Le 3ᵉ Homme 1985 Eau de Toilette

Le 3ᵉ Homme (Eau de Toilette) von Caron
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7.8 / 10 321 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Caron für Herren, erschienen im Jahr 1985. Der Duft ist würzig-grün. Es wird von Cattleya Finance vermarktet. Der Name bedeutet „Der dritte Mann”.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Grün
Fougère
Blumig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte ZitroneZitrone MandarineMandarine
Herznote Herznote
GewürznelkeGewürznelke KorianderKoriander LavendelLavendel
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos VetiverVetiver

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
8.247 Bewertungen
Eingetragen von DirkDS, letzte Aktualisierung am 04.09.2024.
Wissenswertes
Der Name des Duftes bezieht sich auf den Spielfilm "Der dritte Mann" von 1949.

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Rezensionen

21 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 37  
CoViD-Kommentare, siebzehntes Stück: Kim Wilde.
Die Krise mit ihren verlängerten Aufenthalten zuhause führt dazu, dass lange Liegengebliebenes angegangen wird. Also heute ein Kommentar zum "Dritten Mann" von Caron, oder, denn so kann man das Etikett auch übersetzen zum "Dritten Mann von Caron"! Denn das ist seit lange einer meiner absoluten Lieblingsdüfte, aber dennoch ist es bislang stets beim Statement geblieben (dasselbe gilt übrigens für Bal d'Afrique; vielleicht kommt der aber auch noch dran...).

Warum bisher keine Langfassung? Wohl auch deshalb, weil dieser Duft kaum zu greifen und schwer zu beschreiben ist. Liest man sich die Kommentare und Statements durch, nimmt ihn offenbar jeder anders wahr. Das ist kein Betriebsunfall, denn dieser Caron eröffnet große Freiflächen und Interpretationsräume. Er ist an kein Klischee angelehnt, steht für sich (das ist ganz großes Parfumeurskunsthandwerk) und er hat wirklich eine ganz und gar geheimnisvolle, offene, undefinierte Aura (das ist ganz große Parfumeurskunst).

Le 3e homme ist genau in der Mitte der 80-er Jahr erschienen. Er ist alles andere als einer der typischen Powerhouse-Düfte, kein Magnum (und damit meine ich nicht das Eis), keine grünen Fougère-Gewürz-Monster, nichts von Rasierwasser, nichts von ungehemmter Männlichkeit. Und doch strahlt dieser Duft eine 80-er-Aura aus, nämlich eine von feinster Synthesizer-Künstlichkeit und vor allem von Androgynität. Das ist Boy George mit "Do you really want to hurt me", David Bowie mit "China Girl" und, von der anderen Seite des Geschlechterspektrums kommend, Kim Wilde mit "You keep me hanging on"; alles Songs, die in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft zum "Dritten Mann" erschienen sind. Damit ist er auch nicht vordergründig sexy oder sinnlich; ihm eignet allerdings die ganz eigene Erotik einer geheimnisvollen Unnahbarkeit, einer hell ausgeleuchteten Kunststoffwelt, einer sehr körperlichen Unkörperlichkeit.

Wenn ich doch eine klassische Duftbeschreibung versuchen sollte: Trotz der auf dem Papier hyperklassisch erscheinenden Zitrus-Triade hat dieser Duft überhaupt keine Kopfnote, und schon gar keine aus unbeschwerter, freischwebender Zitrusfrische. Diese Noten mögen irgendwo vorhanden sein, sind aber kompakt verbaut in die Maschine. In gewisser Weise gilt dasselbe für die Basis. Das Herz allerdings, das lässt sich ausmachen, und ich erkenne es heute (anders noch als zur Zeit meines Statements) als klassisch dual aufgebaut: Das ist ein Lavendel-Nelke-Duft, so wie "Pour un homme" ein Lavendel-Vanille-Duft ist. Man riecht, wenn man gut hinriecht, Lavendel und Gewürznelke sehr gut, und doch (eben darum ist es ja ein Kunstwerk) riecht es weder nach Lavendelwasser noch nach Old Spice, sondern eben ganz anders und ganz eigen. "Le 3e homme" ist für mich sehr, sehr hell; ganz überraschend süß in allen Phasen seines Verlaufs (aber nicht honigsämig, auch hier eher Aspartam und Cyclamat), freundlich, aber doch auch sehr geheimnisvoll (wie ein guter Alien), vornehm, kristallin, etwas irreal-traumentrückt, aber gleichzeitig hellwach.

