Bvlgari Man Wood Essence 2018

Chnokfir
26.08.2018 - 09:49 Uhr
20
Top Rezension
7
Flakon
4
Sillage
3
Haltbarkeit
3
Duft

Moderne Interpretation eines italienischen Klassikers ... gone bad

Früher war alles besser. Was nicht immer so stimmt, nur dann, wenn man einen ganz bestimmten Vergleich zieht um etwas Neues abzuwerten. Nun, vor 20, vielleicht sogar noch vor 10 Jahren, konnte man beliebig ins Bvlgari-Regal greifen und bekam einen richtig tollen Duft unter die Nase. Dieses Gefühl habe ich seit einigen Jahren leider nicht mehr zwingend. Meine Verzückung war kaum in Worte zu kleiden, als ich erstmals diese wundervolle olivgrüne Farbe des neuen Duftes wahrnahm und dann "Wood Essence" auf dem Flakon las. Ich hatte Hoffnung ...

Grauer Karton mit olivgrünem Feld und güldener Schrift, das wirkt sowas von edel, das kann Bvlgari! Auch der hinlänglich bekannte Bvlgari Man Flakon wird mit diesem Schema auf ein ganz neues Niveau gehoben. Glückwunsch! Das gefällt mir sehr gut, fast schon so gut, dass alles andere als ein Blindkauf in diesem Augenblick eine unnütze Vergeudung von Lebenszeit bedeuten würde ... würde nicht dieses kleines Engelchen namens Buchhalter mahnend und warnend auf meiner rechten Schulter sitzen und mir hin und wieder weise Worte zuflüstern ...

Ein paar Sprüher und wenige Minuten später war ich dann auch in der Tat voll des Dankes für mein Testen der oliven Flüssigkeit bei den Türkisen. Zunächst einmal umfingen mich italienische grüne Holz-Akzente mit reichlich zitrischen Frische-Noten und ich wähnte mich schon in längst verloren gelaubten Zeiten, als ein italienischer Gentleman-Duft noch ein Statement war, ein Zeichen an seine Umwelt, ein Commitment, den Rest des Tages den Ton anzugeben. Doch leider sind hier diese typischen Töne nur sehr sanft, haben kaum Basis, schwächen sich schnell ab und haben nicht diesen sauber-seifigen Unterbau, den viele an diesen klassischen Vintage-Düften so sehr lieben. Statt dessen wird es beliebig und nach nicht mal 30 Minuten stechen bei mir pudrige und leider Gottes sehr süssliche Noten durch und weichen die grünen und holzigen Eindruck auf.

Für mich etwas, was bei Leibe nicht zusammen gehört, eben weil es nicht zusammen passt. Diese synthetisch anmutenden Koriander- und Vetiver-Noten in Kombination habe ich schon zu oft gerochen, sie sind selbst bei den absoluten Mainstream-Düften mittlerweile komplett beliebig, verbraucht und ausgelutscht. Sie sollen dem Italienische Macho vielleicht ein modernes Image verleihen, schliesst man bei dem Duft aber die Augen, kann man förmlich den ewig-grinsende Teenager aus einer Disney-Kinder-Vorabend-Soap sehen, dessen einziges Lebensziel es dank Gender-Mainstreaming ist, wahlweise in einem Dance- oder Sing-Contest teilzunehmen und danach in einem Elektromobil nach Patagonien zu fahren, um dort Pinguine beim Brüten zu beobachten. Wie durch ein Wunder wollen diese Noten auf meiner Haut nicht sonderlich halten und auch die Abstrahlung ist nur in der ersten Stunde halbwegs gut. Nach nicht einmal zwei Stunden ist das Dufterlebnis auf die 5cm oberhalb meiner Haut beschränkt, nach vier Stunden auch für Aussenstehende kaum mehr wahrnehmbar.

Ein Duft mit sehr ansprechendem Anfang und dann fürchterlicher Wendung. Allein den wundervollen Flakon möchte man sich in die gut verschlossene Vitrine stellen, mit dem Vermerk, diese Büchse der Pandora niemals zu öffnen.
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