Mister Marvelous 2011 Eau de Parfum

Mister Marvelous (Eau de Parfum) von Byredo
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6.7 / 10 165 Bewertungen
Mister Marvelous (Eau de Parfum) ist ein Parfum von Byredo für Herren und erschien im Jahr 2011. Der Duft ist frisch-zitrisch. Es wurde zuletzt von Manzanita Capital vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Frisch
Zitrus
Holzig
Grün
Würzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BitterorangenblüteBitterorangenblüte MandarinenblattMandarinenblatt
Herznote Herznote
grüner Lavendel BambusBambus
Basisnote Basisnote
weißes Zedernholzweißes Zedernholz schwarzer Amberschwarzer Amber
Bewertungen
Duft
6.7165 Bewertungen
Haltbarkeit
6.2137 Bewertungen
Sillage
5.9139 Bewertungen
Flakon
7.5139 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
5.423 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 06.11.2023.

Rezensionen

9 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Achilles

88 Rezensionen
Achilles
Achilles
Top Rezension 25  
Prêt-à-porter/Bread & Butter
Eigentlich lange überfällig, dafür dass ich Mister Marvelous so sehr mag, hier ein kurzes und knackiges Review:

Duftet so: Sehr frisch, sehr transparenter Lavendel, synthetische Orangen, grüne Hölzer, viel kratziger Amber. Ein weißes Hemd, ein besonderer Weichspüler, kein Kraftprotz, eher sehr Businesslike. Bambus, wenn man will, es hat etwas besonderes in den Zutaten, helles Holz in jedem Fall, insgesamt ein freundlicher, lockerer, sehr heller Duft, von der Erwartung auf Abgründe oder großartige, sich wandelnde Verläufe ist hier wirklich abzusehen, da kommt nichts. Eindimensionalität so gut umgesetzt, wie es nur möglich ist. Da ist wirklich nichts subtiles, raffiniertes, geheimnisvolles, eher ein gut konzipierter holziger Sauberduft, der sich niemandem aufdrängt. Erinnert auch irgendwie an strahlend weisses Papier.

Duftet für wen: Na wie immer für alle. Aber ok, hätten wir keine Schubladen, fiele eine Benennung schon schwer: Der Duft ist schon ziemlich "jung", also jetzt nichts zum niederknien ehrwürdiges, sondern eher sehr gekonnter Mainstream, sozusagen dort die höchste Stufe. Sehr gut tragbar für die jüngeren oder jung gebliebenen, die sich olfaktorisch noch nicht so gesetzt haben mögen, und dementsprechend auch keine allzu hohe Erwartung an einen Duft haben.
Unkompliziert und linear ist Mr.Marvelous, ein anderer Name hätte es aber auch getan, so marvelous ist das hier nun auch wieder nicht. Großer Pluspunkt ist die Haltbarkeit: Einen ganzen Tag hat man diesen als unsichtbaren Begleiter bei sich, und die Sillage ist für so einen Sauberduft schon beeindruckend, in Überdosis erschlagend. Qualitativ 1a.

Kann man vergleichen mit: Amyris Homme, Dior Homme Eau for Men, einfachen Colognes, Fougeres, etc. Erschlägt keinen, ist zuverlässig, weiß und rein und perfekt einfach ausbalanciert, fügt sich in jede Sammlung als holzig-sauberes Wässerchen ein, schnittig und stimmig wie der Flakon. Kein unbedingtes Must-Have, aber mir gefällt der wahnsinnig gut, vielleicht wegen seiner Einfachheit in diesem ganzen manchmal schon lächerlichen Ringen um Hervorstechen aus der Masse mit einer ach so tollen Neuerung im Segment erzwungener Nische-Um-Jeden-Preis-anders-sein Düfte.
Der ist einfach Prêt-à-porter, bereit zum tragen, auftragen und wohlfühlen, der machts leicht ihn auf Anhieb zu mögen. Passt eben auch wie die Butter aufs Brot, oder zum tragen auf der selbigen Fachmesse für Straßenbekleidung.
12 Antworten
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 18  
Mister Auffällig!
Die neueste Veröffentlichung von Byredo hat mich überrascht: Mister Marvellous ist ein recht außergewöhnliches, mutiges und extremes Parfum, das einem hochpreisigen Nischenlabel sehr gut zu Gesicht steht.

Das wichtigste verrät uns die Duftpyramide freilich nicht. Hier geht es um eine etwas synthetisch anmutende Note, die andernorts als Ingwer bezeichnet wird: aus Armani Sport Code und Burberry Sport Ice ist sie mir bekannt. Diese würzig-zitrische Note mag ich – sie hebt sich wohltuend ab von dem Einheitsbrei, der uns ansonsten im Bereich der Sport-Düfte verabreicht wird. Mir gefällt sie deshalb, weil sie so unverstellt und klar in ihrer Aussage ist: Würze, Herbheit und ein heller zitrischer Anklang!

