06.04.2020 - 10:54 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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CoViD-Kommentare, siebzehntes Stück: Kim Wilde.
Die Krise mit ihren verlängerten Aufenthalten zuhause führt dazu, dass lange Liegengebliebenes angegangen wird. Also heute ein Kommentar zum "Dritten Mann" von Caron, oder, denn so kann man das Etikett auch übersetzen zum "Dritten Mann von Caron"! Denn das ist seit lange einer meiner absoluten Lieblingsdüfte, aber dennoch ist es bislang stets beim Statement geblieben (dasselbe gilt übrigens für Bal d'Afrique; vielleicht kommt der aber auch noch dran...).
Warum bisher keine Langfassung? Wohl auch deshalb, weil dieser Duft kaum zu greifen und schwer zu beschreiben ist. Liest man sich die Kommentare und Statements durch, nimmt ihn offenbar jeder anders wahr. Das ist kein Betriebsunfall, denn dieser Caron eröffnet große Freiflächen und Interpretationsräume. Er ist an kein Klischee angelehnt, steht für sich (das ist ganz großes Parfumeurskunsthandwerk) und er hat wirklich eine ganz und gar geheimnisvolle, offene, undefinierte Aura (das ist ganz große Parfumeurskunst).
Le 3e homme ist genau in der Mitte der 80-er Jahr erschienen. Er ist alles andere als einer der typischen Powerhouse-Düfte, kein Magnum (und damit meine ich nicht das Eis), keine grünen Fougère-Gewürz-Monster, nichts von Rasierwasser, nichts von ungehemmter Männlichkeit. Und doch strahlt dieser Duft eine 80-er-Aura aus, nämlich eine von feinster Synthesizer-Künstlichkeit und vor allem von Androgynität. Das ist Boy George mit "Do you really want to hurt me", David Bowie mit "China Girl" und, von der anderen Seite des Geschlechterspektrums kommend, Kim Wilde mit "You keep me hanging on"; alles Songs, die in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft zum "Dritten Mann" erschienen sind. Damit ist er auch nicht vordergründig sexy oder sinnlich; ihm eignet allerdings die ganz eigene Erotik einer geheimnisvollen Unnahbarkeit, einer hell ausgeleuchteten Kunststoffwelt, einer sehr körperlichen Unkörperlichkeit.
Wenn ich doch eine klassische Duftbeschreibung versuchen sollte: Trotz der auf dem Papier hyperklassisch erscheinenden Zitrus-Triade hat dieser Duft überhaupt keine Kopfnote, und schon gar keine aus unbeschwerter, freischwebender Zitrusfrische. Diese Noten mögen irgendwo vorhanden sein, sind aber kompakt verbaut in die Maschine. In gewisser Weise gilt dasselbe für die Basis. Das Herz allerdings, das lässt sich ausmachen, und ich erkenne es heute (anders noch als zur Zeit meines Statements) als klassisch dual aufgebaut: Das ist ein Lavendel-Nelke-Duft, so wie "Pour un homme" ein Lavendel-Vanille-Duft ist. Man riecht, wenn man gut hinriecht, Lavendel und Gewürznelke sehr gut, und doch (eben darum ist es ja ein Kunstwerk) riecht es weder nach Lavendelwasser noch nach Old Spice, sondern eben ganz anders und ganz eigen. "Le 3e homme" ist für mich sehr, sehr hell; ganz überraschend süß in allen Phasen seines Verlaufs (aber nicht honigsämig, auch hier eher Aspartam und Cyclamat), freundlich, aber doch auch sehr geheimnisvoll (wie ein guter Alien), vornehm, kristallin, etwas irreal-traumentrückt, aber gleichzeitig hellwach.
Für den Namen gibt es, wie für den Duft selbst, 9 Punkte. Er soll wohl sowohl darauf anspielen, dass dies der dritte Herrenduft von Caron war (sehr sympathisch, innerhalb von 50 Jahren nur 3 Herrendüfte!), als auch eine Fährte zum Film "der Dritte Mann" zu legen: natürlich oberflächlich betrachtet völlig falsche Fährte, denn der Duft passt nicht in die Nachkriegs-Szenerie, aber damit auch wieder eine genial richtige, denn dadurch, dass nichts aufgeht und "stimmt", wird eben dieser Duft wieder gut charakterisiert.
In puncto Qualität allerdings stimmt bei diesem Caron für mich vieles, wenn nicht alles, weshalb es einer meiner meistgetragenen Düfte ist: Der eigentliche Duft ist fantastisch, aber auch die Haltbarkeit und Projektion sind sehr, sehr beachtlich (ohne brutal und aufdringlich zu sein). Der Preis stimmt übrigens (unter 100 Euro für 125 ml) auch.
Wenn ich so lange gezögert habe, dann aber nicht nur deshalb, weil dieser Duft so schwer zu beschreiben ist, sondern auch, weil er schon so exzellent kommentiert ist. Denn hier gibt es schon viele tolle Rezensionen zum dritten Mann, von denen ich aber einen hervorheben will. Ich bin hier so spät dazugestoßen, dass ich es nicht mehr geschafft habe, Seelanne zu abonnieren. Er hat hier vor ca. 3 Jahren seinen letzten Kommentar geschrieben, bevor er auf Parfumo leider verstummt ist, und das war sein Kommentar zu diesem Duft. Dieser Kommentar ist wirklich ausgezeichnet, viel besser als meiner, und ich empfehle ihn sehr zur ergänzenden Lektüre. Es war für mich unvermeidlich, einiges daraus zu wiederholen (ich hoffe, es ist kein Plagiat, sondern einfach ein gleiches Empfinden).
