Pour Un Homme de Caron 1934 Eau de Toilette

Version von 1934
Pour Un Homme de Caron (1934) (Eau de Toilette) von Caron
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7.6 / 10 700 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Caron für Herren, erschienen im Jahr 1934. Der Duft ist süß-würzig. Es wurde zuletzt von Cattleya Finance vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Süß
Würzig
Grün
Frisch
Blumig

Duftnoten

LavendelLavendel VanilleVanille Lavendel AbsolueLavendel Absolue AmberAmber MoschusMoschus

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.6700 Bewertungen
Haltbarkeit
7.2542 Bewertungen
Sillage
6.3532 Bewertungen
Flakon
7.2504 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.1147 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 16.04.2024.
Wissenswertes
Serge Gainsbourg und Jane Birkin haben 1972 einen Werbesong über den Herrenparfum-Klassiker aus dem Jahr 1934 aufgenommen, der u.a. auch eine Zeit lang auf der Caron-Homepage zu hören war (https://youtu.be/DmjG3L8j9c0).

Rezensionen

52 ausführliche Duftbeschreibungen
9
Preis
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ponticus

63 Rezensionen
Ponticus
Ponticus
Top Rezension 57  
Zeitlos, große Auftritte!
Wie ein liebendes, altes Ehepaar saßen die Zwei nach ihrem großartigen Auftritt zufrieden und entspannt auf der Bank und sahen dem entschwindenden Tag nach. Die ersten Sterne funkelten noch schwach, viele Geschichten wurden erzählt und beide kuschelten sich eng aneinander um der aufkommenden, leichten Kühle des Abends keinen Angriffspunkt zu geben, das feine, süßlich-herbe Aroma des ausgehenden Tages zu vertreiben.

Wie so oft hing sie dabei gern ihren eigenen Erinnerungen nach. Was hatte Sie nicht alles erlebt in der Vergangenheit. In fernen Landen geboren und als Orchidée von edlem Geblüt meinte das Schicksal es nicht immer gut mit ihr. Sie wurde hoch gehandelt, ist tief gefallen, wurde oft imitiert und in Verbindungen gepresst, die ihr wenig zur Ehre gereichten. Hier aber im Parfüm Pour Un Homme de Caron war sie, die Vanille, endlich angekommen. Dieser Duft war jetzt schon lange ihr zu Hause und hier konnte sie immer wieder zeigen, was in ihr steckte.

Das lag nicht nur an der schlichten, vornehmen Eleganz und der Harmonie aller Beteiligten im Flakon, sondern in erster Linie an ihrem so wunderbaren Partner! Der Vanille, selbst eine blumige, balsamisch-dunkle Schönheit von herb-süßer Eleganz, die, üppig ihren Duft verbreitend, gern selbst dominant die Regie führt, wurde mit dem Lavendel ein maskuliner Partner zu Seite gestellt. Und dieser ist kein Jüngling mehr sondern eine gestandene Persönlichkeit von würzigster, etwas sperriger Opulenz und dennoch ungezügelt, hitzig und den starken Auftritt liebend. Beide mochten und ergänzten sich von Anfang an grandios.

Ihre gemeinsamen Auftritte verlaufen immer nach dem gleichen Muster. Der Lavendel, ungestüm und raumgreifend gestikulierend, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich und steht uneingeschränkt im Mittelpunkt. Die krautig-blumige Frische ist sehr markant, intensiv würzig und kommt über uns wie ein kleiner Orkan. Nach einer knappen halben Stunde flaut dieser Sturm ab und geht über in herb-süßliche, leicht blumige, würzige Winde. Obendrein lassen sich erste, warme, vanillige Aromen vernehmen, denn die Vanille hat sich fest in ihren Partner eingehängt und wirkt mit besänftigenden Worten mäßigend auf Lavendel ein. Auch die umherstreunenden und vom Geschehen relativ unbeeindruckten kleineren Duftnoten agieren durch ihre bloße Anwesenheit beruhigend. Im weiteren Verlauf beginnen Moschus und Amber den, mittlerweile etwas ausgepowerten und schwächelnden, Lavendel helfend zu stützen.