Für den Namen gibt es, wie für den Duft selbst, 9 Punkte. Er soll wohl sowohl darauf anspielen, dass dies der dritte Herrenduft von Caron war (sehr sympathisch, innerhalb von 50 Jahren nur 3 Herrendüfte!), als auch eine Fährte zum Film "der Dritte Mann" zu legen: natürlich oberflächlich betrachtet völlig falsche Fährte, denn der Duft passt nicht in die Nachkriegs-Szenerie, aber damit auch wieder eine genial richtige, denn dadurch, dass nichts aufgeht und "stimmt", wird eben dieser Duft wieder gut charakterisiert.

In puncto Qualität allerdings stimmt bei diesem Caron für mich vieles, wenn nicht alles, weshalb es einer meiner meistgetragenen Düfte ist: Der eigentliche Duft ist fantastisch, aber auch die Haltbarkeit und Projektion sind sehr, sehr beachtlich (ohne brutal und aufdringlich zu sein). Der Preis stimmt übrigens (unter 100 Euro für 125 ml) auch.

Wenn ich so lange gezögert habe, dann aber nicht nur deshalb, weil dieser Duft so schwer zu beschreiben ist, sondern auch, weil er schon so exzellent kommentiert ist. Denn hier gibt es schon viele tolle Rezensionen zum dritten Mann, von denen ich aber einen hervorheben will. Ich bin hier so spät dazugestoßen, dass ich es nicht mehr geschafft habe, Seelanne zu abonnieren. Er hat hier vor ca. 3 Jahren seinen letzten Kommentar geschrieben, bevor er auf Parfumo leider verstummt ist, und das war sein Kommentar zu diesem Duft. Dieser Kommentar ist wirklich ausgezeichnet, viel besser als meiner, und ich empfehle ihn sehr zur ergänzenden Lektüre. Es war für mich unvermeidlich, einiges daraus zu wiederholen (ich hoffe, es ist kein Plagiat, sondern einfach ein gleiches Empfinden).
20 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Seelanne

20 Rezensionen
Seelanne
Seelanne
Top Rezension 33  
Katzenhaftes
I. Das Jahr 1935: Ein Wiener in England und eine Katze erscheint

Der Wiener Erwin Schrödinger, Professor in Cambridge, war ein kluger Mann: Als Mitbegründer der Quantenphysik befasste er sich mit dem, was die Welt im Innersten zusammenhält: mit den Atomen.

Erkenntnisse über Protonen, Neutronen und wie die Teilchen alle heißen, sind schwierig, verhalten sie sich doch wie pubertierende Teenager: Man weiß irgendwie nie, wo sie exakt sind, was sie machen und insbesondere, warum. Lediglich Wahrscheinlichkeiten lassen sich bestimmen. Sie verhalten sich einfach anders, als die übrige physikalische Welt und stellen Gesetzmäßigkeiten auf den Kopf: ja, sie können sogar an zwei Orten gleichzeitig sein, so vermutete Schrödinger. Und das Schlimmste: Wenn man als Wissenschaftler im Experiment als treusorgende Mutter ins Kinderzimmer hineinblickt, setzen die Teilchen ihre Unschuldsmiene auf, als wenn sie kein Wässerchen trüben können. Kaum macht man aber die Tür wieder zu, geht das Chaos wieder los.

Schrödinger konnte zwar dies Chaos trotzdem in Gleichungen fassen, aber recht wohl war ihm dabei nie, weil die Gesetze der Quantenphysik zu absolut absurden Schlussfolgerungen führen, wenn man sie von der atomaren Dimension auf Dinge des Alltags überträgt, wo die klassische Physik gilt. Insbesondere: was passiert, wenn beide System sich berühren ?

