12.04.2016 - 14:26 Uhr
Meggi
1019 Rezensionen
Meggi
Top Rezension
27
Ein gut gewürztes Essen muss zwei Mal brennen
Nach dieser Devise pflege ich meine Gerichte zu verschärfen - abgesehen von Vanille-Pudding & Co. Beim Chinesen muss bisweilen Sambal Oelek nachbestellt werden und Sushi ist nur gut, wenn vom Wasabi die Augen tränen. Farih G., während meiner Kieler Studenten-Zeit Inhaber meines Stamm-Döner-Ladens gleich um die Ecke, meinte beim lagenweisen Bestreuen jeder Zutaten-Schicht mit Pul Biber (das ist der Fachbegriff für die Gewürz-Mischung, die im Deutschen „Mit Scharf!“ heißt) stets „Das ist zu scharf!“. War es nicht. Meistens habe ich zu Hause noch nachgewürzt.
Besonders gespannt war ich deshalb auf die angesichts der Kommentar-Lage zu erwartende, ordentliche Portion Pfeffer. Hm. Tja. Ich hatte gelegentlich schon den Verdacht, dass meine Haut (Abstumpfungs-Drift?) Pfeffer-Schärfe einfach auffrisst. El Diablo ist zwar sicherlich würzig. Aber scharf?
Doch von vorne: Ein sanft-zitrischer Auftakt begrüßt mich, Bergamotte und Limette passen prima. Sehr frisch und abgerundet mit…Eukalyptus? Da spielt was aus der Richtung mit – und immerhin liegt der botanische Bezug zu Australien bei diesem Hersteller nahe.
Nach ein paar Minuten dringt Eugenol-Gepiekse durch. Drei Quellen werden pyramidal aufgeboten: Zimt, Muskat, Nelke - die wollen es wirklich wissen! Bei derart viel Verstärkung darf der Zimt sich auf die Verbreitung von Süße konzentrieren. Darunter erscheint nach zehn Minuten etwas Grünes, das bald ins Seifige dreht. Gewiss ist daran bereits das Moos beteiligt.
Binnen einer halben Stunde entsteht eine Hallenbad-Note, die ich ähnlich aus Uomo und Piper Nigrum von Villoresi kenne, bloß ist sie hier süßer gehalten, vermutlich ist sie aus Limette und Eugenol-Gepiekse mitsamt Zimt-Süße gemischt. Heiß oder womöglich höllisch heiß finde ich das freilich überhaupt nicht, obwohl mich eine herrlich rauchig-honighafte Note (Labdanum?) anstupst, die mich charakterlich - mitnichten in puncto Lautstärke! - gar von Ferne an die Weihrauch-Supernova „03.Apr.1968“ von Rundholz erinnert.
Vom schwarzen Pfeffer wittere ich auch im Fortgang wenig. Das macht aber nichts. Der Duft ist schön: Würzig, frisch, eine Spur mediterran, einen Schlag colognehaft, eine Kelle klassisch-seifig-herb. Ein Cologne soll El Diablo übrigens tatsächlich sein. Trägt sich, nebenbei bemerkt, allerdings eher wie ein Öl auf.
Ab mittags wird El Diablo auf eigenwillige Weise entschiedener klassisch. Restsäure, Moos, Gewürze und nunmehr dezentere Süße verpassen ihm eine langanhaltende Sauber-Anmutung wie aus einem extravagant-szenigen Frisiersalon vielleicht. Am Abend irritiert mich kurz ein kräftiger Zitrus-Wiedergänger, der an frischen Käsefuß erinnert und sorgt für einen Anflug von Spleenigkeit, der in Anbetracht der Internet-Selbstdarstellung der Duft-Verantwortlichen (und nach meinen Erlebnissen mit deren „Satyr“) kaum verblüffen kann. Diese kleine Überraschung täuscht indes nicht darüber hinweg, dass wir es längst mit der Schluss-Phase zu tun haben. Nach zehn Stunden ist El Diablo praktisch durch, bis zum Ende hält er sich seifig-sauber-eugenolig-restzitrisch.