Damit beginnt die hohe Zeit der Vanille! Befreit von dem Gebot Lavendel direkt zur Seite zu stehen, beginnt sie sich zu drehen und ihre gleitenden, tänzelnden Schritte rund um ihren maskulinen Partner bezaubern alle. Die sinnliche Atmosphäre ist erfüllt von einem dunklen, kräftigen Aroma mit wenig trockener Süße und würzigen Anklängen. Darüber hinaus verwirbelt unser Star mit jeder Pirouette mehr und mehr vanilliges Puder, während gleichzeitig Lavendel ab und an, aber vor allem Moschus und Amber, eine Runde mit ihr gemeinsam drehen. Ein warmes, harmonisches Gefühl breitet sich aus, der Tanz der Vanille wird in Folge geruhsamer und geht über in ein sanftes Gehen bis sie sich schließlich beschwingt und wohlgemut mit einem zufriedenem Lächeln erneut bei Lavendel unterhakt. Die von waldig-würziger Vanille duftgeschwängerte Luft verbreitet ihren Wohlgeruch auf das Angenehmste. Gemeinsam, das feine süßlich-herbe Aroma ihrer Darbietung hinter sich herziehend, suchen beide nach gut 6 Stunden abermals ihre Bank auf um sich auf weitere ihrer zeitlosen, große Auftritte einzustimmen.

Seit fast 90 Jahren besteht diese einzigartig, harmonische Verbindung der Duftnoten in Pour Un Homme de Caron. Dieses Parfüm ist, genau wie Tabac Blond, ein wahres Meiserwerk von Parfümeur Ernest Daltroff, Gründer von Parfums Caron im Jahr 1904. Pour Un Homme de Caron wurde 1934 als einer der ersten Herrendüfte kreiert und ist dort gut platziert. Es ist der Duft für den außergewöhnlichen, selbstbewusten Herrn jeden Alters in ordentlicher und gepflegter Kleidung zu verschiedensten Anlässen am Abend, im Büro und in der Freizeit.

Herzlichen Dank für die freundliche Beachtung meines Auftritts!
53 Antworten
10
Preis
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 37  
Spannungsbogen
Pour un Homme gehört zu meinen absoluten Lieblingsdüften. Das fängt schon mit dem Namen an: Welcher Duft definiert sich schon über eine Zusage: für einen / den Mann?
Homme, Men, pour Homme und Man gibt es viele, zu viele. Einen "Pour un Homme" dagegen gibt es tatsächlich nur einmal, und das bereits seit 1934.

Nicht selten liest man, dass Pour un Homme das erste wirkliche Herrenparfum auf dem Markt gewesen sei, aber diese These übersieht die vielen englischen Herrendüfte, die viel älter sind, und einige alte Vertreter der Gattung aus Frankreich oder Deutschland, die vielleicht noch nicht so klar als Herrendüfte beworben wurden.

Die Einmaligkeit von Pour un Homme besteht für mich aber im Duftverlauf, der durch einen ganz ungewöhnlichen Spannungsbogen definiert ist. Zunächst einmal ist in der Kopfnote der Lavendelduft sehr dominant. Derart starke Lavendeldüfte waren in den 30er Jahren de rigeur und galten als angemessen für den Herrn. Lavendel zeichnet sich durch eine leicht unterscheidbare, klare, etwas scharfe Frische aus, die anderen floralen Noten abgeht. Die Rose in der Herznote dagegen kann ich kaum wahrnehmen. Überhaupt spüre ich bei diesem Duft eine "Lücke" zwischen dem Auftakt mit Lavendel und Bergamotte und der Basisnote aus Tonkabohne, Vanille, Moos und Moschus, die ungewöhnlich weich und warm ist. Aber gerade diese Spannung zwischen einem reinen, frischen Auftakt mit Lavendel und der weichen Basis, die scheinbar gar nicht so recht zur Kopfnote passen will, und für den anfangs erwähnten ungewöhnlichen Spannungsbogen sorgt, macht den Reiz des Duftes aus.

Dass Pour un Homme bei parfumo nicht besser bewertet wurde, ist verständlich. Der Duft ist zwar ein Klassiker (und erhielt mit Impact einen runderen Bruder, der sogar in den TOP 100 der Parfumo-Herrendüfte gelandet ist), aber im Grunde ist er sperrig, gewöhnungsbedürftig, widerständig (durch den heute und für jüngere Generationen ungewohnten Lavendel). Fast könnte man meinen, der Duft wehre sich zunächst gegen seinen Träger.

