14.08.2023 - 08:56 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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Im Glück der Morgenröte
Roségold, eine dunklere und edlere Spielart des gelben Metalls, voller Wärme und schmeichelnder Anziehungskraft.
Um es zu tragen, bedarf es meist eines Anlasses, nicht einfach zu kleiden, es sei denn, man ist in der glücklichen Lage der exzentrischen Unbekümmertheit.
Die vorliegende Variante des legendären Santos ist auch dunkler und edler, ja sogar tiefer.
Zisch!
Das Präludium gleicht einer Ouvertüre, etliche Themen werden sogleich angespielt.
Ein abendlicher Lavendel wird in tiefgrünes Basilikum gekleidet, während die schwarze Wacholderbeere die Hesperiden einfängt, um ihre Kraft zu erhellen. Kontrastreich!
Sogleich gesellt sich ein changierendes Vetiver hinzu, sein Abbild im Roségold glättet alle Unebenheiten, schmückt ihn mit edlem Gewandt aus.
Der warm braune Muskat erfährt eine pfeffrige Leuchtkraft mit dem Eisenkraut, Goldfäden punktieren einen bereits edlen Stoff noch kostbarer.
Die Rosengeranie darf die Blüte des Abends spielen, smaragdfarben vom mächtigen Rosmarin und eingerahmt vom raren Metall.
Augenblicklich wird die Komposition eingenommen von dieser exquisiten Paarung eines raffinierten Patchoulis mit dem besten Teil des Kokosnussfleisches, jener Teil, der direkt an der braunen und faserigen Umhüllung sitzt. Nicht süßlich, nicht penetrant, vielmehr geschmeidig lasierend, die dunkle Pracht leuchten lassend.
Diese Eindrücke einer hochkomplexen Komposition werden sich abwechseln, miteinander spielen, sich stets begleiten. Keine Soli hier, die Gesamtheit ergibt das luxuriöse Bild.
Das Bild einer luxuriösen Nacht.
Er trägt den Duft mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit und versteht jede Nuance. Dieser Duft wird ihm eine Erkundungstour schenken, all dessen Eindrücke wird er in dieser prächtigen Komposition wiederfinden.
Die Sätze der dritten Symphonie von Camille Saint-Saëns, der Orgel-Symphonie, kann er ohne weiteres sich im Kopf abspielen lassen, er kennt jede Passage.
All die verschiedenen Themen, die Gegensätze, Allegri, Presti, Crescendi, nichts entgeht ihm, sie werden eins werden mit Duft und Bildern.
Er schaut auf seine Santos von Cartier in Roségold, ein Kleinod hoher Juwelierskunst und Ausdruck epochalen Entwurfs. Erfassbarer Luxus!
Doch die Zeit ist nicht wichtig im prosaischen Sinne.
Sein Spaziergang soll Raum und Zeit anders erfahrbar machen.
Was für eine Rolle soll schon die genaue Zeitbestimmung dieses Pariser Morgengrauens in kühler Stille und schummriger Dunkelheit spielen?
Welch ein Geschenk, die Zeitdimension schmückend zu tragen!
Ihm ist es erlaubt, beim edlen Müßiggang entlang des Seine Ufers die scheuen Liebenden der Nacht zu beobachten. Von steigenden Nebelschwaden des Flusses eingehüllt, verbergen sie tollpatschig ihre Umarmungen, verrenkten Küsse, entrückten Blicke.
Er lächelt und lauscht den fernen Anfangssätzen der Symphonie.
Leise aufbauend und doch bestimmend.
Er kann es zulassen, sich den Hemdkragen zu lockern, diesen herb markanten Duft in seiner wärmenden Pracht entströmen zu lassen und offen für Zärtlichkeiten zu sein.
Doch er geht weiter. Aus flüchtigen Liebeleien macht er sich nichts.
Und der Duft mahnt ihn zur Haltung.
Er steigt die lange Treppe zum Jardin des Tuileries hinauf. Zu dieser Stunde kann er unbekümmert die Voie Georges Pompidou überqueren, kaum ein vorbei brausendes Auto in Sicht.
