Landscape Scents - Bosc 2017

Fluxit
19.04.2019 - 12:24 Uhr
29
Top Rezension
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Das Eichenmoos, es weichen moosss ...

Man verzeihe mir den saloppen Titel. Ohne Humor kann ich mit den ganzen aufkommenden Verboten für natürliche Inhaltsstoffe einfach nicht mehr umgehen. Jetzt ist voraussichtlich die beste Zeit, sich noch mit echten Eichenmoosdüften einzudecken. Ich hab's jedenfalls getan und zähle Bosc damit zu meinen neusten Errungenschaften.

**Duft**
Frisch auf der Haut ist Bosc tatsächlich frisch, orangefrisch. Aber nur kurz. Grünherbkrautig, jede Menge Wacholder, bald schärflich mit leichter Acetonnote. Trotzdem nicht anstrengend. Nach ca. 30 Sekunden trockener nachgeschärft. Nicht staubig wie viele Nadelholzdüfte, sondern klarer, hell.
Die Basis pendelt sich zügig ein. Wacholder und Eichenmoos, trockenrauchig glimmend. Richtig gut! Mehr braucht es nicht für einen spannenden Volltagesbegleiter, der selbst in der Nacht noch nachknistert.
Bosc bedeutet übrigens nicht wie von mir vermutet "Busch", sondern "Wald". Das passt auch besser. Aber wie so oft liegt die Wahrheit dazwischen. Und wo wir schon beim Marketing sind: Dazu hab ich eine Geschichte, die deutlich länger ist als die Beschreibung des Duftes.

**Marke**
Eigentlich war es ganz anders geplant: Juniper Ridge hat neue Solids am Start und wo kann man die testen? Zum Beispiel in Berlin, und da war ich zufällig. Wildhoodstore heißt der Laden, sympathische Menschen hinter der Ladentheke. Parfum ist selbstredend nicht ihr Kerngeschäft, doch der Austausch war dennoch so spaßig wie interessant. Ich fachsimpelte mit Alternativen zu JR und meinen Naturdufteindrücken, sie erzählten im Gegenzug, dass sich tatsächlich fast nur holzfällerbehemdte Hipsterkerle die Düfte kauften. Als ich mich nach weiteren Düften oder Testermengen für Wanderpakete erkundigte, kramten sie im Lager und zauberten das Discovery Kit von Bravanariz hervor. Eine junge kalatonische Marke, die ihre Naturparfums an den Markt bringen möchte. Sie zögerten mit der Platzierung im Laden, meiner Meinung nach zurecht: Ein Discovery Kit für 85€, ohne einfache Vortests wegen der fehlenden Spraymöglichkeit (Rollerball-Pens!) ... hmm. Zumal man ja im Normalfall nur selten alle drei Düfte überzeugend findet. Sie ließen mich die Düfte dennoch auftragen - bzw. deswegen, denn an einen Verkauf glaubten sie nicht - und Bosc hat mich über bestimmt 24h so reizvoll begleitet, dass ich mich direkt auf der Webseite erkundigt habe. Und siehe da, die Pens werden auch einzeln verkauft. Ich ließ es mir nicht nehmen, direkt meine ausführliche Meinung in das Kaufnotizfeld zu dumpen und die Düfte für ihre Qualität zu loben, denn nach über zwei Jahren intensiver Naturdufttests traue ich mir da mittlerweile genügend Kompetenz zu. Ernestos Antwort kam prompt: Ja, sie sähen vieles davon mittlerweile ähnlich und vielen Dank für das Feedback, und ob ich nicht vielleicht entweder das (hohe) Porto geschenkt oder das kostenlose Upgrade zum Discovery Kit haben möchte? Und so trudelte schon bald das Dufttrio aus Muga, Cala und Bosc bei mir ein. Zusammen mit einem Notizbuch samt farbiger Kräuterzeichnungen, einer gedruckten Einkaufstasche, einem persönlichen Brief sowie zweier unfertigen Basen für geplante Parfums mit der Bitte um mein deutsches straight-forward Feedback. Ich hab erst eine der beiden getest und bin bereits fasziniert, kann von mir aus direkt so in die Flasche und gerne zu mir, nur ein Fixativ könnte es noch vertragen. Eichenmoos in, wie Ernesto augenzwinkernd und mit gewissem Stolz betont, IFRA-standardbrechender Konzentration. Da kann man direkt Freudentränen über den Duft und Trauertränen über die kommenden Verbote gleichzeitig heulen. Nach regem Emailaustausch freue ich mich über diesen tollen Kontakt, der bei Indieparfumerien immer noch direkter und authentischer gefüllt wird. Und auf den Test der zweiten Basis freue ich mich auch schon.

Empfehlung - sowohl das Parfum als auch die Marke!
6 Antworten