MEM 2017

MEM von Bogue
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7.8 / 10 152 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Bogue für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2017. Der Duft ist animalisch-blumig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Animalisch
Blumig
Würzig
Harzig
Holzig

Duftnoten

LavendelLavendel BibergeilBibergeil Jasminum grandiflorumJasminum grandiflorum MoschusMoschus PfefferminzePfefferminze Ylang-YlangYlang-Ylang ZibetZibet AldehydeAldehyde AmberAmber Bourbon-RosengeranieBourbon-Rosengeranie Damaszener-RoseDamaszener-Rose EthylmaltolEthylmaltol GrapefruitGrapefruit LabdanumLabdanum MandarineMandarine PetitgrainPetitgrain RosenholzRosenholz Siam-BenzoeSiam-Benzoe Weiße ChampakaWeiße Champaka AmbraAmbra Himalaya-ZederHimalaya-Zeder indisches Sandelholzindisches Sandelholz LorbeerLorbeer MaiglöckchenMaiglöckchen VanilleVanille

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8152 Bewertungen
Haltbarkeit
8.8136 Bewertungen
Sillage
8.1136 Bewertungen
Flakon
7.7120 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.959 Bewertungen
Eingetragen von OPomone, letzte Aktualisierung am 12.04.2024.

Rezensionen

6 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 41  
Weniger wäre mehr gewesen
Wow, dieser Duft ist ein echter Kracher: volltönend, vielstimmig, ausdauernd und von schwerer Textur, um nicht zu sagen: fett.

Vor Jahren, als von mir bejubelte Düfte nicht laut und opulent genug sein konnten, hätte mich ‚Mem’ vollends begeistert. Aber seither haben sich meine Vorlieben etwas verändert und ich bevorzuge schlankere, im Allgemeinen auch dezentere Düfte. ‚Mem’ aber ist genau das Gegenteil. Ein derart gewaltig orchestrierter Duft ist mir seit langem nicht mehr unter die Nase gekommen. Dutzende Akkorde schwirren lauthals durcheinander, übertönt von einem dröhnenden Dreiklang aus Lavendel, Honig und animalischen Essenzen.
Aber, und das muss ich wirklich betonen: aller Kakophonie und allem Übergewicht zum Trotz: ‚Mem’ riecht gut, verdammt gut.
Allerdings muss man Düfte wie ‚Jicky’, ‚Miel de Bois’ und ‚Kouros’ mögen. Polarisierende Düfte, hauptsächlich ihrer tierischen Ausdünstungen wegen, die zuverlässig Assoziationen von Klosteinen oder vollen Babywindeln hervorrufen. Die animalische Seite von ‚Mem’ ist aber meiner Ansicht nach ausgesprochen zivilisiert geraten, erst recht verglichen mit Düften wie ‚Leather Oud’ oder ‚Figment Man’. Vermutlich ist sie jedoch für viele, für sehr viele sogar, schon nicht mehr tolerierbar. Zumal der Honig-Akkord, der relativ wenig Süße entwickelt, diesem tierischen Dunst eine gewisse Schwüle verleiht, die bei größerer Intensität sicher atemverschlagend wäre. So aber, kunstvoll kalibriert, empfinde ich sie nicht nur als gerade noch erträglich, sondern als ausgesprochen erotisch.

War der hochgepriesene Vorgängerduft ‚Maai’ der Versuch die großen animalischen Chypres der Vergangenheit in einer Neuinterpretation wieder aufleben zu lassen, so ist ‚Mem’ der Versuch den alten Fougère-Schlachtrössern wie ‚Jicky’, über ‚Pour un Homme de Caron’, ‚Zizanie’, ‚Brut’ bis hin zu ‚Kouros’ einen würdigen Nachfolger zur Seite zu stellen. Und ja, dieser Versuch ist geglückt. ‚Mem’ ist mit seinen vielen Bezügen in die Vergangenheit, ein Retro-Duft 'par excellence'. Allerdings einer, der sich nicht damit begnügt ein gut gemachter Wiedergänger einer allseits bekannten Legende sein zu wollen, sondern einer, der einen eigenen Charakter entwickelt, ein modernes Gesicht. Ihn jedoch, wie manche es tun, als modernen Duft zu bezeichnen, so weit würde ich nicht gehen. Zu deutlich standen gerade ‚Jicky’ (Lavendel-Vanille-Konfekt), ‚Miel de Bois’ (unsüßer, holzig-aromatischer Honig) und ‚Kouros’ (die fast exzessive Verwendung der Base ‚Animalis’) Pate.