Aber wie man weiß, ist das mit Dingen, die einem nicht sofort gefallen, an denen man aber verwundert hängen bleibt, oftmals so, dass man sich nicht mehr so recht von ihnen lösen kann. So ging es mir mit diesem Duft.
10 Antworten
10
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 35  
Das erste 'pour homme'
Mit diesem Duft verbinde ich meine ersten Dufterinnerungen, von den Erinnerungen an die Gerüche meiner Kindheit einmal abgesehen – Südfrankreich, Mitte der 70er Jahre, mein erster Urlaub außerhalb des deutschsprachigen Raumes, gerade mal 10 Jahre alt. Damals muss ich ihn gerochen haben, er hatte sich mir eingeprägt und ich vergaß ihn umgehend, mein Interesse für Düfte war noch nicht geweckt.
Viele Jahre später, irgendwann Ende der 90er Jahre, kaufte ich mir mein erstes Fläschchen Knize 10 und die Verkäuferin gab mir ein Probe ‚Pour un Homme de Caron’ mit, zusammen mit der Bermerkung, dies sei ein ebenso klassisches Herrenparfum, sie würde es selbst manchmal tragen und vielleicht gefiele es mir ja.
Kaum dass ich das Geschäft verlassen hatte, sprühte ich mir etwas von der Probe auf den Handrücken – und wow! da war er wieder, der längst vergessene Duft: Südfrankreich, der Tarn, Millau, alles wieder da – dass ein Duft derartige Erinnerungen wieder auferstehen lassen konnte berührte mich, aber ich war mir nicht sicher ob er mir auch gefiel. Nun, ich hatte ja mein Knize 10, das ich heiß und innig liebte. Ab und an schnupperte ich jedoch wieder an ‚Pour un Homme’ und es wuchs, es wuchs beständig und irgendwann machte es ‚klick’. Unverzüglich war ich im Besitz einer Flasche und ich muss sagen, meine Begeisterung für diesen Duft hat seither nicht nachgelassen. Vor vielleicht zwei Jahren habe ich dann noch die Parfum-Version von ‚Pour un Homme’ erstanden, die unter dem Namen ‚L´Impact de Pour un Homme’ im Handel ist und als das erste echte Parfum (kein Eau de Parfum, richtiges Parfum! Allerdings nicht so hochkonzentriert wie ein Extrait de Parfum) für Herren lanciert wurde. Später zogen Guerlain mit einer Parfum-Version von Habit Rouge, und Hermès mit einer Parfum-Version von Terre d´Hermès nach.
1934 war das Geburtsjahr dieses Duftes und Ernest Daltroff hatte es komponiert, als erstes dezidiert maskulines Parfum für Caron. Es war auch der erste Duft der den Beinamen ‚pour Homme’ erhielt.
Ernest Daltroff stellte einen kräftigen Lavendelakkord in das Zentrum des Duftes. Lavendel war traditionell Bestandteil vieler, vor allem angelsächsischer Düfte (div. Lavender-Waters) derer sich der englische Gentleman gerne bediente, die englische Dame mochte dagegen gerne etwas blümeliger (Edwardian Bouquet) - das Herbe, Krautige blieb dem Manne vorbehalten. In der französischen Parfumgeschichte spielte der Lavendel eine nicht ganz so herausragende Rolle, aber mit Guerlains ‚Jicky’ war schon ein wirklich großes Lavendelparfum auf dem Markt, eines allerdings, das zu Beginn der 30er Jahre nicht mehr den Anklang in der Männerwelt fand wie noch um die Jahrhundertwende, als es vor allem bei den sogenannten Dandys in den Londoner und Pariser Salons sehr beliebt war. Der effeminierte Dandy hatte allerdings nach den gesellschaftlichen Verwerfungen infolge des ersten Weltkrieges ausgedient und mit den Jahren setzte sich ein maskulinerer Männertypus á la Clark Gable oder Errol Flynn durch.
‚Pour un Homme de Caron’ ist auch wirklich ein gutes Stück maskuliner als ‚Jicky’ aber noch meilenweit entfernt von den Testosteron-gestählten, aromatisch-animalischen Fougères der späten 70er Jahre.
Maskulin ist er im klassischen Sinne: gepflegt und elegant gekleidet, frisch rasiert und akkurat gekämmt, vielleicht ein kleines Menjou-Bärtchen. Ganz im Gegensatz zur Tom Selleck-Maskulinität späterer Jahre: offenes Hemd, quellendes Brusthaar, enge, die Genitalien abzeichnende Jeans, langes, lockiges Haar und vor allem – ein gewaltiger Schurrbart! Nein, das alles bietet ‚Pour un Homme’ nicht, aber es bietet Eleganz und Kultiviertheit: Lavendel als Ausdruck von Gepflegtheit zu morgendlicher Stunde, Tabac als elegante maskuline Note über den Tag, Vanille und eine ambrierte Basis als sinnliche Komponenten für abendliche Stunden.
Der Duft ist extrem langlebig und hat einen wunderbar harmonischen Duftverlauf. Nichts an ihm ist harsch, die Übergänge von einer Phase zur nächsten sind perfekt verblendet, alles ist nahtlos ineinander verwebt. Die denkbar schönsten Lavendelnoten übernehmen zwar den Solopart, haben auch zu Beginn den stärksten Auftritt, halten sich dann aber zusehends zurück und lassen, ohne ganz von der Bühne zu verschwinden, Raum für die übrigen Mitglieder des Ensembles.
Das Parfum ‚L´Impact de Pour un Homme’ bietet jenen, denen das Lavendel-Intro des Eau de Toilette zu intensiv ist, die Möglichkeit das gesamte Thema des Duftes sozusagen mit ganzem Orchester, in vollem Tutti zu genießen, und die Vanille und Ambernoten singen unverzüglich und voller Inbrunst mit – sicher nicht ‚everyone´s cup of tea’, aber meine!
Natürlich gibt es modernere Interpretationen dieses Themas, aber mit Ausnahme von Patricia de Nicolaïs ‚Pour Homme’, eine gelungene Reminiszenz an den großen Vorgänger und eine schöne Verbeugung vor ihm, hat mich noch keine wirklich überzeugt.
3 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
DuftJunkie

