07.05.2019 - 10:01 Uhr

FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
35
Caution, Hot!
Über die Tee-Farben-Serie von Bulgari habe ich in meinem Kommentar zu Eau Parfumée au Thé Vert und in meinem Blog "Berliner Duftspaziergänge Folge 6" ein paar Worte geschrieben, hier sei noch einmal zusammengefasst, dass Bulgari - gestreckt über Jahre bzw. Jahrzehnte - fünf ganz verschiedene Parfumeure damit beauftragt hat, etwas zum Thema "Tee" zu entwickeln, und zwar jeweils zu einer Farbe: Weiß, Schwarz und Grün für die entsprechenden Teesorten, Rot für Rotbuschtee und Blau für Oolong. Drei der fünf, darunter dieser hier, sollen noch in diesem Jahr eingestellt werden, und ich wirklich froh, dass ich mir noch ein Fläschchen davon gesichert habe.
Was meine drei Vorkommentatoren zu diesem Duft geschrieben haben, ist alles richtig; und doch möchte ich in einem Punkt widersprechen - oder jedenfalls einen neuen Aspekt ins Spiel bringen. Für mich ist dieser blaue Tee nicht (nur) ein beruhigender, meditativer Duft, sondern (eher sogar) wahnsinnig spannungsvoll und aufregend! Tee-Düfte sind ja oft sehr schön, aber irgendwie mild-sanft-frisch-nett, was ich von diesem so nicht sagen möchte. Und wenn das "Kühle", das diesem blauen Tee (vielleicht auch weil es ein erfrischender Sommerduft ist und wegen des an beschlagenes Eis erinnernden Flakons) nachgesagt wird, auch seine Berechtigung haben mag, dann finde ich den doch zuallererst einmal wirklich heiß!
Die Duftnoten finde ich ziemlich unkonventionell zusammengestellt, und sie ergeben doch eine wunderbare dynamische Einheit. Zuerst einmal (und da möchte ich ebenfalls widersprechen, wenn es hier gelegentlich heißt, man spüre den Tee kaum): Der rauchige, zwischen schwarzem und grünen Tee stehende Oolong-Tee hat bitter-herbe und frische Noten: Von daher steht er absolut zu Recht im Namen und im Zentrum des Duftes! Er ist in seinem beiden Aspekten deutlich zu spüren und die anderen Noten sind kongenial darum gruppiert und docken sozusagen an die beiden Enden des Oolong-Duftes an. Die Iris mit ihrer Herbheit (den "pudrigen" Aspekt nehme ich hier kaum wahr) und den Lavendel mit seinem Changieren zwischen Blütenfrische und erdiger Bitterkeit, das fast zitrisch frische Shisoblatt und das blumige, aber eben nicht allzu süße, sondern ebenfalls eher ernste Veilchen. Das passt alles ganz vortrefflich. Und, wie schon vor mir angemerkt worden ist, hier wird nicht nur die Nase, auch der Kopf bedient: Zu einem blauen Tee gehören natürlich auch blaue Blüten (Lavendel, Veilchen...).
Damit haben wir hier einen sehr, sehr besonderen Teeduft, sehr blau, sehr frisch und zugleich in einer markanten (fast schon strengen) Weise herb und (durchaus angenehm) bitter. Trotz seines Cologne-Charakters und der damit einhergehenden maßvollen (aber keineswegs minimalistischen) Haltbarkeit und Sillage wirkt der Duft damit auf jeden Fall kernig und substanzvoll. Und obwohl er hier in allen Statistiken drei Viertel weibliche Fans hat, finde ich ihn ziemlich maskulin. Das fand auch eine Freundin, die bei Düften sehr gender-konservativ ist und an mir Düfte mit Schlag ins Feminine nicht goutiert; von diesem hier war sie ausgesprochen begeistert.
Kurzum: Leute (insbesondere Jungs), sichert euch die Restbestände!
Nachtrag zum Flakon: Ästhetisch bin ich nicht ganz so begeistert vom Behälter wie viele hier, funktional aber durchaus. Ich habe vielleicht noch nie so ein tolles Sprühwerk wie dieses hier benutzt.
Nachtrag zur Parfumeurin: Die (deutsche) Parfumeurin Daniela Andrier gehört nicht zu den Namen, die hier immer wieder als Top-Parfumeure diskutiert werden, aber sie ist bei Parfumo mit 138 (!) Düften gelistet, die eine Durchschnittsbewertung von immerhin 7,8 aufwerten. Sie hat nicht nur Dutzende von Düften, ja ganze Kollektionen, von Prada und Bulgari verantwortet, sondern auch einige Düfte von Yves Saint Laurent, Ermengildo Zegna und Bottega Veneta, ferner das berühmte Angélique Noire von Guerlain und je einen Duft der Nischenanbieter Etat Libre d'Orange und Maison Margiela. Wenn ich mal dagegenhalte, dass Marie Le Fèbvre der FAZ gerade berichtet hat, sie hätte für die Entwicklung von "Dark Vanilla" 10 Jahre gebraucht... Aber gut, die Meisterin wird in der Zeit auch an anderen Projekten parallel gearbeitet haben. Jedenfalls hoffe ich, Frau Andrier hat gute Verträge, möglichst mit einer Umsatzprovision an den von ihr entworfenen Düfte. Dann dürfte sie eigentlich ausgesorgt haben...