Alles in allem ein überaus gelungener Duft, allerdings für mein Empfinden ein bisschen ‚over the top’. Zuviel des Guten in vielerlei Hinsicht. Ich wünschte ihn mir kleiner dimensioniert, dezenter, und ja, auch weniger langanhaltend. Morgens aufgesprüht ist der Duft abends noch in einer derartigen Intensität wahrnehmbar, dass man erschöpft ausrufen möchte: Aus, Ende, es reicht!
Aber ‚Mem’ erlöst den Träger nicht, hat er den Duft auch noch so homöopathisch dosiert, sondern ringt ihn langsam aber sicher nieder.

Fazit: toll, aber weniger wäre wirklich mehr gewesen.

Nachtrag, Sept. 2020:

'Mem' ist zwischenzeitlich zu einem meiner Favoriten avanciert. Vermutlich der Beschäftigung mit 'Maai', 'Douleur' und 'T-Rex' geschuldet, habe ich die Gardoni-DNA schätzen und lieben gelernt. Immer noch sind seine Düfte keine solchen, die man einfach so wählt, weil man sich für keinen anderen entscheiden kann. Gardoni-Düfte sind starke Charaktere, die man phasenweise aushalten muss, hat man sich einmal für sie entschieden. Das kostet Kraft, und manchmal auch Nerven, ist aber sehr inspirierend!
17 Antworten
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Axiomatic

100 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 42  
Ein letzter Tanz im Herbst
Ein Oxymoron von Duft, dieses MEM.
Schon der Schriftzug läßt die Gehirnwindungen wachwerden.
MIM? MEM? Oder gar ME EM?
Da es sich um eine italienische Marke handelt, könnte auch ein doppeltes M gemeint sein, sprich EME EME.
Wie auch immer, hier wird eine Neuinterpretation alter Themen serviert.
Interessant finde ich hier das Verhalten sowohl auf der Haut wie auf dem Teststreifen.

Zisch!

Ja, hier gehen wir locker etliche Jahrzehnte zurück.
Eine sehr schwere Kopfnote an Mandarine, hier die Schale der überreifen Sorte, wird mit einem Apotheken-Charme in Richtung Hustenbonbon geführt. Eindeutig Salbei, leicht minzig. Anklänge von Honig deuten auf sehr kräftige, pollenträchtige Blüten, fast am Verwelken.

Dies wäre mit Augenzwinkern der Auftakt eines Chypre für eine eklektische Party zu verstehen.
Die Räumlichkeiten sind industriell karg gehalten, man projiziert Gemälde von Max Liebermann an die Betonwände. Simson und Delila wirken fast plastisch.
Drapiert werden die Raumübergänge mit schweren Samtvorhängen an Leitungsrohren. Und zum Ausruhen stehen glasklare Stühle im Louis XVI Stil bereit.
Der DJ hat ein paar Versatzstücke der Klagelieder von Richard Strauss’ Elektra mit tanzbaren Beats vermengt. Dumpfe Klänge der Streicher treffen auf fordernde Schrei-Gesänge. Es gilt den Rachen auf Teufel komm raus zu befreien!
Auf dem Teststreifen dauert diese Ouvertüre wesentlich länger an als auf der Haut.

Dann aber dreht der Duft in Richtung Fougère, der Lavendel küßt ziemlich klassisch die Rosengeranie. Doch auch hier witzelt man ziemlich ironisch, denn eine Überladung an vorsätzlichen Weißblühern markiert schonmal das Revier und bedrängt das Liebespaar. Auf der Tanzfläche stampft man zu Cosmopolitan Techno. Very classy aber ziemlich dicht aneinander. Der Duft von reifem Obst gibt sein Bestes zum Rhythmus. Das Licht nimmt herb goldene Wellenlängen an, der Klinker der Wände wirkt warm bräunlich, fast weich. Und eine unmissverständliche körperliche Anziehungskraft schafft einen magischen Sog zur Mitte der Tanzfläche hin.