Bei Byredo führt man diese eigentümliche Note nun ins Extrem, indem man sie mit trocken-rauchigem Amber und vor allem mit einer sehr herben Holznote kombiniert. Das lässt alle Rücksichten außer Acht – nichts wird hier verdeckt oder beschönigt. So soll es sein – diese Eindeutigkeit kann man genial, mit gleichem Recht aber auch scheußlich finden!

Eine einfache Dialektik prägt Mister Marvellous: Die Ingwer-Note ist ganz hell, Amber und Holz wirken ganz dunkel und tief – seine Einheit findet dieser Widerspruch in der gemeinsamen, schon bitter zu nennenden Herbheit.

Wer einen modernen Herrenduft zum Auffallen sucht – hier ist er. Eine ganz andere Frage ist, ob man sich diesem Extrem einen ganzen Tag lang aussetzen möchte. Ich fürchte, mir persönlich würde das nach einer Weile zuviel des Guten. Diese Erfahrung machte ich bereits bei dem etwas zahmeren Burberry-Duft, umso mehr gilt sie hier. Etwas Robustheit muss der Träger also schon mitbringen!
5 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
FLUidENTITY

246 Rezensionen
FLUidENTITY
FLUidENTITY
Top Rezension 21  
Mister Modern. Ein Duft, der sich nicht selbst enthält.
Der Flui ist ein Moderne-Fuchser. Modernetheorien von soziologischer, ethnologischer oder aus noch anderen Perspektive taugen ihm total. Byredo ist gerade meine Lieblingsmarke in der Welt der Düfte. Doch wie es sich für die Moderne gehört, kann dies auch in paar Monaten wieder Geschichte sein, doch das glaub ich erst mal nicht, dazu überzeugt mich das Label zu sehr.

Düfte sind Teil der Kultur. Teil einer Lokalität. Ein Duft aus den Emiraten tritt erst einmal anders auf, als einer aus Zentraleuropa.

Mister Marvelous ist ein moderner Duft. Und zwar nicht einfach modern im Gegensatz zu Tradition, oder so ähnlich schlagwortartig, sondern er findet sein Echo in Modernetheorien unserer Zeit.

Ganz bodenständig gesprochen aber erst mal, erinnert MM den Flui an eine Glasscheibe, an eine Glasscheibe in zwei unterschiedlichen Zuständen, die sich überlagern.

Zum einen denke ich an eine frisch zersplitterte Glasscheibe. MM ist federleicht und messerscharf. Dies ist im Sinne von scharfen, funkelnden Kanten gemeint. Die Kanten scheinen federleicht. Federleichte Kanten, an denen man sich schneidet, die allein beim Anblick schon wie gestochen geschliffen wirken.

MM ist nicht rund oder wonnig, oder mummelig oder kuschelig. MM ist nicht flauschig und nicht weich, nicht bequem und nicht anschiegsam. MM ist zwar nicht anheimelnd, aber auch nicht böse. Er ist nicht grimmig oder düster, er will nicht schockieren oder provozieren. MM ist nicht Täter oder schuldig, kein Verbrecher.

In seiner Erscheinung ist er auf der einen Seite von unbeugsamer Frische und messerscharf in der grünen Zitrusnote. Ingwer kommt ungefähr hin, aber leichter und klarer und steriler. Dynamisch in seiner Performance. Geradeaus in der Gangart.

Andererseits denke ich an eine intakte Fensterscheibe. So glasklar, federleicht zum hindurchschauen, eigentlich merkt man gar nicht, dass einen eine Scheibe von der Außenwelt trennt, wenn man sie nicht in ihrer Substanz anfassen könnte. So klar ist auch MM, so klar, dass man durch den Duft hindurchriecht, ihn aber zu spüren bekommt. Dies ist ein sublimer und dunkler und wieder federleichter Amber und federleichter Holznote. Genauso, ich nenne es genauso messerscharf und federleicht, wie die grüne Zitrusnote.

Die Doppelgestalt von MM ist Konsens. Apicius beschreibt eine „Dialektik“. Eine nette Verkäuferin in Fluis Lieblingsparfümerie in München spricht von einer Gegensätzlichkeit, wenn ich mich recht erinnere. Ja und ich rieche auch eine Doppeldeutigkeit in Mister Marvelous. Die Existenz von MM besteht summa summarum in einer Menge, die sich nicht selbst enthält.