Und so rief Schrödinger in einem Gedankenexperiment eine Katze auf den Plan, um dieses Paradoxon zu beschreiben: In diesem Gedankenspiel koppelt er den Zerfall eines Atoms an ein normales "Objekt": eine Katze. Die Katze wird gedanklich in eine Box gesperrt zusammen mit einem radioaktiven Präparat. Beim Zerfall des Atoms wird ein Mechanismus ausgelöst, der eine Giftampulle zertrümmert, sodass die Katze stirbt. Im Verlauf einer Stunde bspw. kann eines dieser Atome zerfallen, vielleicht jedoch auch nicht, es ist nicht vorhersehbar. Nach der alltäglichen Physik wäre nun alles klar: Nach einer Stunde ist die Katze entweder tot oder lebendig. Nach den Erkenntnissen der Quantentheorie aber ist die Katze weder das Eine noch das Andere, sondern beides, sie ist „sowohl-als-auch“, gleichzeitig tot als auch lebendig, gewissermaßen in einem Überlagerungszustand.

II. Das Jahr 1948: Ein Engländer in Wien und wieder erscheint eine Katze

Regisseur Carol Reed war sicherlich nicht so klug wie E. Schrödinger, aber er verstand viel von guten Geschichten. 1948 bekam er den Auftrag, mit dem Schriftsteller G. Greene dessen Thriller fürs Kino zu inszenieren: „Der dritte Mann“.

Reed verlegt die Story um einen Penicillin-Schwarzmarkt-Schieber ins zerstörte Nachkriegs-Wien. Hier entdeckt er auch zufällig einen einheimischen Zither–Spieler namens Anton Karas: er läßt ihn stundenlang sich fast die Finger blutig spielen, bis er ein Lied hört, was ihn fasziniert und er beschließt, den ganzen Film ausschließlich von Karas vertonen zu lassen. Für die Rolle des Bösewichts wird Orson Welles für eine horrende Gage engagiert, dieser bedankt sich mit seinem improvisierten und seither berühmten „Kuckucksuhr“-Kurzmonolog, der überhaupt nicht im Script stand.

Dabei vergeht im Film fast eine Stunde, bis Welles überhaupt auftaucht: Harry Lime alias O. Welles, wird für tot gehalten, bis einem Freund aus Kinderzeiten allmählich schwant, dass er vielleicht doch noch am Leben ist: Mit jedem Zweifel wird Lime gewissermaßen immer mehr zu Schrödingers Katze, bei dem man nicht weiß, ob er denn nun tot oder lebendig ist, bis dem Freund auf einem Spaziergang durchs nächtliche Wien tatsächlich eine Katze auffällt, die Lime - in einem Hauseingang stehend - "verrät".

III. Das Jahr 1985: Das Haus Caron möchte nach Pour Homme und Yatagan seinen dritten Herrenduft lancieren:

Ob Akiko Kamei und Richard Fraysse, Parfumeure des Hauses Caron, Katzen mögen, ist nicht bekannt. Was sie und der damalige Chef von Caron aber offenbar sehr gerne mochten, war „Der dritte Mann“ und sein Thema: die Unklarheit, das „sowohl-als-auch“, bei dem man nie recht weiß, was tatsächlich der Fall ist.

Dabei beginnt der Duft – wie der Film – noch recht überschaubar: Der Auftakt ist eine würzige Frische, wie sie noch in vielen Fougeres zu finden ist: Eine recht gezügelte Zitrone, die jederzeit durch eine dominantere Bergamotte abgedämpft wird, während ein leicht-süßer Mandarinen-Akzent alle potentiellen zitrischen Spitzen aus einer fruchtigen Mitte heraus gefangen hält, selbst aber zu keinem Zeitpunkt überschwänglich wird.

Dieser Duft hat jedoch eine große, pulsierende Seele und sodenn beginnen unmittelbar anschließend bereits die Dinge des Herzens die Komposition zu übernehmen: Lavendel und Koriander brechen als echte Frühaufsteher fast schon übermütig in die Kopfnote ein, wobei eine forsche Gewürznelke die anfänglichen frisch-fruchtigen Fäden recht zügig ablöst und danach flankierend als herbe Note weiterführt.

Und damit nicht genug: nach und nach entwickelt sich ein zusätzliches und deutlich zu vernehmendes florales Bouquet: Jasmin scheint im Spiel zu sein, zuweilen meint man auch, eine Brise Patchouli sei mit von der Partie, definitiv aber Moschus, da sich eine leichte balsamische Süße und Cremigkeit dazugesellt, die nicht von der fruchtigen Mandarine stammen kann.