Was meine drei Vorkommentatoren zu diesem Duft geschrieben haben, ist alles richtig; und doch möchte ich in einem Punkt widersprechen - oder jedenfalls einen neuen Aspekt ins Spiel bringen. Für mich ist dieser blaue Tee nicht (nur) ein beruhigender, meditativer Duft, sondern (eher sogar) wahnsinnig spannungsvoll und aufregend! Tee-Düfte sind ja oft sehr schön, aber irgendwie mild-sanft-frisch-nett, was ich von diesem so nicht sagen möchte. Und wenn das "Kühle", das diesem blauen Tee (vielleicht auch weil es ein erfrischender Sommerduft ist und wegen des an beschlagenes Eis erinnernden Flakons) nachgesagt wird, auch seine Berechtigung haben mag, dann finde ich den doch zuallererst einmal wirklich heiß!
Die Duftnoten finde ich ziemlich unkonventionell zusammengestellt, und sie ergeben doch eine wunderbare dynamische Einheit. Zuerst einmal (und da möchte ich ebenfalls widersprechen, wenn es hier gelegentlich heißt, man spüre den Tee kaum): Der rauchige, zwischen schwarzem und grünen Tee stehende Oolong-Tee hat bitter-herbe und frische Noten: Von daher steht er absolut zu Recht im Namen und im Zentrum des Duftes! Er ist in seinem beiden Aspekten deutlich zu spüren und die anderen Noten sind kongenial darum gruppiert und docken sozusagen an die beiden Enden des Oolong-Duftes an. Die Iris mit ihrer Herbheit (den "pudrigen" Aspekt nehme ich hier kaum wahr) und den Lavendel mit seinem Changieren zwischen Blütenfrische und erdiger Bitterkeit, das fast zitrisch frische Shisoblatt und das blumige, aber eben nicht allzu süße, sondern ebenfalls eher ernste Veilchen. Das passt alles ganz vortrefflich. Und, wie schon vor mir angemerkt worden ist, hier wird nicht nur die Nase, auch der Kopf bedient: Zu einem blauen Tee gehören natürlich auch blaue Blüten (Lavendel, Veilchen...).
Damit haben wir hier einen sehr, sehr besonderen Teeduft, sehr blau, sehr frisch und zugleich in einer markanten (fast schon strengen) Weise herb und (durchaus angenehm) bitter. Trotz seines Cologne-Charakters und der damit einhergehenden maßvollen (aber keineswegs minimalistischen) Haltbarkeit und Sillage wirkt der Duft damit auf jeden Fall kernig und substanzvoll. Und obwohl er hier in allen Statistiken drei Viertel weibliche Fans hat, finde ich ihn ziemlich maskulin. Das fand auch eine Freundin, die bei Düften sehr gender-konservativ ist und an mir Düfte mit Schlag ins Feminine nicht goutiert; von diesem hier war sie ausgesprochen begeistert.
Kurzum: Leute (insbesondere Jungs), sichert euch die Restbestände!
Nachtrag zum Flakon: Ästhetisch bin ich nicht ganz so begeistert vom Behälter wie viele hier, funktional aber durchaus. Ich habe vielleicht noch nie so ein tolles Sprühwerk wie dieses hier benutzt.
Nachtrag zur Parfumeurin: Die (deutsche) Parfumeurin Daniela Andrier gehört nicht zu den Namen, die hier immer wieder als Top-Parfumeure diskutiert werden, aber sie ist bei Parfumo mit 138 (!) Düften gelistet, die eine Durchschnittsbewertung von immerhin 7,8 aufwerten. Sie hat nicht nur Dutzende von Düften, ja ganze Kollektionen, von Prada und Bulgari verantwortet, sondern auch einige Düfte von Yves Saint Laurent, Ermengildo Zegna und Bottega Veneta, ferner das berühmte Angélique Noire von Guerlain und je einen Duft der Nischenanbieter Etat Libre d'Orange und Maison Margiela. Wenn ich mal dagegenhalte, dass Marie Le Fèbvre der FAZ gerade berichtet hat, sie hätte für die Entwicklung von "Dark Vanilla" 10 Jahre gebraucht... Aber gut, die Meisterin wird in der Zeit auch an anderen Projekten parallel gearbeitet haben. Jedenfalls hoffe ich, Frau Andrier hat gute Verträge, möglichst mit einer Umsatzprovision an den von ihr entworfenen Düfte. Dann dürfte sie eigentlich ausgesorgt haben...
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