16.01.2014 - 18:07 Uhr
DuftDoktor
12 Rezensionen
DuftDoktor
Top Rezension
21
Zitrisch-würziges Blumenwasser
1.) Majoran ausschließlich in der Kopfnote:
Den Majoran rieche ich erst nach Kenntnis der Duftpyramide heraus. Dann allerdings ist er eindeutig wahrnehmbar. Aber das ist nicht schlimm, denn er verfliegt recht schnell, innerhalb von 15 bis 20 Minuten (bei Tragen auf der Haut, das Nicht-Haut-Experiment steht noch aus). Was man dann noch riecht, ist wohl die Lilie (in Verbindung mit Alpenveilchen und Jasmin).
Das riecht zwar ähnlich wie Majoran, aber lässt sich klar davon unterscheiden.
Der Majoran ist zu Recht nur in der Kopfnote angegeben. Durch die o.g. Ähnlichkeit von Majoran und Lilie geht die zitrische Gewürzpackung zu Beginn wunderbar gleitend in das Blumenbouquet über.
Vielleicht geht die z.T. vorhandene Kritik an diesem Duft auf die Ansicht zurück, der Majoran bliebe viel länger erhalten. Düfteindrücke sind zwar subjektiv und hängen von vielen Faktoren ab, jedoch bin ich mir sicher, spätestens nach 30 bis 45 Minuten nicht den Hauch von Majoran mehr zu riechen.
Eine würzige (und zitrisch-frische) Kopfnote zu erleben, macht Spaß. Dass danach Blumen kommen und alle Gewürznoten verschwinden, ist eine willkommene Abwechslung. Denn die sich ausschließlich im Gewürzregal tummelnden Düfte langweilen mich inzwischen in der Mehrzahl der Fälle.
2.) Ein Blumenherz:
Das Blumen-Bouquet des Herzens (und der Herzen...) riecht herrlich "unblütig-blumig". Das heißt, man wird hier nicht von pudrigen, atemraubenden Blümchen erschlagen. Dieser Dufteindruck erinnert eher an den Duft von Wasser in der Blumenvase. Wenn man der Vertriebs-Geschichte der Karthäuser auf Capri glaubt, löste ein solches "Duftwasser" ihre Parfüm-Aktivitäten aus. Bei "Caprissimo" ist dieses Bild auch hervorragend umgesetzt, aber mir drängt es sich bei Via Camerelle ebenfalls auf. Solche Blumendüfte sind auch für Herren bestens tragbar. Ich bin begeistert.
3.) Intensitätsverlauf und Haltbarkeit:
Die Kopfnote hält lang genug, um sich an ihr satt zu riechen. Dann lässt die Intensität nach, aber die Herznote hält sehr lange auf niedrigem, aber konstantem Niveau durch. Das ist ein sehr angenehmer, tragbarer/verträglicher Duftverlauf. Diesen Duft könnte man auch mehrere Tage hintereinander tragen, was bei aussagekräftigen Düften selten ist.
Die Haltbarkeit ist auf der Haut geringer als auf einem Teststreifen oder sonstwo. Der Duft bleibt dicht am Körper. Den Duft überzudosieren, ist nur hinsichtlich der Kopfnote möglich. Es bietet sich an, mehrmals am Tag nachzulegen, um nochmals die Kopfnote zu genießen und insgesamt mehr Volumen auf das Herz zu legen. Daher habe ich mir die 100-ml-Variante zugelegt und nicht den nur geringfügig günstigereren 50-ml-Flakon.
4.) Mediterraner Duft:
Eine mediterrane Assoziation zischt mir nach dem Aufsprühen sofort durch den Kopf. Hier handelt es sich zwar nicht um die gewöhnliche (im doppelten Sinn: die übliche und die auch schon sehr oft erlebte) mediterrane Note, aber die frische Leichtigkeit beamt einen sofort auf die Insel Capri. Das ist Urlaub zum Aufsprühen. Nach dem Aufsprühen gelingt es einem gerade noch, dem verdutzten Umfeld "Ich bin dann 'mal..." zuzurufen - und schon ist man weg.