Manche Düfte sind wie Katzen, man weiß nie ganz genau, woran man bei ihnen ist: Der Duft hat in dieser Phase bereits weit weniger mit einem klassischen Fougere gemein, als vielmehr mit den unergründlichen Augen einer Katze, die nie ganz preisgeben, was hinter ihnen gedacht oder geträumt wird, changierende Diamanten, die je nach Gemütslage erlebnisreich funkeln oder verschlafen-verhalten blinzeln.

Dieser Eindruck wird umso stärker, als dass auch das Vetiver als Hauptelement der Basis schon zeitig eifersüchtig seine Hände zum Herzen hin ausstreckt, es zu halten bekommt und dann nach Stunden auf einem warmen Moos-Bett zu Ende führt.

In seiner changierenden Reichhaltigkeit ist Le 3e Homme ein einziges "sowohl-als-auch", eine Katze des Schrödingers, ein Orson Welles im Schatten, ein Gespenst, welches in den Wiener Katakomben immer wieder neue Wege und Wendungen sucht und findet, um mal hier oder dort zum Vorschein zu kommen.

In seiner Gesamtheit ist der Duft dabei wirklich klassisch, aber zugleich auch dandyhaft, versnobt, ohne jedoch eine gewisse konservative Seriosität zu leugnen. Cary Grant kann ihn tragen, aber auch Oscar Wilde oder ein David Bowie.

Historisch steht der Duft ohnehin zwischen den Stühlen: Für 1985 ist er überraschend distinguiert und steht im Kontrast zu den sonstigen Powerhouse-Kreationen der 80iger-Jahre. Und auch hausintern rangiert Le 3e Homme zwischen den damaligen Herrendüften von Caron: Nicht so unverschämt wie "Yatagan", aber reicher und lebhafter als "Pour Homme".

IV. Das Jahr 2017:
Spätere Nobelpreisträger haben zwischenzeitlich bewiesen, dass Schrödinger Recht hatte und die Katze tatsächlich „sowohl-als-auch“, also tot und lebendig gleichzeitig ist, der dritte Mann wurde zwischenzeitlich zum besten britischen Film aller Zeiten gekürt und läuft bis heute 3 x wöchentlich im Wiener Burg-Kino. Und auch Le 3e Homme hat die Zeit überstanden und findet sich bis heute in allen guten Parfümerien oder Online.

Man muss diesen Duft nicht zwingend mögen, genauso wenig wie man Quantenphysik oder Kino mögen muss: Aber ohne Zweifel ist Le 3e Homme einer dieser „One-of-a-kind“-Düfte, ein Meisterwerk, zeitlos irgendwo zwischen Avantgarde und Klassik.

Und die Katzen ? Wer Düfte liebt, liebt Katzen. Sowieso.
6 Antworten
10
Duft
DasguteLeben

