14.12.2013 - 14:21 Uhr
Palonera
467 Rezensionen
Palonera
Sehr hilfreiche Rezension
49
Omnia vincit amor
Nichts von dem, was Mutter und Großmutter mir erzählt hatten, war wahr.
Du konntest nicht reiten, weder auf schwarzen noch auf weißen Pferden – Du fuhrst lieber Volvo.
Dein Haupt war nicht von blonden Locken umkränzt – auch vor Dir hatte die Zeit nicht Halt gemacht.
Du trugst weder Mantel noch Degen – Du strittest mit scharfer Zunge und noch spitzerer Feder, die Du zugunsten manch armen Sünders in Justitias Waagschale warfst.
Du trugst keine Krone – sie wäre im Tagesgeschäft lästig gewesen, der Siegelring mußte genügen.
Du warst alles andere als ein Märchenprinz, ich sah Cinderella nicht ähnlich.
Omnia vincit amor.
Du trugst lieber Cord und Tweed statt Samt und Seide, alte Taschenuhren anstelle einer Rolex.
Du liebtest Filterlose, den alten Pierre und Gottfried Benn.
Du haßtest Telefone und schriebst nächtelang Briefe, für deren Entzifferung ich zwei Tage brauchte.
Du trugst "Ô de Lancôme" und schertest Dich nicht darum, daß es als Damenduft galt.
Uns trennten ein Vierteljahrhundert, meine Herkunft und Deine Lebenserfahrung.
Ich hatte keine Ahnung, was Du in mir sahst – Deine Familie und Deine Freunde erst recht nicht.
Du lachtest sie aus und meine Ängste hinfort: "Omnia vincit amor!"
Mit Deinen Kleidern legtest Du Deine Masken ab, Namen und Titel, akademische Würden und gesellschaftliche Zwänge.
Du erzähltest und träumtest, diskutiertest und philosophiertest, stärktest mein Rückgrat und lehrtest mich, jedem Gegenüber in die Augen zu sehen.
Kühle und Gelassenheit, unbeugsame Stärke und zärtliches Nachgeben, Sanft- und Großmut machten Dich aus – in Deinen Augen fand ich die Nebel grauer Novembertage und das Graugrün moosiger Flechten, die Du auf unseren Streifzügen durch Wald und Wiese beiseite schobst.
Du wußtest um die Endlichkeit und wirktest doch unsterblich.
Omnia vincit amor.
Als Du gingst, waren wir nur noch Freunde.
Ich reiste durch Frankreich und weinte zwei Tage lang, ohne zu wissen warum.
Bei meiner Heimkehr fand ich ihren Brief.
Sie war da gewesen, hatte Dich gehalten, als Du einschliefst, viel zu früh, viel zu jung, fünfzig erst.
Omnia vincit amor – nicht immer, nicht alles.
Auf meinem T-Shirt prangt ein rotes Herz, darunter die Worte "Omnia vincit amor".
Auf meiner Haut trage ich "Omnia" – seidig und kühl, zart und herb, elegant und doch bodenständig, hölzern und cremig und grün, leise und unüberhörbar, alterslos, zeitlos, männlich und weiblich, Wasser und Steine und grauer Himmel, Nebel und unter den Füßen der weiche Boden, die Nase tief im Schal vergraben, Deine Hand in meiner, groß und warm und furchtlos.
Du hättest "Omnia" geliebt.
Du konntest nicht reiten, weder auf schwarzen noch auf weißen Pferden – Du fuhrst lieber Volvo.
Dein Haupt war nicht von blonden Locken umkränzt – auch vor Dir hatte die Zeit nicht Halt gemacht.
Du trugst weder Mantel noch Degen – Du strittest mit scharfer Zunge und noch spitzerer Feder, die Du zugunsten manch armen Sünders in Justitias Waagschale warfst.
Du trugst keine Krone – sie wäre im Tagesgeschäft lästig gewesen, der Siegelring mußte genügen.
Du warst alles andere als ein Märchenprinz, ich sah Cinderella nicht ähnlich.
Omnia vincit amor.
Du trugst lieber Cord und Tweed statt Samt und Seide, alte Taschenuhren anstelle einer Rolex.
Du liebtest Filterlose, den alten Pierre und Gottfried Benn.
Du haßtest Telefone und schriebst nächtelang Briefe, für deren Entzifferung ich zwei Tage brauchte.
Du trugst "Ô de Lancôme" und schertest Dich nicht darum, daß es als Damenduft galt.
Uns trennten ein Vierteljahrhundert, meine Herkunft und Deine Lebenserfahrung.
Ich hatte keine Ahnung, was Du in mir sahst – Deine Familie und Deine Freunde erst recht nicht.
Du lachtest sie aus und meine Ängste hinfort: "Omnia vincit amor!"
Mit Deinen Kleidern legtest Du Deine Masken ab, Namen und Titel, akademische Würden und gesellschaftliche Zwänge.
Du erzähltest und träumtest, diskutiertest und philosophiertest, stärktest mein Rückgrat und lehrtest mich, jedem Gegenüber in die Augen zu sehen.
Kühle und Gelassenheit, unbeugsame Stärke und zärtliches Nachgeben, Sanft- und Großmut machten Dich aus – in Deinen Augen fand ich die Nebel grauer Novembertage und das Graugrün moosiger Flechten, die Du auf unseren Streifzügen durch Wald und Wiese beiseite schobst.
Du wußtest um die Endlichkeit und wirktest doch unsterblich.
Omnia vincit amor.
Als Du gingst, waren wir nur noch Freunde.
Ich reiste durch Frankreich und weinte zwei Tage lang, ohne zu wissen warum.
Bei meiner Heimkehr fand ich ihren Brief.
Sie war da gewesen, hatte Dich gehalten, als Du einschliefst, viel zu früh, viel zu jung, fünfzig erst.
Omnia vincit amor – nicht immer, nicht alles.
Auf meinem T-Shirt prangt ein rotes Herz, darunter die Worte "Omnia vincit amor".
Auf meiner Haut trage ich "Omnia" – seidig und kühl, zart und herb, elegant und doch bodenständig, hölzern und cremig und grün, leise und unüberhörbar, alterslos, zeitlos, männlich und weiblich, Wasser und Steine und grauer Himmel, Nebel und unter den Füßen der weiche Boden, die Nase tief im Schal vergraben, Deine Hand in meiner, groß und warm und furchtlos.
Du hättest "Omnia" geliebt.
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