An dieser Stelle möchte ich auf die im Forum oft gescholtene Animalik eingehen.
Diese wird hier von einer warmen und ziemlich süßlichen Basis an Harzen eingerahmt. Ich muß unfreiwillig wieder an Schöpfungen des späten 19., frühen 20. Jahrhunderts denken.
Kein Gestank hier, sehr anschmiegsam und warm, fast schon elegant.

Nach all dem Geschehen brauche ich erst einmal eine Pause und setze mich auf einem dieser „so kultigen“ Stühle von Kartell aus Polycarbonat von Philippe Starck.
Zum Chillen hallt der zweite Satz, das Largo, der Sinfonie Nr. 2 in C von Franco Alfano, ein geheimnisvoller musikalischer Dialog.
Dieser Dialog verhilft mir zu einem besseren Verständnis des Duftes mit all seinen komplexen Ebenen.
Gefühle von Verschmelzung, Sehnsucht, Erinnerungen und Wehmut inmitten des Herbstes dringen ins Herz ein, goldene Farben leuchten ein letztes Mal auf.

Was ich hier bisher so linear beschrieben habe, erweist sich als Trugschluss. Diese Dufteindrücke wechseln sich ständig ab, tauchen plötzlich wieder auf und überlagern andere. Eine Minze funkelt immer wieder dazwischen und zusammen mit unbesiegbaren Aldehyden konterkarieren sie die wohligen Harze.
Auf zwei klassische Stilmittel wird hier komplett verzichtet, weder Moos noch Patchouli weit und breit, um einen Ruhepunkt zu finden. Der wilde Reigen soll möglichst lang anhalten.
Und so wird es seine Zeit brauchen, bis der Duft auf eine geordnete Bahn findet, welche dann aber exquisit ausfällt.

Rauchige Harze, Animalik, Hölzer und Ambriertes bilden schließlich eine versöhnliche Basis mit etwas Honig und umsüßem, leicht hochprozentigem Vanille-Absolue.
Voller Wärme, Lust und Zutraulichkeit.

Das Zauberhafte der Komposition besteht in ihrer Wärmeempfindlichkeit.
Diese erfährt man eher auf der Haut, weniger auf dem Teststreifen.
Wo eben noch die betörende Animalik an Harzen liebkoste, sticheln plötzlich die hohen Noten der trächtigen Blüten an Minze. Und auch in umgekehrter Weise. Dafür reicht etwas körperliche Bewegung oder ein veränderter Pulsschlag aus.

Einen Vergleich zu Kouros finde ich nicht ganz treffend, obwohl die Animalik beide Düfte bestimmt.
Kouros ist geprägt von einer lichtdurchfluteten Stimmung. Estragon, rauchiges Vetiver und vor allem helle Aldehyde schaffen eine klassische Szenerie Griechenlands. Eichenmoos und nicht zuletzt Leder bilden ein gravitatorisches Epizentrum. Alles wird zusammengehalten und erstrahl ziemlich sauber durch den Moschus.
Bei MEM jedoch ist die Komposition wesentlich dunkler, ambrierter, unreiner. Die Harze und Hölzer geben der Animalik etwas Üppiges, fast schon Überladenes dank der Honignoten der Blüten und der Frische der Minze. Hier sind die Fliehkräfte zügelloser, sie durchkreuzen sich ständig und ergeben ein kontrastreiches Bild. Wie ein schimmernder Gobelin in den schönsten Herbstfarben. Das Verlangen erweist sich als sinnlicher, ergreifender.

Es war eine spannende Nacht in dieser Tanzhalle und eine Einladung in die Welt des Antonio Gardoni.
Was zunächst recht kakophonisch und medizinisch begann, durchfuhr eine spannungsgeladene Mitte, um prachtvoll, versöhnlich und voller Innigkeit zu enden.
Eine fantastisch schöne Komposition als Allegorie für den Herbst.

Und dafür danke ich FrauKirsche für die Probe, ohne sie wäre mir diese Welt wohl noch verschlossen geblieben.

39 Antworten
7
Preis
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Ergreifend

483 Rezensionen
Ergreifend
Ergreifend
Top Rezension 28  
Ausbreitend, wie schwarzer Schimmel
.. bedeckt dieser Duft, die weiße, reine Wand,
der scheinheiligen Welt, wo Wolken tief hinein, sogar bis in die Hölle hängen. Dort lassen diese Wolken ihre Teertropfen fallen. Tief in die Erde hinein, einsacken.