132 Rezensionen
DasguteLeben
DasguteLeben
Top Rezension 30  
Style > Fashion
Stil, nicht Mode
Klassik, nicht Trend
Substanz, nicht Effekt
Distinguiertheit, nicht Distinktion
Paris, nicht Prenzlberg
Kunst, nicht Kommerz
Handaufzug, nicht Smartphone
Burgunder, nicht Bacardi
Erotik, nicht youporn
Schönheit, nicht schöner Schein.
13 Antworten
10
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 28  
Der 'unsichtbare' Dritte
Carons drittes Parfum für den Mann wurde von einer japanischen Dame mit dem Namen Akiko Kamei für Caron kreiert. Mit ihm führte sie zum ersten Mal den Duft der Yuzu-Mandarine von der Insel Shikoku ein. Das Fruchtige war es auch, was diesem Duft zur Zeit seiner Einführung, 1985, einen avangardistischen Touch verlieh. Der Duft exotischer Früchte war bis dato in Herrenparfums eher unüblich. Mit diesem kleinen Dreh ins Modernistische ist es im weiteren Duftverlauf aber ziemlich schnell vorbei und es enthüllt sich zusehend der wahre Charakter des Duftes: gepflegter Konservatismus, von oben bis unten – was nichts über die Qualität des Duftes aussagen soll, denn die ist unzweifelhaft, und hin und wieder hat doch wohl jeder seine konservativen Momente....
Le 3me Homme ist ein fruchtig-aromatisches Fougère , das trockene Lavendelnoten mit süß-pudrigem Coumarin kontrastiert, Fruchtiges – besagte Yuzu-Mandarine – und ein paar Blüten, vor allem Jasmin mit rauchigen Nuancen und ein wenig bitterem Eichenmoos unterlegt. Zu guter letzt kommt alles auf einer weichen Amber-Basis zur Ruhe. Der Duftverlauf ist einer der dramatischsten die ich kenne, und man hat das Gefühl im Verlaufe des Tages drei verschiedene Düfte getragen zu habe: einen fruchtig-frischen zu Beginn, anschließend einen würzigen, trocken-pudrigen und zuletzt einen warmen, sinnlichen. Diese letzte Phase des Duftes tritt in Erscheinung wenn 98% aller anderen Düfte schon längst das Zeitliche gesegnet, oder sich soweit auf die Haut zurückgezogen haben, dass nur noch der direkte Kontakt mit der Nase einen Hauch erahnen lässt. Dann, wenn fast alle anderen schon schlapp machen, dann blüht dieser Duft noch einmal mächtig auf. Leider ist dieses Phänomen heute nur noch ansatzweise nachvollziehbar – der Duft hat nach seiner letzten Reformulierung etwas an Kraft und Präsenz eingebüßt und wurde ein wenig herunter gedimmt, ist aber ansonsten unbeschadet. (Auch Yatagan kommt heute nicht mehr mit ganz so stählernen Muskeln daher).
Auffallend an diesem Duft ist – man lese die einschlägigen Internet-Foren – wie sehr Frauen ihn schätzen, ja immer wieder betonen er sei der beste der Herrendüfte aus dem Caron-Katalog. So berichtet Tania Sanchez vom ‚Perfume-Guide’ sie könne sich diesen Duft ganz wunderbar an einem extrem hübschen (disastrously beautiful), langhaarigen, gut gebauten und lässig gekleideten jungen Mann mit langen Wimpern und weichen Wangen vorstellen. Dieser junge Gott, nach dem sich jeder auf der Straße umsehe, dieser sei ‚Le troisième Homme’. Na ja, mein ‚Gott’ würde etwas anders, vor allem aufregender duften, aber schön ist dieser Duft schon, sehr schön sogar, und extrem gut komponiert (vielleicht wirklich einer der besten) nur mir persönlich auf Dauer ein wenig zu brav und konservativ.
Und was dieser Duft mit Harry Lime, alias Orson Welles zu tun hat? Nun, nicht auffallen ist sicherlich das Eine, sich verstecken, verschwunden sein das Andere. Vielleicht ist dies gemeint: In ‚3me Homme’ steckt ein traditionelles Fougère-Gerüst - Lavendel, Coumarin, Eichenmoos - dass sich hinter einem Mandarinenbäumchen, einem Jasminbusch und einem Kräuterbeet versteckt. Obendrein hält sich der Duft mit animalischen Nuancen vollkommen zurück, wie er überhaupt jedes erregen von Aufmerksamkeit vermeidet. Insofern vielleicht ein passender Duft für Harry Lime, mit Sicherheit aber nicht für Orson Welles. Der hätte vermutlich, wenn schon ein Duft von Caron, eher zu Yatagan gegriffen
Andererseits ist er aber auch einfach nur das dritte ‚pour homme’ von Caron: nach dem Gentleman ‚PUH’, dem wilden Kerl ‚Yatagan’, der stilvoll verhuschte ‚3me Homme’.
Fehlt noch der 15 Jahre später lancierte alles andere als anarchische ‚Anarchiste’, aber davon an anderer Stelle.
4 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Leimbacher

2785 Rezensionen
Leimbacher
Leimbacher
Top Rezension 19  
Alle guten Dinge sind 3
Mein 1. Parfum von Caron und dann gleich blind gekauft. Bei dem Ranking hier und dem niedrigen Preis wohl wenig riskant. Und dann auch noch nach einem meiner Lieblingsfilme benannt. Die Erwartungen waren also hoch und auch etwas ungewiss. Zurückhaltend und im Schatten seiner 2 älteren Brüder soll das 3. Geschöpf von Caron sein. Da sagt mir meine Nase und die Wertung hier aber was Anderes. Sind die 2 Vorgänger wirklich noch besser? Da bin ich ja mal gespannt und schon heiß auf Yatagan und Pour un Homme. Aber man sieht sie ja so selten im Handel zum Testen.