31 Rezensionen
DuftJunkie
DuftJunkie
Top Rezension 34  
"Reine Herzensangelegenheit"
Ein Junger Parfumeur wollte Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris einen Laden eröffnen. Dabei richtete er sein Augenmerk auf eine kleine Parfumerie in der Rue Rossini. Er kaufte dieses Geschäft wenig später und produzierte dort seine selbst kreierten Parfums. Sein Name war Ernest Daltroff und die Parfumerie hieß Caron. Er beließ es bei diesem Namen. Einmal, weil ihm der Name gefiel und zum zweiten, weil er der Meinung war, dass sein eigener russischer Name nicht gerade ein angemessener Name für eine Parfumerie mitten in Paris wäre. Er war gewissermaßen auch ein Geschäftsmann, der am finanziellen Erfolg seines Geschäfts interessiert war. Ein Jahr später zog er mit seiner Parfumerie in die angesehene Einkaufsmeile Rue de la Paix. Dort betrieb die Modemacherin Félicie Vanpouille ebenfalls ein Geschäft. Die beiden Nachbarn verstanden sich so gut, dass Vanpouille mit der Zeit Daltroff's Muse, kurz darauf seine ständige Beraterin und danach sogar bis Daltroff's Tod seine Teilhaberin wurde. Nach seinem Tod im Jahre 1941 übernahm sie die Geschäftsleitung.
Sie hatte schon immer ein sehr feines Gespür für die Bedürfnisse ihrer Kunden, einen sicheren Geschmack und außerordentlichen Geschäftssinn. "Narcisse Noir" und "Fleurs De Rocaille" waren schon dank ihrer Talente zum Hit geworden. Bei "Pour Un Homme" hatte sie den verkaufsfördernden Einfall, den Messieurs zu sagen, diese mögen sich doch mit einem "Eau De Toilette" parfümieren. Einem "Parfum" für einen Mann sozusagen. Daher rühren auch die Mißverständnisse, Pour Un Homme wäre der erste "Herrenduft". Was natürlich so nicht stimmt, weil es vorher schon Herrendüfte gab ( Knize Ten, Varon Dandy und viele andere ). Diese waren allerdings mehr Düfte in Cologne-Form. Vanpouille bewies einmal mehr ihren Geschäftssin und Pour Un Homme startete einen bis heute selten gesehenen Siegeszug. Diese Strategie allein war natürlich nicht für den großen Erfolg verantwortlich. Der Duft trug natürlich mit zum Erfolg bei. Und zu dem komme ich jetzt.