5.) Abwesenheit aquatischer Noten:
Glücklicherweise buhlt hier keine aquatische Note um Frische-Eindrücke. Davon bin ich inzwischen nämlich ebenfalls gelangweilt. Für mich ist selbst ein kleiner Hauch von Aquatizität bestimmend für den Gesamteindruck. Einige Aquatics mag ich, aber das geht für mich nur ab und zu. Die Frische-Wirkung kommt hier vielmehr durch Zitrisches, Würziges und Blumiges (das o.g. Blumenwasser) zustande. So eine Frische lasse ich mir gefallen. Im Lichte dieser unaufgeregten, natürlichen Firsche können alle synthetischen Mainstream-Frischedüfte einpacken. Denn sie wirken wie das, was sie sind, und zwar hilflos-verzweifelte und grandios gescheiterte Chemie-Experimente.
6.) Ein verkanntes Kleinod:
Via Camerelle wird hier bei Parfumo völlig verkannt. Vielleicht ist es nicht der überwältigendste Duft der Welt, aber das Konzept ist einfallsreich und stellt ein stilsicheres Mittelding aus Unaufdringlichkeit und Gewagtheit dar.
Die Umsetzung ist ebenfalls souverän gelungen, den Karthäusern nehme ich die natürlichen Ingredenzien sofort ab. Da stockt der Atem keinen Augenblick lang (im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Düften), während man mit der Nase dicht am Handgelenk ganz tief Luft holt.
7.) Vergleichsduft:
Der Duft, der Via Camerelle meiner Ansicht nach am nächsten kommt, ist "For Him" von Narciso Rodriguez. Auch da gibt es eine wunderbar unblütige Blumigkeit, die dort jedoch dunkler, maskuliner und unmediterraner ausgebaut ist.
8.) Fazit:
Ein vielleicht erst auf den zweiten Blick genialer, mediterraner Blumenduft mit erfrischendem Gewürz-Auftakt.
9.) Empfehlungen:
Unbedingte Testempfehlung. - Für einen Blindkauf ist dieser Duft wohl i.d.R. zu riskant, da ihm offensichtlich auch Ablehnung entgegenschlägt. Wer den o.g. Vergleichsduft, mediterrane Düfte und die Carthusia-DNA (d.h. den roten Faden aller Carthusia-Düfte) liebt, kann einen Blindkauf riskieren.
Der Duft ist für mich geschlechtslos/-unabhängig, ab 12 Grad Celsius und tagsüber, bei der Arbeit oder in der Freizeit tragbar. Als Abend- oder Ausgehduft taugt er höchstens im Hochsommer, ansonsten ist er dafür zu hell, lieblich und schwach.
Den Majoran rieche ich erst nach Kenntnis der Duftpyramide heraus. Dann allerdings ist er eindeutig wahrnehmbar. Aber das ist nicht schlimm, denn er verfliegt recht schnell, innerhalb von 15 bis 20 Minuten (bei Tragen auf der Haut, das Nicht-Haut-Experiment steht noch aus). Was man dann noch riecht, ist wohl die Lilie (in Verbindung mit Alpenveilchen und Jasmin).
Das riecht zwar ähnlich wie Majoran, aber lässt sich klar davon unterscheiden.
Der Majoran ist zu Recht nur in der Kopfnote angegeben. Durch die o.g. Ähnlichkeit von Majoran und Lilie geht die zitrische Gewürzpackung zu Beginn wunderbar gleitend in das Blumenbouquet über.
Vielleicht geht die z.T. vorhandene Kritik an diesem Duft auf die Ansicht zurück, der Majoran bliebe viel länger erhalten. Düfteindrücke sind zwar subjektiv und hängen von vielen Faktoren ab, jedoch bin ich mir sicher, spätestens nach 30 bis 45 Minuten nicht den Hauch von Majoran mehr zu riechen.
Eine würzige (und zitrisch-frische) Kopfnote zu erleben, macht Spaß. Dass danach Blumen kommen und alle Gewürznoten verschwinden, ist eine willkommene Abwechslung. Denn die sich ausschließlich im Gewürzregal tummelnden Düfte langweilen mich inzwischen in der Mehrzahl der Fälle.
2.) Ein Blumenherz:
Das Blumen-Bouquet des Herzens (und der Herzen...) riecht herrlich "unblütig-blumig". Das heißt, man wird hier nicht von pudrigen, atemraubenden Blümchen erschlagen. Dieser Dufteindruck erinnert eher an den Duft von Wasser in der Blumenvase. Wenn man der Vertriebs-Geschichte der Karthäuser auf Capri glaubt, löste ein solches "Duftwasser" ihre Parfüm-Aktivitäten aus. Bei "Caprissimo" ist dieses Bild auch hervorragend umgesetzt, aber mir drängt es sich bei Via Camerelle ebenfalls auf. Solche Blumendüfte sind auch für Herren bestens tragbar. Ich bin begeistert.