Dies Alles umgossen von warm, schimmernden Harztropfen, die wie Tränen der Wüste in der Atmosphäre schwirren und die Luft mit einer Brise voller Zu und Abneigung schwängern. Alles gleichzeitig. Wirkt surreal. Ist es auch! MEM ist ein Grenzgänger. Einer der überschreitet, der tief um sich greift. Sich einfrisst. Wie schwarzer Schimmel eben. Mem heißt, in meiner Muttersprache Schimmel. Das Wort vor Augen und dieses Parfüm erzeugt ein mächtiges Bild. Ein wahrlich großes Gemälde vor Augen.

Doch ist Mem kein stinkender Schimmel. Er ist vielmehr faszinierend, weil er sich so schön und wuchtig ausbreitet, an der weißen, scheinbar heiligen Hülle der schwarzen Seelen. Das tief, dunkle Schwarz kann man ihm aber nicht absprechen. Das hat Mem definitiv. Er wirkt dunkel, gleich von Anfang an, nimmt er mich ein, mit warm animalischen Noten, gestreichelt von satten Ylang-Ylangzügen welches tief in die Haut sackt. Deutlich unterstrichen mit einer satten Moschusnote, welche sich balsamisch, bis in den tiefsten Punkt des Körpers gleiten lässt. Holzige Facetten, angereichert mit drallen Blüten, aller Art lassen den Duft auch etwas heller wirken. Dunkel und hell. Ja, Engel und Teufel geben sich hier scheinbar die Hand und hüpfen durch das weite Lavendelfeld, der untergehenden Sonne entgegen. Dabei am Minze kauen und am Orangenblütennektar saufen. Noch nebenbei, ein paar verbotene Früchte, vom Weg abgepflückt.

Alles klar! I'm done, liebe Parfumos. Das sind Momente, für die man als Parfumo geschaffen ist. Sich so berauschen lassen, von so einer Opulenz ist nicht alltäglich. Er hat mich aber! Hat sich eingefressen, wie schwarzer Schimmel. Tief in die Gedanken. Hüllt ein, lässt alle möglichen Gefühle wach werden.

Was für ein Duft! Was für eine Macht, der Düfte. Und es soll mir keiner kommen mit dem, weniger ist mehr! Nein! Ich würde mich suhlen in MEM, denn im Moment bekomme ich nicht genug von ihm.
20 Antworten
5.5
Duft
DasguteLeben

132 Rezensionen
DasguteLeben
DasguteLeben
Top Rezension 20  
Von Gralen und Grauen
Ma'ai von Antonio Gardonis Marke Bogue ist, zusammen mit den Werken Annette Neuffers, der Duft, der mich zurück zum Gegenwarts-Parfüm gebracht hat, von dem ich mich zynisch resigniert Richtung vintage abgewendet hatte. Kein Zufall, insofern Neuffer neo-klassische Naturparfüms in einem komplexen guerlainesken Stil macht und Gardoni mit Ma'ai ein "animalisches Chypre im Space-Suit" vorgelegt hat, große Parfümtradtion hier also mit neuen Ansätzen genial verknüpft wird. Meine Erwartungen an MEM waren dementsprechend hoch, zumal Luca Turin 5 Sterne gegeben und ihn als den bisherigen kreativen Höhepunkt im Bogue Portfolio definiert hat und die von mir sehr geschätzte Claire Vuckevic mit MEM die gleiche Erfahrung hatte wie ich mit Ma'ai.

Was soll ich nun sagen? Zunächst - er ist für mich untragbar, da ich ihn weder gut VERtrage noch ERtrage. Neben Nasenjucken und Hustenreiz lässt er mich ästhetisch ratlos zurück: vielleicht ist es Duftkunst, aber will so jemand riechen? Ich um keinen Preis.

Dabei fängt es gut an [was folgt basiert auf Notizen ohne Kenntnis der Duftpyramide]: Lavendel, weich, pudrig, süsslich und angenehmer Hautgeruch - eingecremter Frauenkörper, eine süße Hautstelle wie der Nacken. Das erinnert entfernt an Ma'ai, wie auch die weiss-floralen Elemente, die jetzt kommen - vollblühend, blumig, das ylang-jasminige mit minimaler Fäkalnote zunehmend durch "bunt" ergänzt, gar fruchtig - ich erahne neben Rose auch Gammalactone (Pfirsichduft). Ein Frauenkörper aus Lavendel, Blumenblüten und Obst wie ein Arcimboldo oder eine der irren Mutationen aus Alex Garlands bizarren Sci-Fi Drama Annihilation. In jedem Fall schön und interessant.