Die Selbstreflexivität steht bei MM und bei anderen Byredo-Kompositionen im Vordergrund. Diese ständige Flackern verschiedener Pole gibt`s ständig bei Byredo. So soll nun auch MM genauer analysiert werden.

Was ist modern? Eine Möglichkeit die Moderne zu erfassen, besteht in der gegenseitigen Durchdringung bestimmter Antinomien (Spannungen). Eine Spannung besteht zwischen Universalismus und Partikularismus. MM ist doppelschienig komponiert. Und soll zusammen gebracht werden. Oder sollen die beiden Gegensätze wirklich zusammengebracht werden oder existieren sie schlicht in ihrem Nebeneinander? Sie existieren schlicht in ihrem Nebeneinander in ihrer gegenseitigen Durchdringung. Man kann die beiden Pole unterscheiden, aber nicht voneinander trennen. Auch wenn wir einen Gegensatz von hell und dunkel haben, wie es auch Apicius sagt, so sind beide Komponenten in ihrer Art federleicht. HellFederleicht + DunkelFederleicht.

Ein anderes Merkmal von Modernemodellen ist der Aspekt des immer wieder Repetierens. Deswegen sprechen manche Leute, die Moderne nicht so toll finden auch hier von Sinnlosigkeit, weil man in einer Sisyphus-Arbeit alles wiederholen muss und nie irgendetwas mal gelten darf. Moderne als Unsicherheit labert man da auch. Deswegen quatscht man in diesem Fall auch gerne vom Versagen des Hyperobjekts, und Modernetheorien sollten doch alle heim gehen, aber ok egal ich sehe MM mit Byredo nun in diesem Spannungsfeld. Ist MM nun ein Hyperduft, der bis zum Ende versucht seine Spannung in sich auszutragen? Und das alles bei allen Gemeinsamkeiten der Pole nicht schafft? Baudelaire hat ein ähnliches Phänomen, wenn auch andern zusammengebaut. Da funkelt er zwischen pechschwarz und hell schimmerndem dunkelblau. Ok, ist `ne andere Baustelle.

Eine andere Antinomie bei MM besteht in Autonomie und Kontrolle. MM ist zunächst einmal extrem, wie auch Apicius sagt. Kontrolliert ist der Gestus von MM nun auch erst einmal wirklich nicht. In seiner Autonomie sucht MM seines Gleichen. Der ist selbstbestimmt, wenn auch seine Plausibilisierung in der Öffentlichkeit nicht geschenkt, ja ausgetragen werden muss erst, doch wo kommt er hin. Aber auch die Pole sind autonom, doch kontrolliert dahingehend, dass man sie in ihrer absoluten Unterscheidbarkeit nicht voneinander trennen kann.
Dieser Punkt ist charakterisiert durch Selbstbehauptung und Selbstbestimmung bei gleichzeitiger Rechtfertigung. Dieses Spannungsverhältnis ist Eins, eine Einheit. Eine Verwobenheit und gegenseitige Beeinflussung von Selbstbestimmtheit und Rechtfertigung.

PS: Oder man sagt MM ist ein frisch-dynamischer, grün-frisch-zitrischer Frühlingsduft, mit einer dunkleren Basis, damit MM nicht zu einem Zitronenlastrigen EdC wirdt, für aufgewckte, fidele, lebensfrohe Leute mit absolutem 100&igem erst Wunschliste und dann Habe-Wollen-Faktor :-))
12 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
DaveGahan101