Und dann bleibt er an der Allée Centrale zwischen dem runden und dem achteckigen Brunnenplatz stehen.
Der Duft erzählt ihm vom Ruhm vergangener Zeiten, als hier noch ein Teil des Schlosses stand.
Die Kontraste der Komponenten verdeutlichen ihm die kriegerischen Auseinandersetzungen mit all ihrer Zerstörungskraft, um dann doch in Friedenszeiten einen perfekten Garten zu gestallten.
Die Achse zum Triumphbogen versöhnt ihn mit dem Platz.
Weiter nun zum Ursprung.
Die Arkaden der Rue de Rivoli gleichen wartenden Laubengängen eines Lazaretts für Schutzsuchende. Doch sind es nur wenige, die im vergrauten Sandstein bedächtig ihrer Wege gehen.
Der Duft führt ihn weiter, zwingt ihn die Rue de Castiglione, wieder eine kriegerische Erinnerung, bis zur grandiosen Place Vendôme.
Und hier ist es, hier konzentriert sich alles, von hier aus strahlt es.
Der Duft wird imposanter.
Die Säule in der Mitte des viereckigen Platzes, die angewinkelten Ecken der umsäumenden klassischen Gebäude, diese kostbare Pracht spiegelt sich in seiner Uhr wider.
Ein Arkadien von Platz, welcher kaschiert achteckig konzipiert wurde. Jegliche Seiten harmonieren im Dialog miteinander, ihre Gegenspieler erstrahlen in architektonischer Eintracht. Eine Meisterleistung!
So wie der Duft selbst.
Die Vitrinen von Cartier sind nur mit der kargen nächtlichen Auslage geschmückt, doch das stört ihn nicht. Er weiß um die verborgenen Vermögen, die schiere Faszination der Edelsteine, deren Kraft die trennenden Wände überwindet.
Hier schlägt das Herz des preziösen Duftes.
Er erlaubt ihm, sich ungeniert die Eingänge der edlen Herbergen nebenan näher zu betrachten.
Die vertränten Kajalenttäuschungen ermüdeter Damen in feiner Abendgarderobe, die rasenden Blicke durchnächtigter Edelmänner mit profanen Absichten. Sie kehren wieder ein, um im luxuriösem Schutz wieder Ruhe zu finden.
Doch sein Glück ist es, als Außenstehender zu beobachten, zu verstehen.
Die Oberflächlichkeit des Prunkes mag hier eine Leere überdecken. Er verfällt aber nicht der Anziehungskraft des Scheins.
Denn in der aufkommenden Morgenröte wartet weitaus Größeres auf ihn.
Für Gefühlsraserei und plakativer Eitelkeit ist kein Platz in seinem Herzen.
Verstohlen verläßt er die Szenerie, biegt in die Rue des Capucines links ein und eilt zur Madeleine.
Er umkreist das majestätische Gebäude und bleibt an der Rue Royale vor dem Portikus stehen.
Und nun werden Duft und Symphonie eins.
Die mächtigen Orgelklänge offenbaren ihm die glorreiche Idee Griechenlands über Rom und hier in Paris fussfassend.
Er wird zum gottesfürchtigen Agnostiker, erhabenes Licht verdrängt die Angst, eine allumfassende Harmonie tritt an die Stelle einer Schrecken verbreitenden Vorstellung des Nicht Nennbaren, charakterisiert durch das blitzartige Hereinbrechen der Orgel.
Die imposante Kraft der Kräuter, das kognitive Begreifen des ritterlichen Vetivers, das edle Herz der Rosengeranie, das lasierte Patchouli voller Glanz, all das bündelt sich nun zu einem mächtigen Strahl.
Eine warme und zarte Umklammerung seiner linken Hand bestätigt das Einhalten der versprochenen Verabredung.
Langsam hebt er diesen unbezahlbaren Liebesbeweis hoch, läßt die kostbare Uhr unter der Hemdmanschette verschwinden und küsst zärtlich diesen pulsierenden Handrücken.
