Dangerous Woman Bruno Banani 2013 Eau de Parfum
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Dolce & Gabbana-Tussigürtel
Hey ,,Dangerous Woman"
Tut mir Leid, es dir sagen zu müssen, aber wir beide werden niemals Freundinnen.Vielleicht bin ich oberflächlich, vielleicht zu sehr von subjektiven Erfahrungen aus meiner Jugend geprägt aber ich erinnere mich bestens an dich. Vor allem daran wie du mir jeden verdammten frühen Morgen im großen Stil aus verhassten, bestimmten Mädelsgruppen entgegenschlugst, sodass mich an berüchtigter Rathaus-Haltestelle fast der frühe Erstickungstod ereilt hätte. Du riechst für mich nicht nach Kokosmilch, bist für mich kein spritziger, toller Sommerduft, bist für mich keine süße Verführung und du bist für mich schon gar nicht gefährlich, keine ausgelassene Miss Babylon, keine verführerische Vampirella, keine stilvolle Mafiabraut. Du riechst für mich nach Charlene, Charlene mit dem fiesen Mopsgesicht, den schlecht gefärbten roten Haaren und dem gefälschten Dolce & Gabbana-Tussigürtel. Du riechst für mich nach den White Trash-New Yorker-Jacken mit Fellkragen, den kleinen Plastikhandtaschen von Bloodsport, nach billigem Kompaktpuder von Essence und kitschigen Shirts mit dem ,,Playboy Bunny"-Logo.
Oh, Charlene, wir beide hatten viel Spaß, bereits in der 6. Klasse als mich Frau Weigel an deinen Gruppentisch gesetzt hat und du mich angeschaut hast wie ein Pavianweibchen, was Analpolypen am Hintern hat. ,,Hier ist kein Platz!", hast du herausfordernd gesagt und mich mit diesen stechenden Augen angeblickt, die gar nicht so recht zu deinem Mopsgesicht mit dem kantigen Kiefer gepasst haben. Ab da hast du mich gehänselt, standest mir fast jeden Tag auf dem Mädchenklo gegenüber zusammen mit deiner Clique aus 14-jährigen, Blondierleichen, rosa Lipgloss, blauer Lidschatten, falsche Wimpern, schneeweiße oder rote Lederstiefel, Hüfthosen, über deren Bund noch der Babyspeck rausquillt. ,,Hässlich" hast du mich genannt. ,,Guck mal wie die rumrennt" hast du lautstark geflüstert, wenn ich auf dem Schulflur an dir vorbeiging. Einmal hast du mich sogar geboxt als ich an dir vorbei in den Musikraum wollte.
Und begleitet hat dich immer ,,Dangerous Woman", den du dir literweise aufgesprüht hast, sodass das gesamte Mädchenklo mit seinen pissgelben Kacheln danach gestunken hat- was wolltest du dir beweisen? Wolltest du dir beweisen, wie ,,gefährlich" du bist, Charlie?
Ach, Charlie.
Ich hab dich ehrlich gesagt damals schon bemitleidet, genau wie deinen nach Bruno Banani stinkenden Anhang. Aber ich hab erst später gesehen, wie berechtigt dieses Mitleid ist. Hätten wir uns zu einer anderen Zeit, jetzt zum Beispiel kennengelernt, hätten wir vielleicht gemerkt wie viel wir gemeinsam haben- zum Beispiel die Tatsache, das unsere Mütter beide dem Alkohol verfallen sind. Ich denke fast, wir hätten Freundinnen werden können.
Waren wir aber nicht.
Unsere Vergangenheiten, unsere Lebensumstände mögen es begünstigen vielleicht das wir uns wie Arschlöcher verhalten, werden uns aber niemals als Entschuldigung oder Rechtfertigung dienen, wenn wir es dennoch tun.
Du hast es getan und ich nicht. Das ist der einzige Fakt, der feststeht.
Deine Lebensentscheidungen lassen sich heute anderweitig bewundern. Jeden Abend in der Citykneipe, direkt gegenüber von meiner damaligen Wohnung.
Genau wie die der anderen, die dachten die Schule wird ewig weitergehen und das sie auch nach ihrem Abschluss immer noch die Stärksten auf dem Spielplatz sein werden- und die unbarmherzig und mit Reißzähnen von der Lebensrealität der Erwachsenenwelt eingeholt wurden.
Also liebe ,,Dangerous Woman"- auch wir hätten vielleicht Freunde sein können, aber du wirst mich mit deinem klebrig-süßen Duft auf ewig an Charlie erinnern, Charlie die gerne mit ihrer Clique auf Schwächeren rumgetrampelt ist, Charlie die Wörter wie ,,Schlampe" und ,,Fo***" für jede Frau benutzt hat, die sie schief angesehen hat und an Charlie, die mir und meinen Freunden auf dem Mädchenklo Schläge verpasst und andere schikarniert hat.
Ich bin weit davon entfernt, zu sagen, das ich immer ein Opfer war, denn dann täte mein Gegenüber gut daran mir zu misstrauen- kein Mensch ist in der Vergangenheit immer nur Opfer oder Held.
Aber ,,Dangerous Woman"- du erinnerst mich an einen Menschen, der handfest dafür gesorgt hat das aus Opfern irgendwann Täter werden.
Da gibt es eine schöne Stelle von Casper zu (der musikalisch leider enorm abgebaut hat, den ich aber mit 17 sehr gern gehört hab): Wegen Menschen wie dir sind Menschen wie ich Menschen wie er.
Ich trage dich nicht.
Und ich bin bereit mir einzugestehen, das es nicht nur daran liegt, das du wie ein pappsüßer Cocktail aus dem Barbiepuppen-Country Club riechst.
In vollendeter Entschuldigung für die bewusste Nichtbeachtung im Parfumregal,
Jasmin
7 Antworten
Man kann nur hoffen dass sie draus gelernt haben ;)
Und ob sie draus gelernt haben,- nun ja, ich sag mal so, die meisten sind mit 16 s hwanger geworden, im Knast gelandet, haben ihre Kinder dem Jugendamt übergeben müssen oder sind auf Alk oder Droge. Denke mal, diesbezüglich hat Darwin zugeschlagen ;)