535 Rezensionen
DaveGahan101
DaveGahan101
Top Rezension 17  
Mister Wonderful!
Also ich muss gleich mal "maulen" wie man im Schwäbischen sagt für meckern oder beschweren. Wie kann es sein, dass der Duft sooo "schlecht" bewertet ist??! Ich glaube an diesen (warmen) Tagen würde bei vielen die Bewertungs tatsächlich höher ausfallen, einfach weil MM unglaublich erfrischt. Grüne, bittrige, ätherische und leicht stechend-scharfen Mandarinen springen einem dermassen ins Gesicht, dass man das Gesicht verzieht als hätte man in eine Zitrone gebissen. Und das meine ich ausschliesslich positiv!!! Leicht bittrige Tannine aus der Schale..wie wenn Mandarinenschalen gehobelt worden wären. Leeecker:-)! Auch ein Hauch(trotz Fettdruck) Lavendel ist dabei, anders als man ihn vielleicht kennt, aber ob der grün ist(???) ist kann ich nicht sagen. Der ganze Duft ist zitrisch-grün mit einem hohen Säureanteil! Würzige Hölzer im Hintergrund geben dem Duft eine maskuline Prägung...aber im sehr modernen Stil, so wie sich die Marke grundsätzlich präsentiert. Ein jugendlicher Duft, der auch bestens von älteren zu tragen ist...ein unbeschwerter Frischling mit Biss. Was natürlich nicht zu "übersehen" ist, ist die geballte Ladung Iso die in MM enthalten ist, denn alleine die Zitrusnoten würden sich niemals so lange halten wie es hier der Fall ist, damit erklärt sich für mich auch die Schärfe im Duft und das immer wieder aufflackern!!! Der Duft ist durch seine Intensität, durch seine Konzentriertheit echt fordernd und kein Wässerchen für jeden Tag. MM haftet an mir stundenlang und wird nur wenig dezenter. Sowas liebe ich ja, denn somit ist man den ganzen Tag, ob Büro oder privat, bestens erfrischt und man riecht sehr gepflegt.
Für ganz ungeübte Nasen, wie man sie im Büro oft antrifft, wird der Duft zu heftig sein, zuviele Ecken und Kanten haben, er wird nicht gefällig genug sein um jedem zu schmeicheln. MM hat schon einen eigenen Charakter, der manchmal an eine hochgedimmte und gepimpte Version von Lalique White erinnert.
Fazit: Für Fans von White, Molecule und ähnlichen Düften ein Pflichttest, ebenso für Parfumo, die einen charaktervollen Frischeduft suchen, der keine Duschgelfrische besitzt. MM ist sicherlich auch für Frauen sehr interessant.
Der Test hat sich auf das EDP bezogen!
3 Antworten
10
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Sarungal

69 Rezensionen
Sarungal
Sarungal
Top Rezension 10  
...wo hat so schön geprickelt in mein' Bauchnabel...
Wer eine Hymne auf Mister Marvelous erwartet, wird nicht enttäuscht werden; alle, die Kritisches lesen möchten, dürfen gleich zu Beginn auf Befriedigung hoffen.

Noch verschwurbelt-schräger, als Byredo den Duft auf der eigenen Website beschreibt, werde selbst ich meinen Kommentar nicht verfassen können. Da wird ein Hairstylist benannt, der aktuell (sic!) die Idee des Dufts verkörpere (Mr. Christiaan Houtenbos). Anschließend folgen ein paar etwas wirre Gedanken zum Begriff „Marvelous“, dessen angebliche lautmalerische Qualität umstandslos mit einem kurzen historischen Exkurs verquickt wird.

Wohnte diesem Exkurs irgendeine Logik inne, müsste der explizit als Herrenduft lancierte Mister Marvelous wohl Dandy heißen – oder Mam Marvelous. Letzteres wäre irritierend, Ersteres möglicherweise zu billig (wenngleich auch Mister Marvelous mir nicht sonderlich geglückt erscheint; da wird jede Selbststilisierung sprachlich schmerzhaft, zumindest aber einen arg unbescheidenen Eindruck hinterlassen).

Zuletzt erfährt der geneigte Leser, dass marvelous immer auch seltsam, ja, einzigartig impliziere. Ich fühle mich also jetzt ganz exorbitant individuell! Der Duft selbst gibt allerdings nicht viel her, um das zu beglaubigen: Er ist kein Mainstream, hat aber wenig Schock-Potential. Außerdem trug meine Stiefmutter um die 1980ger herum einen Duft, der verdammt ähnlich roch *); selbst an der kreativen Front ist das Ausmaß der Innovation also überschaubar.

Sei’s drum - derartige Beschreibungen sind oft wenig aussagekräftig. Einem Label mit einer solch’ cleanen Corporate Identity stünde ein wenig mehr Stringenz dennoch sicher besser. Dass sie’s können, beweisen die Texte zu anderen Produkten.

Entscheidender ist Kritikpunkt zwei. Im Allgemeinen darf ich meiner Haut attestieren, Düfte nicht schnellstmöglich vollständig zu absorbieren; Mister Marvelous aber ist nach 4 Stunden mausetot. Das ist angesichts der großen Präsenz, die Byredos Eau de Parfum (!) anfangs zeigt, umso bedauerlicher: Die Sillage ist ungefähr 60 Minuten sehr kräftig, und auch der Träger selbst hat Spaß an der Wolke. Danach wird Mister Marvelous sehr rasch extrem schüchtern, um ca. 240 Minuten nach seinem beinahe vorlauten Auftritt nicht einmal mehr als Ahnung vorhanden zu sein. Ohne Taschenzerstäuber geht da also wenig; das erscheint mir angesichts des aufgerufenen Preises doch einigermaßen schwach.