Zu dem Duft von Pour Un Homme muß man eines sagen: Lavendel und Vanille zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise ihre Präsenz. Wobei sich Lavendel eindeutig von der Kopfnote bis zum Herzen behaupten kann. Vanille hingegen tritt erst nach einiger Zeit in der Herznote hervor, wenn auch vorerst nur dezent. Erst in der Stunden währenden Basis lebt Vanille richtig auf und entwickelt sich fast zu einer herrischen Diva. Das ist auch nötig, weil der Duft in der Basis keinen allzu femininen Touch erhalten soll. Nun kennen wir den (männlichen) lavendeligen Kopf und den (weiblichen) vanilligen Fond. Wohlgemerkt nicht sehr feminin. Aber was ist mit der Herznote. Da tut sich anscheinend wirklich nicht viel, wie es auch schon unser Freund Yatagan in seinem Kommentar festgestellt hat. Da klafft eine Lücke, was zumindest dominante Hauptakteure in Form von Blüten, Holz oder Gewürzen anbelangt. Dennoch birgt eben dieses Herz genau die Zutaten, die diese beiden gegensätzlichen Hauptdarsteller Lavendel und Vanille auf wundersame Weise ineinander verschmelzen läßt. Wenn man sich den Kopf und den Fond genauer unter die Lupe nimmt, kann man erahnen, was im Herzen so dezent aber sicher umgesetzt wurde. Da sehen oder riechen wir z.B., dass Lavendel nicht allein daherkommt. Es scheint ein üppiger Akkord auf Lavendelbasis zu sein (Rosmarin, Salbei als krautige Facette; Zitrone, Bergamotte als frische Facette und Rose, Rosenholz als blumige Facette). Bei Vanille handelt es sich ebenfalls um einen Akkord. Weniger üppig, dafür aber geheimnisvoller. Dieser Vanille-Akkord verfügt über süßliche, holzige und moosige Akzente. Aber etwas muß in diesem Akkord oder als eigenständige, dezente Note im Herzen des Parfums vorhanden sein, damit das Ganze Duftgebilde "harmonisch" wirkt. Es könnte ein Hauch von Zimt und/oder Nelke sein, der als blütig-würzige Brücke zum süßlichen Hintergrund dient. Vielleicht auch eine Nuance Jasmin-Sambac oder eben nur ein Tröpfchen Tagetes. Es ist auf jeden Fall eine Komponente, die auf geringstem Raum die blumigen und würzigen Seiten von Lavendel und Vanille in sich integriert. So wie ein Sekundenkleber, der verschiedenste Materialien fest miteinander verbindet, selbst aber "kaum" da ist. Das Ergebnis ist jedenfalls ein Duft, der an sich kontrovers ist. Aber eben auch ein Duft, der trotz aller Gegensätze als festes Bündnis auftritt. Deshalb wundert es mich überhaupt nicht, daß im Laufe der Jahrzehnte sehr viele Menschen ein "festes Bündnis" mit diesem Parfum eingegangen sind.

Was mein persönliches Fazit angeht, so muß ich eingestehen, daß ich ganz sicher kein Fougère Typ bin. So fing auch mein "persönliches, kleines Bündnis" mit "Pour Un Homme" vor ca 20 Jahren auch an. Eine kleine, unscheinbare Parfümerie am Rande der City von Braunschweig hatte gerade eröffnet. Ich war damals zwar schon "duftbegeistert", hatte aber bei weitem nicht die Kenntnisse von heute. Ich betrat also den kleinen Laden und war schon überrascht, nur einen jungen Mann als Verkäufer anzutreffen. Gerade um die 30 Jahre alt, hatte er dieses kleine Geschäft eröffnet. Seine Frau war seine einzige "Kollegin". Er nahm sich Zeit für mich und führte mich regelrecht durch das kleine aber feine Angebot. Lauter Exoten, die man bei dem Türkis-Riesen oder anderen "normalen" Parfümerien nicht vorfand. Er erklärte auf meine Verwunderung hin, seine Produkte wären mehr Nischen-Parfums. Ich hörte zum ersten mal von dieser "Nische". Neben englischen und amerikanischen Seltenheiten sah ich plötzlich Caron's Pour Un Homme, das nun nicht in diese Nische passte. Ich kannte den Duft nicht und testete ihn. Als der Verkäufer mich fragend anschaute sagte ich nur: "Käsekuchen, das Zeug erinnert mich an Käsekuchen". Nun, ich entschied mich für einen englischen Klassiker namens "Mulberry". Ein paar Tage später stand ich jedoch wieder in dem Laden. Der Verkäufer fragte mich mit einem herzhaften Lächeln: "Käsekuchen gefällig?". Was soll ich lügen; genau deswegen war ich da. Denn dieser Duft ließ mich einfach nicht mehr los. Ich dachte tagelang an den wohlriechendsten Kuchen, den ich je in meinem Leben geschnuppert hatte. Ich wollte ihn stundenlang "am Hals" haben, und nicht für einen Augenblick "im Hals".

