14.09.2017 - 14:37 Uhr
Meggi
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18
E-rös-chen
Was immer sich bei einem Duft namens „Piccadilly“ alles vermuten lässt, ich wäre von selbst niemals auf einen Bezug zur Statue des…Eros gekommen, die mitten auf dem Piccadilly Circus, an der Spitze der Shaftesbury Memorial Fountain, im Lauf erstarrt scheint. Vielleicht in Empörung, schließlich handelt es sich offiziell um den „Engel der christlichen Nächstenliebe“, nicht um einen verspielt-lüsternen, antiken Hüpfer, also bitte…!
Hm. „Verspielt“ ist zwar nicht der bestmögliche Einstieg in die heutige Duft-Beschreibung, besser als „lüstern“ jedoch allemal: Eine zunächst verhuschte Rose entblößt erst einmal zart-süßes Gewürz, welches freilich rasch sehr safran-staubig daherkommt. Das Ganze kann als eine Art Atemholen gelten, denn bald entfaltet die Rose eine freundliche, allerdings unmissverständliche Dominanz. Sie zeigt leise Anwandlungen jener ölig-teerigen Bitterkeit, die ich bei der Nennung von bulgarischer Rose (beim Hersteller nicht derart präzisiert) oft wahrnehme und die das Ledrige streift. Den Begriff „verspielt“ vergessen wir tunlichst endgültig.
Auch ein bisschen was Edelrosen-Wässriges ist an Bord, liebevoll abgerundet. Der „Preis“ dafür ist der übliche: Es entsteht eine (im Ansatz) Fruchtbonbon-Anmutung. Gleichwohl mischt sich das schön, lieblich-fruchtig auf der einen und kräftig-ölig auf der anderen Seite. Ich meine eindeutig „lieblich“, nicht „süß“. Und „Bonbon“ wird der Note nicht wirklich gerecht – außer, die Nascherei wäre von elysischer Qualität. Ich empfehle in diesem Zusammenhang zum wiederholten Male für den Garten die Rosensorte „Nostalgie“, ein zweifarbiges, züchterisches Meisterstück aus dem Hause Tantau. Einer ihrer vielen Vorzüge ist, dass sie nach… nun ja, eben elysischem Rosen-Bonbon duftet.
Während des Vormittags gewinnt ein holziger Part an Gewicht, entwickelt gar Anklänge an Oud. Nicht in einem Ausmaß, dass die Mundwinkel der diesbezüglich Übersättigten abwärts sacken müssten, vielmehr in einer Dosierung, die als Winz-Camouflage-Beitrag in Anlehnung an eine nicht grundlos beliebte Kombination dem Duft einfach gut tut.
Rosengeranie. Sie muss es sein. Latent kratzig. Doch keine Herren-Würze, kein über Nacht stehengelassener Aschenbecher. Fast seifig stattdessen. Hell. Und ihrerseits nur Assistenz der Grande Dame, deren „Grande“ sich hier – das sei erneut betont - aus innerem Rang infolge unwiderstehlich-resoluter Liebenswürdigkeit speist.
Um die Mittagszeit scheint sich mir ein cremiger Hauch in den Duft zu schleichen. Dazu Sprenkel von Grün, vor allem aber von Amber-Süße. Das Bonbon enthüllt seine Wurzeln? Das darf jetzt straflos „süß“ genannt werden. Am Nachmittag finde ich den Amber-Gedanken phasenweise ziemlich deutlich, wenngleich er die Labdanum-Rose-Pipi-Gefahr durchweg umschifft (höhö…). Die Rose ist nun ins Hintertreffen geraten und im Endstadium ließe sich Piccadilly als heller, sauberer Amberduft mit einer Spur fruchtiger Floralität bezeichnen. Trotzdem spendiert er bis abends zuweilen einen dunkelwuchtigen Rosen-Tupfer, der jedwede Banalität auf Abstand hält.