Er kann jetzt den Duft teilen.
Um es zu tragen, bedarf es meist eines Anlasses, nicht einfach zu kleiden, es sei denn, man ist in der glücklichen Lage der exzentrischen Unbekümmertheit.
Die vorliegende Variante des legendären Santos ist auch dunkler und edler, ja sogar tiefer.
Zisch!
Das Präludium gleicht einer Ouvertüre, etliche Themen werden sogleich angespielt.
Ein abendlicher Lavendel wird in tiefgrünes Basilikum gekleidet, während die schwarze Wacholderbeere die Hesperiden einfängt, um ihre Kraft zu erhellen. Kontrastreich!
Sogleich gesellt sich ein changierendes Vetiver hinzu, sein Abbild im Roségold glättet alle Unebenheiten, schmückt ihn mit edlem Gewandt aus.
Der warm braune Muskat erfährt eine pfeffrige Leuchtkraft mit dem Eisenkraut, Goldfäden punktieren einen bereits edlen Stoff noch kostbarer.
Die Rosengeranie darf die Blüte des Abends spielen, smaragdfarben vom mächtigen Rosmarin und eingerahmt vom raren Metall.
Augenblicklich wird die Komposition eingenommen von dieser exquisiten Paarung eines raffinierten Patchoulis mit dem besten Teil des Kokosnussfleisches, jener Teil, der direkt an der braunen und faserigen Umhüllung sitzt. Nicht süßlich, nicht penetrant, vielmehr geschmeidig lasierend, die dunkle Pracht leuchten lassend.
Diese Eindrücke einer hochkomplexen Komposition werden sich abwechseln, miteinander spielen, sich stets begleiten. Keine Soli hier, die Gesamtheit ergibt das luxuriöse Bild.
Das Bild einer luxuriösen Nacht.
Er trägt den Duft mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit und versteht jede Nuance. Dieser Duft wird ihm eine Erkundungstour schenken, all dessen Eindrücke wird er in dieser prächtigen Komposition wiederfinden.
Die Sätze der dritten Symphonie von Camille Saint-Saëns, der Orgel-Symphonie, kann er ohne weiteres sich im Kopf abspielen lassen, er kennt jede Passage.
All die verschiedenen Themen, die Gegensätze, Allegri, Presti, Crescendi, nichts entgeht ihm, sie werden eins werden mit Duft und Bildern.
Er schaut auf seine Santos von Cartier in Roségold, ein Kleinod hoher Juwelierskunst und Ausdruck epochalen Entwurfs. Erfassbarer Luxus!
Doch die Zeit ist nicht wichtig im prosaischen Sinne.
Sein Spaziergang soll Raum und Zeit anders erfahrbar machen.
Was für eine Rolle soll schon die genaue Zeitbestimmung dieses Pariser Morgengrauens in kühler Stille und schummriger Dunkelheit spielen?
Welch ein Geschenk, die Zeitdimension schmückend zu tragen!
Ihm ist es erlaubt, beim edlen Müßiggang entlang des Seine Ufers die scheuen Liebenden der Nacht zu beobachten. Von steigenden Nebelschwaden des Flusses eingehüllt, verbergen sie tollpatschig ihre Umarmungen, verrenkten Küsse, entrückten Blicke.
Er lächelt und lauscht den fernen Anfangssätzen der Symphonie.
Leise aufbauend und doch bestimmend.
Er kann es zulassen, sich den Hemdkragen zu lockern, diesen herb markanten Duft in seiner wärmenden Pracht entströmen zu lassen und offen für Zärtlichkeiten zu sein.
Doch er geht weiter. Aus flüchtigen Liebeleien macht er sich nichts.
Und der Duft mahnt ihn zur Haltung.
Er steigt die lange Treppe zum Jardin des Tuileries hinauf. Zu dieser Stunde kann er unbekümmert die Voie Georges Pompidou überqueren, kaum ein vorbei brausendes Auto in Sicht.