Dann, nach ca. 10 Minuten, beginnt es zu kippen. MEM wird zum einen irritierend und leicht stechend, mehr als nur von einer Ladung Aldehyde, und seifig - stark parfümierte Flüssigcremeseife aus der Drogerie ist die Assoziation - und dazu kommen süss-maltolige Noten. Dass Turin das hier als sehr natürlich duftend empfindet bestätigt mir seine in einem Neuffer-Review gemachte Aussage, seine Nase sei durch Jahre des Synthetik-Riechens korrumpiert und nicht mehr an die feinen Texturen von reinen Natursubstanzen gewöhnt. Indeed, Luca. Der Dufteindruck von MEMs synthetisch aufgeblasener Science-Fiction Floralität ist Lichtjahre von einem Neuffer-Duft wie Sonnett 18 oder Stardust entfernt. Mich verliert Gardoni hier aufgrund der zunehmend unangenehmen Atemwegsreizung und dem plastik-süßen maltolgestärktem Blütengewitter, dass an billigste Synthetik-Neroli-Ylang-Maiglöckchen-Rose u.ä. aus Haushaltsprodukten erinnert und zusammen mit der anhaltenden urinösen Note Duftbilder einer frisch geputzten, aber aufgrund einer langen Biographie von Pissepfützen nicht mehr olfaktorisch sanierbaren Bahnhofstoilette beschwört. Im Gegensatz zur erotischen Animalik von Ma'ai ist das hier für mich total abstoßend.

Eine weitere, weniger unappetittliche aber auch nicht gerade genehme, Geruchs-Assoziation ist die mit unserem Bio-Feinwaschmittel welches, wie viele Bioprodukte, "natürlich" parfümiert ist - d.h. mit hochfraktionierten Isolaten naürlicher Duftstoffe (überwiegend floral und zitrisch), die für mich aufgrund des Fehlens der meisten Sekundär- und Tertiärmoleküle tatsächlich überhaupt nicht natürlich riechen, aber auch nicht wie typische vollsynthetische Monomoleküle. Mir waren diese Substanzen beim Testen diverser Parfüms von Mandy Aftelier - unangenehm - aufgefallen; für mich entsprechen sie mehr dem Duftprofil der normalen als der Naturparfümerie und haben daher in letzterer nichts zu suchen. In MEM verstärken sie die Assoziation mit Funktionsparfümerie, also Haushaltsprodukten, und das ist nunmal mein wunder Punkt, an dem die ästhetische Klappe, bzw. Guillotine erbarmunglos runtergeht, weshalb ich ja auch wenig mit den meisten Arbeiten von Ellena für Hermès (Jardin de Drogerie) oder Duchaufours Fließbandfruchtweihrauch anfangen kann. Bei Bogue hätte ich es so nicht erwartet.

Tatsächlich schält sich nach einiger Zeit ein etwas klareres florales Profil einer Tuberose-Note heraus, die laut Pyramide gar nicht existiert und ich kann jetzt die Idee eines dreigliedrigen Parfüms (Lavendelcologne - Floralbombe - animalischer Stinker) inszeniert als Karambolage besser nachvollziehen, aber der Zug ist leider schon abgefahren, denn der Runter-Daumen der sinnlichen Erfahrung triumphiert hier klar über intellektuelle Konstrukte (profunde Jicky Verweise etc. pp.) zumal ich die Naturanimalik z.B. in den Arbeiten Dominique Dubranas tatsächlich interessanter finde und alles in der Parfümgeschichte, auf das sich MEM bezieht einfach viel besser riecht als diese postmoderne Re f/v erenz // jouissance. MEM ist ein Duftexperiment, welches von ausgewiesenen Kennern als grand parfum und/oder grandiose Studie gerühmt wird, das ist zu akzeptieren. Nach meiner Nase scheitert es [ich bin mir noch nicht sicher ob kläglich oder grandios] - diese Möglichkeit liegt allerdings in der Natur eines Experimentes, insofern ist daran nichts Schlimmes - vom Geruch abgesehen.
5 Antworten
8
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Splitter

