La Vaniglia 2010

Holunder
28.10.2010 - 06:04 Uhr
17
Top Rezension
7.5
Haltbarkeit
10
Duft

Vanille: Ein Sündenfall.

Wer Vanille nur von süßen, schmeichelnden, gefälligen Düften her kennt, ist hier sicher erst einmal überrascht, denn Süße ist nur in homöopathischen Dosen vorzufinden und auch ansonsten kommt die Vanille etwas rauhbeinig daher. Präsent ist sie vom ersten Moment an, begleitet von einer zart fruchtigen alkoholischen Note, die ich nicht auf das Lösungsmittel zurückführen würde, sondern die, würde ich raten, durchaus so soll: eine beschwipste Vanille, ein Likör, vielleicht eher noch ein Schnaps. Ein Geruch, der signalisiert: Ich rieche gut, aber Vorsicht, ich brenne in der Kehle.

Damit sind die gourmand-Anklänge von "La Vaniglia" auch schon wieder vorbei. Im Laufe der ersten Stunde verflüchtigt sich das Alkoholische, der Duft wird trockener, der Weihrauch meldet sich zu Wort. Die Umgebung sorgt jedoch dafür, dass es kein sakraler, erhebender Weihrauch ist wie in "Avignon" oder "Cardinal", er wirkt etwas schmutzig, verrucht im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe Verständnis, angesichts einer so sinnlichen Vanille kann es nicht einfach sein, am Zölibat festzuhalten.

Einzig Animalisches rieche ich hier nicht heraus (bei "Lei" allerdings schon), es passt aber durchaus ins Bild. Eine exaltierte, sündige, in jeder Hinsicht erwachsene Vanille. Keine große Sillage, nur wer nahe kommt, dem wird das gesamte Ausmaß ruchbar.

Vanillefans sollten hieran nicht vorbeigehen, und auch jene, die es nicht sind, können durchaus einen Test wagen.
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