14.06.2014 - 09:51 Uhr
Gaukeleya
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Gaukeleya
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17
Puppenduft
Als ich mich neulich in einem kleinen Laden hier in Hamburg wiederfand, der sich auf den Verkauf britischer Dinge diverser Art spezialisiert hat, inspizierte ich auch die kleine Duftecke dort. Anheimelnd gestaltet in einer romantischen Cottage-Vitrine, stehen hübsche English Roses und weitere feinblumige Damendüfte von Bronnley und Crabtree & Evelyn, sowie für den Herrn würdige, elegante Gentlemenscents von Woods of Windsor, Taylor of Old Bond Street usw. hübsch angerichtet nebeneinander. Es gibt Seifen, parfümiertes Schrankpapier, Duftsäckchen, Puder und vieles mehr zu entdecken.
Ich selbst entdeckte zunächst den schönen Somerset Meadow von Crabtree & Evelyn, der sofort den Weg in meine Sammlung fand, dann machte ich ein paar Photos vom entzückenden Laden (es wurde mir gestattet), kaufte eine Packung riesiger Lemon & Ginger Cookies (sehr lecker) und sprühte noch, voll im Inspirationsrausch, Bronnley Passion Flower auf. Einfach deshalb, weil er in Griffnähe stand. Dann ging ich heim.
Schon unterwegs merkte ich, dass sich Passion Flower auf meiner Hand zu einem vorzüglichen Duft entwickelte, der schon am nächsten Tag von mir gekauft wurde. Nun muss ich anmerken, dass ich vermutete, hier ein Soliflor Passionsblume versprüht zu haben, doch ein Blick auf die Duftpyramide offenbart, dass Passionsblume noch nicht einmal enthalten ist scheinbar, und von Solifor kann auch keine Rede sein. Wie Passionsblume riecht, kann ich auch nicht sagen, vielleicht wie dieser angegebene Mix...?
Eine überraschende Assoziation aber bereitete mir dieser Duft. Ich roch etwas, was ich schon lange nicht mehr gerochen hatte. Jahrzehnte nicht mehr, um genau zu sein, aber das limbische System vergisst nichts, blitzschnell bemüht es sein Archiv, wenn es mit einem Dufthauch konfrontiert wird, welches es mal vor langer Zeit abgespeichert hat.
Peterle. Meine Zweit-Lieblingspuppe in meiner Kindheit (die liebste war Schmolli, eine Mädchenpuppe mit weinerlicher Schnute). Peterle war, was ich sehr spannend fand damals, eine Jungens-Puppe. Mit seinem dunkelbraunen, weichen Haar, seinen braunen Schlafaugen, die ihn so samtig schauen liessen, schmolz er mein Kinderherz ein.
Und dann war da noch etwas: der gewisse Unterschied unter seiner Puppenkleidung ;-).
Das war extrem faszinierend für mich, und ich zog mich gern mit Peterle zu eingehenden Untersuchungen ins Kinderzimmer zurück *g*. Doch er konnte mit noch etwas anderem punkten bei mir: seiner Parfümierung. Ich möchte mir nicht vorstellen, welche bösen Weichmacher und andere Chemikalien hier damals noch in Kinderspielzeug verarbeitet wurden, ohne dass es jemanden grossartig interessierte, doch er duftete himmlisch. Wie oft hielt ich mir Peterle an die Nase, saugte seinen Duft ein und wünschte mir, diesen Geruch irgendwie konservieren zu können, in Flaschen abzufüllen oder eine derartig duftende Creme aufzutragen (erste Parfuma-Neigungen sind hier unübersehbar).
Und nun treffe ich diesen Duft wieder: ausgerechnet in einem nahezu unbekannten Duft, dem Bronnley Passion Flower. Süss-blumig-fruchtig steigt er direkt ein, lieblich und dicht und freundlich. Anders als andere süss-blumig-fruchtige Düfte, sowas habe ich in Parfums noch nie gerochen. Und auch wenn ich dieser Duftrichtung eher verhalten gegenüberstehe, so gewann der Duft sofort meine Sympathie. Er unterscheidet sich von anderen Düften, ohne dass ich sagen könnte, was genau so anders ist an ihm.
Und er wird sogar noch schöner: das Dichte löst sich ein wenig auf bald, und eine zarte Pudernote zieht mit ein. Deutlich rieche ich mit meiner Veilchen-Intensifier-Haut die Veilchen heraus, die hier aber nicht kopfschmerzig sind zum Glück. Und es ist noch eine andere Note mit drin, die ich versuche aufzudröseln, was mir aber kaum gelingt. Jasmin ist hier hell und gibt dem Duft nun etwas Lichtheit, ja, Frische fast, ein zart-luminöses Strahlen. Alles scheint bunt harmonisch vermischt, ein wenig Honigmimose, ein bisschen Ylang-Ylang-Süsse, milchige Lilie. Pfeffer rieche ich nicht, vielleicht aber verhindert er das Abrutschen in dröhnende Süsse oder blumige Opulenz.
Aber der Gesamteindruck von zartpudriger Süsse bleibt erhalten, es riecht halt: nach Peterle.
Die Projektion ist angemessen, der Duft ist weder erschlagend noch hautnah. Die Haltbarkeit finde ich mit 5-6 Std. erstaunlich gut für ein Eau Fraîche, und im Abgang ist Passion Flower dann herrlich milchig-weich-zartsüss, so wie man sich den Duft einer zarten, jungen Haut vorstellt.