Fazit: Mit einem gut gewürzten Essen, das zwei Mal brennt (nämlich in der Nase und im Mund - was dachtet Ihr?), kann El Diablo es also nicht aufnehmen. Trotzdem macht er mir Freude. Wer einen Duft sucht, der strukturell klassisch daherkommt, gleichwohl extravagant umgesetzt ist, greife beherzt zu.
Ich bedanke mich bei Turandot für die Probe.
Besonders gespannt war ich deshalb auf die angesichts der Kommentar-Lage zu erwartende, ordentliche Portion Pfeffer. Hm. Tja. Ich hatte gelegentlich schon den Verdacht, dass meine Haut (Abstumpfungs-Drift?) Pfeffer-Schärfe einfach auffrisst. El Diablo ist zwar sicherlich würzig. Aber scharf?
Doch von vorne: Ein sanft-zitrischer Auftakt begrüßt mich, Bergamotte und Limette passen prima. Sehr frisch und abgerundet mit…Eukalyptus? Da spielt was aus der Richtung mit – und immerhin liegt der botanische Bezug zu Australien bei diesem Hersteller nahe.
Nach ein paar Minuten dringt Eugenol-Gepiekse durch. Drei Quellen werden pyramidal aufgeboten: Zimt, Muskat, Nelke - die wollen es wirklich wissen! Bei derart viel Verstärkung darf der Zimt sich auf die Verbreitung von Süße konzentrieren. Darunter erscheint nach zehn Minuten etwas Grünes, das bald ins Seifige dreht. Gewiss ist daran bereits das Moos beteiligt.
Binnen einer halben Stunde entsteht eine Hallenbad-Note, die ich ähnlich aus Uomo und Piper Nigrum von Villoresi kenne, bloß ist sie hier süßer gehalten, vermutlich ist sie aus Limette und Eugenol-Gepiekse mitsamt Zimt-Süße gemischt. Heiß oder womöglich höllisch heiß finde ich das freilich überhaupt nicht, obwohl mich eine herrlich rauchig-honighafte Note (Labdanum?) anstupst, die mich charakterlich - mitnichten in puncto Lautstärke! - gar von Ferne an die Weihrauch-Supernova „03.Apr.1968“ von Rundholz erinnert.
Vom schwarzen Pfeffer wittere ich auch im Fortgang wenig. Das macht aber nichts. Der Duft ist schön: Würzig, frisch, eine Spur mediterran, einen Schlag colognehaft, eine Kelle klassisch-seifig-herb. Ein Cologne soll El Diablo übrigens tatsächlich sein. Trägt sich, nebenbei bemerkt, allerdings eher wie ein Öl auf.
Ab mittags wird El Diablo auf eigenwillige Weise entschiedener klassisch. Restsäure, Moos, Gewürze und nunmehr dezentere Süße verpassen ihm eine langanhaltende Sauber-Anmutung wie aus einem extravagant-szenigen Frisiersalon vielleicht. Am Abend irritiert mich kurz ein kräftiger Zitrus-Wiedergänger, der an frischen Käsefuß erinnert und sorgt für einen Anflug von Spleenigkeit, der in Anbetracht der Internet-Selbstdarstellung der Duft-Verantwortlichen (und nach meinen Erlebnissen mit deren „Satyr“) kaum verblüffen kann. Diese kleine Überraschung täuscht indes nicht darüber hinweg, dass wir es längst mit der Schluss-Phase zu tun haben. Nach zehn Stunden ist El Diablo praktisch durch, bis zum Ende hält er sich seifig-sauber-eugenolig-restzitrisch.
Fazit: Mit einem gut gewürzten Essen, das zwei Mal brennt (nämlich in der Nase und im Mund - was dachtet Ihr?), kann El Diablo es also nicht aufnehmen. Trotzdem macht er mir Freude. Wer einen Duft sucht, der strukturell klassisch daherkommt, gleichwohl extravagant umgesetzt ist, greife beherzt zu.
Ich bedanke mich bei Turandot für die Probe.
20 Antworten