Scarlett 2009

Peanut
07.08.2012 - 14:15 Uhr
13
Top Rezension
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Scarlett´s Letter

Ich sehe schon: Die kleine „Scarlett“ spaltet die Nasen. Manche finden sie schön, manche belanglos, manche doch tatsächlich eine missratene Göre aus dem eigentlich gutem Hause Cacharel.

Ich möchte ein paar lobpreisende Zeilen auf „Scarlett“ loswerden. Denn für mich duftet „Scarlett“ wie eine Szene aus dem Leben einer höheren Tochter. Dekade: ausgehende 40er. Ort: Irgendwo an der Westküste der USA. Weißgetünchte Sommeranwesen stockkonservativen Geldadels aus dem mittleren Westen. Harmlose Vergnügen privilegierter junger Damen, der Luxus gepflegter Langeweile. Helle Sommerkleidung, heller Sandstrand, helle Stimmung.

Scarlett mittendrin. Und doch irgendwie abseits. Sie sitzt im Schatten kalifornischer Platanen. Vor ihr kandierte Orangen und ein sehr heller, ungesüßter Tee. Sie schreibt einen Brief. Immer wieder hält sie inne, schaut gedankenverloren in die Ferne, nippt an dem herben, hellen Tee. Manchmal schnuppert sie an ihrem Briefpapier, manchmal zupft sie an dem Bund Jasmin, der neben ihr liegt. In ihrem Bauch ein wohliges Gefühl: Irgendwo zwischen Melancholie, Erwartung und süßem Nichtstun.

Ein leichtfüßiger, sonniger, aber nicht uneleganter Duft: Etwas Jasmin ohne jede Schwere und Süße. Eine nicht-pudrige, teespezifische Trockenheit, viel, sehr viel Orange (vielleicht etwas künstlich, aber schön). Das Holz in der Basis hat was von gutem, edlem (Brief-)Papier. Ebenfalls nicht-pudrig trocken. Etwas wie Reis oder Reisstärke gesellt sich dazu und trägt zu der eleganten Trockenheit bei.

Mit einem Wort: Auf meine „Scarlett“ lasse ich nichts kommen. Ist ein wohlgeratenes Kind aus dem guten Mainstream-Hause Cacharel. Und der Flakon ist in natura wie ein Artefakt aus Scarletts Höhere-Töchter-Universum. Behäkelte Klopapierrolle?? Nur mit viel Fantasie.
7 Antworten