Warum bisher keine Langfassung? Wohl auch deshalb, weil dieser Duft kaum zu greifen und schwer zu beschreiben ist. Liest man sich die Kommentare und Statements durch, nimmt ihn offenbar jeder anders wahr. Das ist kein Betriebsunfall, denn dieser Caron eröffnet große Freiflächen und Interpretationsräume. Er ist an kein Klischee angelehnt, steht für sich (das ist ganz großes Parfumeurskunsthandwerk) und er hat wirklich eine ganz und gar geheimnisvolle, offene, undefinierte Aura (das ist ganz große Parfumeurskunst).
Le 3e homme ist genau in der Mitte der 80-er Jahr erschienen. Er ist alles andere als einer der typischen Powerhouse-Düfte, kein Magnum (und damit meine ich nicht das Eis), keine grünen Fougère-Gewürz-Monster, nichts von Rasierwasser, nichts von ungehemmter Männlichkeit. Und doch strahlt dieser Duft eine 80-er-Aura aus, nämlich eine von feinster Synthesizer-Künstlichkeit und vor allem von Androgynität. Das ist Boy George mit "Do you really want to hurt me", David Bowie mit "China Girl" und, von der anderen Seite des Geschlechterspektrums kommend, Kim Wilde mit "You keep me hanging on"; alles Songs, die in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft zum "Dritten Mann" erschienen sind. Damit ist er auch nicht vordergründig sexy oder sinnlich; ihm eignet allerdings die ganz eigene Erotik einer geheimnisvollen Unnahbarkeit, einer hell ausgeleuchteten Kunststoffwelt, einer sehr körperlichen Unkörperlichkeit.
Wenn ich doch eine klassische Duftbeschreibung versuchen sollte: Trotz der auf dem Papier hyperklassisch erscheinenden Zitrus-Triade hat dieser Duft überhaupt keine Kopfnote, und schon gar keine aus unbeschwerter, freischwebender Zitrusfrische. Diese Noten mögen irgendwo vorhanden sein, sind aber kompakt verbaut in die Maschine. In gewisser Weise gilt dasselbe für die Basis. Das Herz allerdings, das lässt sich ausmachen, und ich erkenne es heute (anders noch als zur Zeit meines Statements) als klassisch dual aufgebaut: Das ist ein Lavendel-Nelke-Duft, so wie "Pour un homme" ein Lavendel-Vanille-Duft ist. Man riecht, wenn man gut hinriecht, Lavendel und Gewürznelke sehr gut, und doch (eben darum ist es ja ein Kunstwerk) riecht es weder nach Lavendelwasser noch nach Old Spice, sondern eben ganz anders und ganz eigen. "Le 3e homme" ist für mich sehr, sehr hell; ganz überraschend süß in allen Phasen seines Verlaufs (aber nicht honigsämig, auch hier eher Aspartam und Cyclamat), freundlich, aber doch auch sehr geheimnisvoll (wie ein guter Alien), vornehm, kristallin, etwas irreal-traumentrückt, aber gleichzeitig hellwach.
Für den Namen gibt es, wie für den Duft selbst, 9 Punkte. Er soll wohl sowohl darauf anspielen, dass dies der dritte Herrenduft von Caron war (sehr sympathisch, innerhalb von 50 Jahren nur 3 Herrendüfte!), als auch eine Fährte zum Film "der Dritte Mann" zu legen: natürlich oberflächlich betrachtet völlig falsche Fährte, denn der Duft passt nicht in die Nachkriegs-Szenerie, aber damit auch wieder eine genial richtige, denn dadurch, dass nichts aufgeht und "stimmt", wird eben dieser Duft wieder gut charakterisiert.
In puncto Qualität allerdings stimmt bei diesem Caron für mich vieles, wenn nicht alles, weshalb es einer meiner meistgetragenen Düfte ist: Der eigentliche Duft ist fantastisch, aber auch die Haltbarkeit und Projektion sind sehr, sehr beachtlich (ohne brutal und aufdringlich zu sein). Der Preis stimmt übrigens (unter 100 Euro für 125 ml) auch.
Wenn ich so lange gezögert habe, dann aber nicht nur deshalb, weil dieser Duft so schwer zu beschreiben ist, sondern auch, weil er schon so exzellent kommentiert ist. Denn hier gibt es schon viele tolle Rezensionen zum dritten Mann, von denen ich aber einen hervorheben will. Ich bin hier so spät dazugestoßen, dass ich es nicht mehr geschafft habe, Seelanne zu abonnieren. Er hat hier vor ca. 3 Jahren seinen letzten Kommentar geschrieben, bevor er auf Parfumo leider verstummt ist, und das war sein Kommentar zu diesem Duft. Dieser Kommentar ist wirklich ausgezeichnet, viel besser als meiner, und ich empfehle ihn sehr zur ergänzenden Lektüre. Es war für mich unvermeidlich, einiges daraus zu wiederholen (ich hoffe, es ist kein Plagiat, sondern einfach ein gleiches Empfinden).
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