3.) Intensitätsverlauf und Haltbarkeit:
Die Kopfnote hält lang genug, um sich an ihr satt zu riechen. Dann lässt die Intensität nach, aber die Herznote hält sehr lange auf niedrigem, aber konstantem Niveau durch. Das ist ein sehr angenehmer, tragbarer/verträglicher Duftverlauf. Diesen Duft könnte man auch mehrere Tage hintereinander tragen, was bei aussagekräftigen Düften selten ist.
Die Haltbarkeit ist auf der Haut geringer als auf einem Teststreifen oder sonstwo. Der Duft bleibt dicht am Körper. Den Duft überzudosieren, ist nur hinsichtlich der Kopfnote möglich. Es bietet sich an, mehrmals am Tag nachzulegen, um nochmals die Kopfnote zu genießen und insgesamt mehr Volumen auf das Herz zu legen. Daher habe ich mir die 100-ml-Variante zugelegt und nicht den nur geringfügig günstigereren 50-ml-Flakon.
4.) Mediterraner Duft:
Eine mediterrane Assoziation zischt mir nach dem Aufsprühen sofort durch den Kopf. Hier handelt es sich zwar nicht um die gewöhnliche (im doppelten Sinn: die übliche und die auch schon sehr oft erlebte) mediterrane Note, aber die frische Leichtigkeit beamt einen sofort auf die Insel Capri. Das ist Urlaub zum Aufsprühen. Nach dem Aufsprühen gelingt es einem gerade noch, dem verdutzten Umfeld "Ich bin dann 'mal..." zuzurufen - und schon ist man weg.
5.) Abwesenheit aquatischer Noten:
Glücklicherweise buhlt hier keine aquatische Note um Frische-Eindrücke. Davon bin ich inzwischen nämlich ebenfalls gelangweilt. Für mich ist selbst ein kleiner Hauch von Aquatizität bestimmend für den Gesamteindruck. Einige Aquatics mag ich, aber das geht für mich nur ab und zu. Die Frische-Wirkung kommt hier vielmehr durch Zitrisches, Würziges und Blumiges (das o.g. Blumenwasser) zustande. So eine Frische lasse ich mir gefallen. Im Lichte dieser unaufgeregten, natürlichen Firsche können alle synthetischen Mainstream-Frischedüfte einpacken. Denn sie wirken wie das, was sie sind, und zwar hilflos-verzweifelte und grandios gescheiterte Chemie-Experimente.
6.) Ein verkanntes Kleinod:
Via Camerelle wird hier bei Parfumo völlig verkannt. Vielleicht ist es nicht der überwältigendste Duft der Welt, aber das Konzept ist einfallsreich und stellt ein stilsicheres Mittelding aus Unaufdringlichkeit und Gewagtheit dar.
Die Umsetzung ist ebenfalls souverän gelungen, den Karthäusern nehme ich die natürlichen Ingredenzien sofort ab. Da stockt der Atem keinen Augenblick lang (im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Düften), während man mit der Nase dicht am Handgelenk ganz tief Luft holt.
7.) Vergleichsduft:
Der Duft, der Via Camerelle meiner Ansicht nach am nächsten kommt, ist "For Him" von Narciso Rodriguez. Auch da gibt es eine wunderbar unblütige Blumigkeit, die dort jedoch dunkler, maskuliner und unmediterraner ausgebaut ist.
8.) Fazit:
Ein vielleicht erst auf den zweiten Blick genialer, mediterraner Blumenduft mit erfrischendem Gewürz-Auftakt.
9.) Empfehlungen:
Unbedingte Testempfehlung. - Für einen Blindkauf ist dieser Duft wohl i.d.R. zu riskant, da ihm offensichtlich auch Ablehnung entgegenschlägt. Wer den o.g. Vergleichsduft, mediterrane Düfte und die Carthusia-DNA (d.h. den roten Faden aller Carthusia-Düfte) liebt, kann einen Blindkauf riskieren.
Der Duft ist für mich geschlechtslos/-unabhängig, ab 12 Grad Celsius und tagsüber, bei der Arbeit oder in der Freizeit tragbar. Als Abend- oder Ausgehduft taugt er höchstens im Hochsommer, ansonsten ist er dafür zu hell, lieblich und schwach.
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