht.
Ein Wort zu Sillage und Haltbarkeit. Nicht von schlechten Eltern. Eine normale Dosierung zieht eine Duftschleppe durch den Vormittag, bis in den späten Abend hinein hautnah haltbar. Sehr ordentliche Werte von der Seite aus, was man aber in Anbetracht des Preises, des Anspruchs als Manufaktur und auch im Vergleich zum Wettbewerb erwarten können sollte.
Für mich letztlich zu nahe am Moroccan Leather (welches ich durch Ingwer und Tabak noch exklusiver finde) gebaut und zu wenig grün, um einen wirklichen Kaufanreiz zu schaffen, aber ein extrem gelungener Duft, der aufgrund seiner Performance hohe handwerkliche Kunst erkennen lässt.