Und auch, wenn ich nicht zwangsläufig das Bedürfnis habe, so zu duften wie eine Puppe, so finde ich Passion Flower einen schönen, runden, weichen, femininen und sehr freundlichen Duft, der zu unrecht nur ein Duftstatist geblieben ist, bevor seine Produktion nun anscheinend endgültig eingestellt wurde.
Ich selbst entdeckte zunächst den schönen Somerset Meadow von Crabtree & Evelyn, der sofort den Weg in meine Sammlung fand, dann machte ich ein paar Photos vom entzückenden Laden (es wurde mir gestattet), kaufte eine Packung riesiger Lemon & Ginger Cookies (sehr lecker) und sprühte noch, voll im Inspirationsrausch, Bronnley Passion Flower auf. Einfach deshalb, weil er in Griffnähe stand. Dann ging ich heim.
Schon unterwegs merkte ich, dass sich Passion Flower auf meiner Hand zu einem vorzüglichen Duft entwickelte, der schon am nächsten Tag von mir gekauft wurde. Nun muss ich anmerken, dass ich vermutete, hier ein Soliflor Passionsblume versprüht zu haben, doch ein Blick auf die Duftpyramide offenbart, dass Passionsblume noch nicht einmal enthalten ist scheinbar, und von Solifor kann auch keine Rede sein. Wie Passionsblume riecht, kann ich auch nicht sagen, vielleicht wie dieser angegebene Mix...?
Eine überraschende Assoziation aber bereitete mir dieser Duft. Ich roch etwas, was ich schon lange nicht mehr gerochen hatte. Jahrzehnte nicht mehr, um genau zu sein, aber das limbische System vergisst nichts, blitzschnell bemüht es sein Archiv, wenn es mit einem Dufthauch konfrontiert wird, welches es mal vor langer Zeit abgespeichert hat.
Peterle. Meine Zweit-Lieblingspuppe in meiner Kindheit (die liebste war Schmolli, eine Mädchenpuppe mit weinerlicher Schnute). Peterle war, was ich sehr spannend fand damals, eine Jungens-Puppe. Mit seinem dunkelbraunen, weichen Haar, seinen braunen Schlafaugen, die ihn so samtig schauen liessen, schmolz er mein Kinderherz ein.
Und dann war da noch etwas: der gewisse Unterschied unter seiner Puppenkleidung ;-).
Das war extrem faszinierend für mich, und ich zog mich gern mit Peterle zu eingehenden Untersuchungen ins Kinderzimmer zurück *g*. Doch er konnte mit noch etwas anderem punkten bei mir: seiner Parfümierung. Ich möchte mir nicht vorstellen, welche bösen Weichmacher und andere Chemikalien hier damals noch in Kinderspielzeug verarbeitet wurden, ohne dass es jemanden grossartig interessierte, doch er duftete himmlisch. Wie oft hielt ich mir Peterle an die Nase, saugte seinen Duft ein und wünschte mir, diesen Geruch irgendwie konservieren zu können, in Flaschen abzufüllen oder eine derartig duftende Creme aufzutragen (erste Parfuma-Neigungen sind hier unübersehbar).
Und nun treffe ich diesen Duft wieder: ausgerechnet in einem nahezu unbekannten Duft, dem Bronnley Passion Flower. Süss-blumig-fruchtig steigt er direkt ein, lieblich und dicht und freundlich. Anders als andere süss-blumig-fruchtige Düfte, sowas habe ich in Parfums noch nie gerochen. Und auch wenn ich dieser Duftrichtung eher verhalten gegenüberstehe, so gewann der Duft sofort meine Sympathie. Er unterscheidet sich von anderen Düften, ohne dass ich sagen könnte, was genau so anders ist an ihm.
Und er wird sogar noch schöner: das Dichte löst sich ein wenig auf bald, und eine zarte Pudernote zieht mit ein. Deutlich rieche ich mit meiner Veilchen-Intensifier-Haut die Veilchen heraus, die hier aber nicht kopfschmerzig sind zum Glück. Und es ist noch eine andere Note mit drin, die ich versuche aufzudröseln, was mir aber kaum gelingt. Jasmin ist hier hell und gibt dem Duft nun etwas Lichtheit, ja, Frische fast, ein zart-luminöses Strahlen. Alles scheint bunt harmonisch vermischt, ein wenig Honigmimose, ein bisschen Ylang-Ylang-Süsse, milchige Lilie. Pfeffer rieche ich nicht, vielleicht aber verhindert er das Abrutschen in dröhnende Süsse oder blumige Opulenz.
Aber der Gesamteindruck von zartpudriger Süsse bleibt erhalten, es riecht halt: nach Peterle.
Die Projektion ist angemessen, der Duft ist weder erschlagend noch hautnah. Die Haltbarkeit finde ich mit 5-6 Std. erstaunlich gut für ein Eau Fraîche, und im Abgang ist Passion Flower dann herrlich milchig-weich-zartsüss, so wie man sich den Duft einer zarten, jungen Haut vorstellt.
Und auch, wenn ich nicht zwangsläufig das Bedürfnis habe, so zu duften wie eine Puppe, so finde ich Passion Flower einen schönen, runden, weichen, femininen und sehr freundlichen Duft, der zu unrecht nur ein Duftstatist geblieben ist, bevor seine Produktion nun anscheinend endgültig eingestellt wurde.
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