Ärgerlich ist es nicht zuletzt deshalb, weil Mister Marvelous ein großartiges Kunststück gelingt: Er riecht eigen, ohne zu verstören, und ist zumindest auf dem aktuellen Parfummarkt tatsächlich ein Unikat. Wieder einmal ist es die Kopfnote, die einen besonderen Coup landet: eine so geballte Dosis an frisch-fröhlicher Bitterkeit ist rar. Dave Gahan hat das ganz wunderbar beschrieben: Man erlebt kein typisches Zitrus-Opening, sondern die Essenz geriebener Schalen – oder British Breakfast Marmelade auf Sprudelwasser. „Sauer macht lustig!“ trifft es hier genau auf den Punkt. Dazu hat der Start wirklich Druck im Kessel und verströmt seine Aromen bereitwilligst auch in umliegende Kubikmeter.

Beinahe noch spannender, wenn auch bereits dezenter, geht es im Herzen des Duftes zu. Ich bilde mir ein, dass diese neue Qualität dem Bambus zuzuschreiben ist. Mister Marvelous entwickelt eine frisch-holzige Note - als habe man einen im Austrieb begriffenen Ast angeschnitten, den heraus quellenden Pflanzensaft gesammelt, destilliert, aufbereitet und verarbeitet. Außerdem liegt ein Hauch von Würze in diesem Herzen – und noch immer ein Rest der bitteren Aromen, die den Start gestalteten. Das Ergebnis ist von ganz speziellem Reiz: Nicht viele Düfte halten den Spagat zwischen Säure und Frische so lange durch, ohne irgendwann eine süße Ingredienz ins Spiel zu bringen.

Nicht einmal der schwarze Amber in der Basis dreht den Charakter des Dufts; er sorgt aber endlich für die Grundierung, die weder Kopf- noch Herznote anstreben. Die wie von Kohlensäure geboosterten ersten Duftstadien erhalten ein weiches Fundament ohne jede vanillige Lieblichkeit; die Zeder greift die Frischholzassoziationen auf, die der Bambus ins Spiel brachte. Die gesamte Entwicklung erinnert auffällig an einen Reifeprozess, der sehr geradlinig und konsequent von der Pubertät ins Erwachsenendasein führt. Mister Marvelous bleibt sich dabei treu, zeigt Konsequenz und endet schließlich als immer noch sonniger, aber ernst zu nehmender Charakter. Dann – verreckt er! (s.o.)

Abgesehen von diesem Malus hat mich Mister Marvelous wirklich beeindruckt: er ist männlich, aber kein Macho, verspielt und dennoch seriös, leicht, ohne wie ein Luftikus zu erscheinen. Sein Prickeln ist aufregend, keinesfalls aber hysterisch, weil die ganze Komposition scheinbar Gegensätzliches miteinander versöhnt, ohne zu billigen Tricks zu greifen.

In seiner Schlichtheit ist der Flakon ein wunderschönes Statement, sein Magnetdeckel (Leimbacher verwies darauf) ein witziges Gimmick. Die Duftqualität reicht – wiewohl nicht jedermanns Geschmack – beinahe für die volle Punktzahl, die Haltbarkeit allerdings zieht das Gesamtergebnis doch ein wenig nach unten. Gut, dass die bestellten Taschenzerstäuber heute geliefert wurden; wenn man Mister Marvelous zur Treue zwingt, ist er nämlich ein äußerst angenehmer und dekorativer Begleiter.

*) Name muss noch eruiert werden
6 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

27 kurze Meinungen zum Parfum
FluxitFluxit vor 7 Jahren
Orangenschalen + Lavendelzweige + Waschpulver = Sprudelnder Synthetikkobold, der kratzt, sticht und nervt.
0 Antworten
FittleworthFittleworth vor 6 Jahren
synthetisch, kratzig, stechend, am ende mit einer beißenden künstlichen zitrusnote, aufdringlich und unangenehm.
2 Antworten
SmoetnSmoetn vor 2 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Ich meine, den Bambus riechen zu können. Dadurch entspannend und außergewöhnlich. Leider ist da auch eine stechend, synthetische Zitriknote.
6 Antworten
GoldGold vor 4 Jahren
4
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
4
Duft
Wise men speak because they have something to say, der hier sagt leider nur "Synthetik ist geil". Ziemlich aufdringlicher Männerduft.
3 Antworten
Xenia007Xenia007 vor 7 Jahren
Unsachliches Statement: Würde ein Kerl so duften, wäre ich verschwunden... :-(
Sorry, das mußte jetzt sein. Gehe mal meinen Arm schrubben..
0 Antworten
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