Und dann bleibt er an der Allée Centrale zwischen dem runden und dem achteckigen Brunnenplatz stehen.
Der Duft erzählt ihm vom Ruhm vergangener Zeiten, als hier noch ein Teil des Schlosses stand.
Die Kontraste der Komponenten verdeutlichen ihm die kriegerischen Auseinandersetzungen mit all ihrer Zerstörungskraft, um dann doch in Friedenszeiten einen perfekten Garten zu gestallten.
Die Achse zum Triumphbogen versöhnt ihn mit dem Platz.
Weiter nun zum Ursprung.
Die Arkaden der Rue de Rivoli gleichen wartenden Laubengängen eines Lazaretts für Schutzsuchende. Doch sind es nur wenige, die im vergrauten Sandstein bedächtig ihrer Wege gehen.
Der Duft führt ihn weiter, zwingt ihn die Rue de Castiglione, wieder eine kriegerische Erinnerung, bis zur grandiosen Place Vendôme.
Und hier ist es, hier konzentriert sich alles, von hier aus strahlt es.
Der Duft wird imposanter.
Die Säule in der Mitte des viereckigen Platzes, die angewinkelten Ecken der umsäumenden klassischen Gebäude, diese kostbare Pracht spiegelt sich in seiner Uhr wider.
Ein Arkadien von Platz, welcher kaschiert achteckig konzipiert wurde. Jegliche Seiten harmonieren im Dialog miteinander, ihre Gegenspieler erstrahlen in architektonischer Eintracht. Eine Meisterleistung!
So wie der Duft selbst.
Die Vitrinen von Cartier sind nur mit der kargen nächtlichen Auslage geschmückt, doch das stört ihn nicht. Er weiß um die verborgenen Vermögen, die schiere Faszination der Edelsteine, deren Kraft die trennenden Wände überwindet.
Hier schlägt das Herz des preziösen Duftes.
Er erlaubt ihm, sich ungeniert die Eingänge der edlen Herbergen nebenan näher zu betrachten.
Die vertränten Kajalenttäuschungen ermüdeter Damen in feiner Abendgarderobe, die rasenden Blicke durchnächtigter Edelmänner mit profanen Absichten. Sie kehren wieder ein, um im luxuriösem Schutz wieder Ruhe zu finden.
Doch sein Glück ist es, als Außenstehender zu beobachten, zu verstehen.
Die Oberflächlichkeit des Prunkes mag hier eine Leere überdecken. Er verfällt aber nicht der Anziehungskraft des Scheins.
Denn in der aufkommenden Morgenröte wartet weitaus Größeres auf ihn.
Für Gefühlsraserei und plakativer Eitelkeit ist kein Platz in seinem Herzen.
Verstohlen verläßt er die Szenerie, biegt in die Rue des Capucines links ein und eilt zur Madeleine.
Er umkreist das majestätische Gebäude und bleibt an der Rue Royale vor dem Portikus stehen.
Und nun werden Duft und Symphonie eins.
Die mächtigen Orgelklänge offenbaren ihm die glorreiche Idee Griechenlands über Rom und hier in Paris fussfassend.
Er wird zum gottesfürchtigen Agnostiker, erhabenes Licht verdrängt die Angst, eine allumfassende Harmonie tritt an die Stelle einer Schrecken verbreitenden Vorstellung des Nicht Nennbaren, charakterisiert durch das blitzartige Hereinbrechen der Orgel.
Die imposante Kraft der Kräuter, das kognitive Begreifen des ritterlichen Vetivers, das edle Herz der Rosengeranie, das lasierte Patchouli voller Glanz, all das bündelt sich nun zu einem mächtigen Strahl.
Eine warme und zarte Umklammerung seiner linken Hand bestätigt das Einhalten der versprochenen Verabredung.
Langsam hebt er diesen unbezahlbaren Liebesbeweis hoch, läßt die kostbare Uhr unter der Hemdmanschette verschwinden und küsst zärtlich diesen pulsierenden Handrücken.
Er kann jetzt den Duft teilen.
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