Wäre ich heute an der Stelle jenes Verkäufers, würde ich diesem herzhaften Lächeln nur folgende Worte hinzufügen: Natürlich. Manchmal ist es eben nur eine "Reine Herzensangelegenheit"
Ja, es ist das relativ kleine und unscheinbare Herz, das so wichtig für unser Leben ist. Im wahrsten Sinne des Wortes, als auch emotional.

Und im olfaktorischen Sinne?
6 Antworten
5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 31  
Deutscher Herbst
Der Herbst gilt gemeinhin als besondere Jahreszeit der Deutschen - und mittendrin der 9. November als unser historischer Schicksalstag (Novemberrevolution 1918, Hitler-Putsch 1923, Reichspogromnacht 1938 und zuletzt 1989 der Fall der Berliner Mauer). Darüber hinaus bezeichnet der 'Deutsche Herbst' besonders jene beiden Monate des Jahres 1977, die durch die Entführung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer und die Entführung der Landshut durch die RAF gekennzeichnet waren. Bedeutungsschwere Tage alle miteinander.

Daneben ist der Herbst in diesem Land die - neben dem Frühling - vielleicht schönste Jahreszeit. Zahllose Dichter haben dem Tribut gezollt, auch wenn der berühmteste unter ihnen – Rilke – ein Österreicher war. Und wenn draußen das goldfarbene Sonnenlicht wie leuchtender Honig über die abgemähten Felder flutet, und bunte Drachen vor dem strahlend blauen Himmel tanzen, drängt das Herz nach warmem Kuchen und nach Eintöpfen – und die Nase nach volltönenden, warmwürzigen Düften, die wie ein Streicheln oder eine Umarmung sind. Oder wie ein alter Freund.

Ein alter Freund. Mit den Hunden einen herbstlichen Park durchstreifen, wo die Kinder auf den Wiesen Drachen steigen lassen. Braunglänzende Kastanien auf dem knirschenden Kiesweg und raschelndes Eichenlaub unter den ersten dicken Schuhen. Die letzten Rosen in der tiefstehenden Nachmittagssonne. Die letzten Vögel auf ihrer Reise in den Süden und ihr gellender Schrei im Oktoberwind. Warmer Pflaumenkuchen mit Zimt und Schlagsahne. Lavendel. Salbei und Rosmarin. Moschus. Moos. Vanille. Pour un Homme de Caron. Deutschland im Herbst.

Fazit: ein Duft so wie ein alter Freund. Ganz wunderbar im Herbst. Oder im Frühling. In Deutschland. Und in Frankreich. Überall.
4 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

131 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Sanftes Bett im Lavendelfeld
Grillen zirpen laut vanillig
Süßliche Luft streichelt seidenweich
Moschusochsen in der Ferne
Welt im Einklang
29 Antworten
PollitaPollita vor 1 Jahr
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Hier hat Herr Ford offensichtlich seine Inspiration für Lavender Extrême her. Vanille statt Tonka stellt den Gegenpart. Der Klassiker ist…
36 Antworten
GandixGandix vor 5 Monaten
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Raue Schale,
weicher Kern.
Der Lavendel schwammerlt
zu Beginn.
Wenn Vanille-Amber Einzug hält,
wird es eine leicht würzige Kuschelharmonie*
44 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Lavendel blüht so hell
warme Sonne, harzverschliert
mit Vanillezucker kandiert
gut seit fast 90 Jahren
26 Antworten
Medianus76Medianus76 vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Zeitloser und charismatischer Klassiker
der durch linearen Lavendel
verführerische Vanille
sowie anschmiegsamen Amber
zu überzeugen weiß
23 Antworten
Weitere Statements

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So ordnet die Community den Duft ein.
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