96 Rezensionen
Splitter
Splitter
5  
Kratz mich, beiß mich, ich bin Tiernamen!
Eigentlich wollte ich an diesem Tag zwei Düfte testen, habe ja schliesslich zwei Arme hehe. Aber nach den sonstigen Impressionen hier, wollte ich das dann doch nicht riskieren. Und ich muss zugeben, ich wurde etwas erschlagen.
Von Antonio bin ich mit Tyrannosaurus Rex schon was gewohnt. Den finde ich tatsächlich weniger fordernd, weil weniger blumig.

MEM aber keift erst mal mit der vollen Breitseite Animalik, erinnert mich fast an schmutzige Toiletten und zugleich die guten alten Duftwasser meines Opas. Ich habe eine Überdosis Jasmin abbekommen, die von Zibet, Bibergeil und weiteren Blüten nur noch verstärkt wird.
Mich durch diese Wolke von schwülen Blüten kämpfend komme ich an den Kern der Komposition. Hier gehen drei Pfade ab.
Der Pfad der Frische und Zitrik voll grünem Kraut, hellen Früchten und zarten Blüten.
Der Pfad des verruchten Holzes voll klassischer Animalik, Sandelholz und Harzen.
Der Pfad der standhaften Blüten voll wohldosiertem Lavendel, eindrucksvollem Moschus und Jasmin.
Zuerst unklar und noch immer von Wolken bedeckt, später deutlich und sehr eindrucksvoll und in einer Intensität, die mir Schnappatmung beschert. In Langform:

Nach etwa einer halben Stunde oder mehr, wenn die Wolken sich gelegt haben zeigen sich die Facetten in Nuancen. In meisterhaften Pinselstrichen. In allem auf ein Mal und doch differenziert und dennoch kraftvoll. Alltäglich ist anders. Absolutes Neuland wird hier aber auch nicht beschritten. Stattdessen findet man hier eine klassische Komposition, die in den letzten Jahrzehnten einfach verloren ging und hier in vollem Glanz neu erstrahlen darf. Mit Mut vonseiten des Künstlers, wie auch der tragenden Person. Eine Komposition voller Kraft, Leidenschaft, Mystik, Hingabe zur Kunst. Bravo, ich verneige mich vor beiden.

Gleichzeitig bin ich hier leider raus, mir ist diese Komposition auf eine Weise zu blumig, die ich nicht leiden mag.
Eine Kleinigkeit möchte ich zum Schluss noch anmerken, insbesondere da ich eben die Intensität hervorgehoben habe. Denn die schwindet binnen zwei Stunden zu einer Hautnähe, die mir nicht erklärlich ist. Vielleicht aber auch besser, bei einem solchen Knaller.
An mir zeigt sich zuletzt und den Rest des Tages ein würziger Sandelholzduft sehr ähnlich zu "Graines Vagabondes - Quartier Latin | Memo Paris". Angenehm.
5 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

46 kurze Meinungen zum Parfum
SchalkerinSchalkerin vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Lavendel blüht herrlich lila. Bienen summen,
es kommt minziger Wind auf. Tierchen spielen
zwischen vielen bunten Blumen und Hölzern.
29 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 2 Jahren
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Leicht bepiescherter Lavendel, haufenweise Blumen und viel Untenrum ergeben einen komplexen, durchgedrehten und etwas anstrengenden Duft,
25 Antworten
FloydFloyd vor 2 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Kleine Wiese an der Straße
Kaugummi klebt
An Lavendel und Rose
Harz in der Sonne
Schale von Mandarinen
Am Baum trocknen
Animalische Spuren
26 Antworten
SeejungfrauSeejungfrau vor 3 Jahren
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Holografie Maaiwärts
LavendelKaramellenSirene
PfirsichWachsGummiFacetten
PilzStaub im SommerWind
Vollmond im WeizenFeld
Daphnetoxin säuselt
19 Antworten
GandixGandix vor 3 Jahren
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
2.5
Duft
Lodernde Animalik
Spuren im Heu
Gelb, wie nach ner
Überdosis Vitamin C
Gelöst in Kamillentee
24 Antworten
Weitere Statements

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