Nun zurück zum Dritten Mann. Ein Duft, der viel besser riecht als Wiener Jahrmärkte, Abwasserkanäle und bestimmt auch Orson Welles. Er war ja ein äußerst extravagantes, kompliziertes Genie, dem dieses Parfum wohl zu wenig Inhaltsstoffe gehabt hätte. Aber gemocht hätte er dieses kleine, sehr feine und schleichendes (Fast-)Meisterwerk bestimmt. Er hätte nur ein Azzaro PH oder andere vollgestopfte 80er Jahre Parfums wohl interessanter gefunden. Aber wer weiß das schon so genau.

Die 3 passt zu dem Parfum sehr gut, ist es doch äußerst auffällig in 3 gleichwertig interessante Zonen unterteilt, ohne dabei an Charakter zu verlieren. Es ist einfach ein vielseitiger, angenehmer, äußerst hübscher Mann. Er fängt morgens mit Zitrone, Mandarine und Bergamotte an. Aber dabei erinnert er nicht an aktuelle Zitrusdüfte oder Kopfnoten, sondern bleibt rasierwasser-ähnlich und scharf. Klassisch ohne dabei altbacken zu sein. Bei Frauen schneidet der Duft klasse ab! Mittags kommt dann der Herzcharakter raus: ein würziger Lavendel. Beruhigend, gelassen, bildschön. Diesen Teil verbindet man mit "Troiseme Homme" am meisten. Man erhascht wenn es gegen Abend geht auch etwas Vanille, was nur das Tüpfelchen auf dem i ist. Der 3. Streich ist dann eine angenehm runde Vetiver-Moos-Kombi, die scheinbar unkaputtbar ist und sich lange anschmiegt. Die fantastische Triangel ist komplett und ich bin begeistert!

Die Caron Flakons sind von handwerklich guter Qualität und haben einen klassischen Herrenparfumstil. Zwar etwas langweilig, aber jeder weiß sofort: Das ist nichts von der Stange! Und niemand weiß so recht was auf ihn zukommt. Ein Überraschungspaket, dass sich komplett auf die geniale Duftkomposition konzentriert. Sillage ist mittel bis stark. Interessant fand ich es, wie stark er wurde als mir auf einmal heiß wurde und meine Haut gut durchblutet wurde. Da drehte der nochmal richtig auf, und das nach satten 9 Stunden tragen. Bei guter Durchblutung und Schwitzen dreht zwar jedes Parfum auf, aber das war auffällig. Insgesamt hielt das Parfum den kompletten Tag. Und damit meine ich von 8 bis 22 Uhr. Das nenne ich nicht nur sehr gut, sondern ausgezeichnet!

Film auf Blu-ray (leider ist die Criterion eingestellt!) kaufen und Parfum ebenfalls. Beide werden von mir uneingeschränkt empfohlen!
3 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

40 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Frischgrüner Himmel
schiebt warmen Wind übers Lavendel-Nelkenfeld
Exotisch moosblumige Süße verbreitet sich angenehm
elegant umschmeichelnd
36 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
ein frischer Morgen
Gewürznelke im Knopfloch
eine Spur Seife hinterm Ohr
Blumen auf der Wiese
eine Bank aus Moos
24 Antworten
BastianBastian vor 2 Jahren
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein Klassiker durch und durch...
Würziger Lavendel
etwas Seifige Nuancen
Moosig grün
Den gibt's schon Paar Jahre, das zurecht..
Klasse
24 Antworten
SalvaSalva vor 2 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Frisch-Hesperidische Winde
Wehen über große Nelkenfelder
Lavendelig-Moosig schaut er
den Hügel hinunter
Ein Mann
Ein Blick
Ein Duft
19 Antworten
LicoriceLicorice vor 2 Jahren
8.5
Duft
Gewürznelke & Moos
im kernig-edelseifigen,
würzig-warmweichen Duett,
harmonisch nuanciert
durch die Begleitnoten.
Feiner Klassiker!
25 Antworten
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