Fazit: Originell ist „Piccadilly“ sicherlich nicht, und 290 Euronen dafür finde ich sportlich; dessen ungeachtet ist er ein sehr feiner Rosenduft, den ich mir eher an Damen vorstellen mag. Er ist bei aller stilistischer Ausgeglichenheit in der Projektion übrigens von einiger Präsenz.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
Hm. „Verspielt“ ist zwar nicht der bestmögliche Einstieg in die heutige Duft-Beschreibung, besser als „lüstern“ jedoch allemal: Eine zunächst verhuschte Rose entblößt erst einmal zart-süßes Gewürz, welches freilich rasch sehr safran-staubig daherkommt. Das Ganze kann als eine Art Atemholen gelten, denn bald entfaltet die Rose eine freundliche, allerdings unmissverständliche Dominanz. Sie zeigt leise Anwandlungen jener ölig-teerigen Bitterkeit, die ich bei der Nennung von bulgarischer Rose (beim Hersteller nicht derart präzisiert) oft wahrnehme und die das Ledrige streift. Den Begriff „verspielt“ vergessen wir tunlichst endgültig.
Auch ein bisschen was Edelrosen-Wässriges ist an Bord, liebevoll abgerundet. Der „Preis“ dafür ist der übliche: Es entsteht eine (im Ansatz) Fruchtbonbon-Anmutung. Gleichwohl mischt sich das schön, lieblich-fruchtig auf der einen und kräftig-ölig auf der anderen Seite. Ich meine eindeutig „lieblich“, nicht „süß“. Und „Bonbon“ wird der Note nicht wirklich gerecht – außer, die Nascherei wäre von elysischer Qualität. Ich empfehle in diesem Zusammenhang zum wiederholten Male für den Garten die Rosensorte „Nostalgie“, ein zweifarbiges, züchterisches Meisterstück aus dem Hause Tantau. Einer ihrer vielen Vorzüge ist, dass sie nach… nun ja, eben elysischem Rosen-Bonbon duftet.
Während des Vormittags gewinnt ein holziger Part an Gewicht, entwickelt gar Anklänge an Oud. Nicht in einem Ausmaß, dass die Mundwinkel der diesbezüglich Übersättigten abwärts sacken müssten, vielmehr in einer Dosierung, die als Winz-Camouflage-Beitrag in Anlehnung an eine nicht grundlos beliebte Kombination dem Duft einfach gut tut.
Rosengeranie. Sie muss es sein. Latent kratzig. Doch keine Herren-Würze, kein über Nacht stehengelassener Aschenbecher. Fast seifig stattdessen. Hell. Und ihrerseits nur Assistenz der Grande Dame, deren „Grande“ sich hier – das sei erneut betont - aus innerem Rang infolge unwiderstehlich-resoluter Liebenswürdigkeit speist.
Um die Mittagszeit scheint sich mir ein cremiger Hauch in den Duft zu schleichen. Dazu Sprenkel von Grün, vor allem aber von Amber-Süße. Das Bonbon enthüllt seine Wurzeln? Das darf jetzt straflos „süß“ genannt werden. Am Nachmittag finde ich den Amber-Gedanken phasenweise ziemlich deutlich, wenngleich er die Labdanum-Rose-Pipi-Gefahr durchweg umschifft (höhö…). Die Rose ist nun ins Hintertreffen geraten und im Endstadium ließe sich Piccadilly als heller, sauberer Amberduft mit einer Spur fruchtiger Floralität bezeichnen. Trotzdem spendiert er bis abends zuweilen einen dunkelwuchtigen Rosen-Tupfer, der jedwede Banalität auf Abstand hält.
Fazit: Originell ist „Piccadilly“ sicherlich nicht, und 290 Euronen dafür finde ich sportlich; dessen ungeachtet ist er ein sehr feiner Rosenduft, den ich mir eher an Damen vorstellen mag. Er ist bei aller stilistischer Ausgeglichenheit in der Projektion übrigens von einiger Präsenz.
Ich bedanke mich bei MisterE für die Probe.
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