10.06.2014 - 08:16 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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20
Wie grün kann ein Duft sein: GRÜNGRÜNGRÜN?
Unkommentierte Düfte No. 39
Wie grün kann ein Duft sein - oder noch besser: wie grün darf ein Duft sein?
Grün die Flüssigkeit im Flakon, grün die Noten, die darin enthalten seien:
Absinth, auch wenn die Farbe der Flüssigkeit nicht auf einen Geschmacks- und Dufteindruck schließen lässt...
Pistazie und Mastix (also Pistazienbaumharz), auch wenn die Farbe der Blätter (die Nussfrucht selbst dürfte hier wohl nicht gemeint sein) in diesem Falle eher untergeordnete Bedeutung hat und Balsamisch-Harziges im Vordergrund stehen könnte...
Eisenkraut, Rosmarin und Lavendel, alle irgendwie auch grün, ein bisschen blau daneben, aber wen interessiert das schon...
Wer sich die Einzelgerüche der o.g. Inhaltsstoffe vor Augen hält, der wird bald ahnen, dass es sich durchweg um sehr krautig-bittere Töne handelt, die hier ganz bewusst nicht durch eine weiche Grundierung, etwa mit Vanille, Ambra oder Blüten, im Gleichgewicht gehalten werden - und das bedeutet, dieser Duft ist vor allem eins:
GRÜN
Genauer gesagt:
GRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜN
Wer das nicht mag, kann sich jetzt und hier verabschieden. Wer das (auch mal oder vor allem im Sommer) ganz reizvoll findet, der sollte sich auf die komplizierte Suche nach diesem Duft machen und ihn prüfen.
Was findet ein experimentierfreudiger Mensch beim Test?
Für mich roch das beim allerersten mal nach Wiese, und zwar nicht nach Aufdersommerwieseliegen, sondern nach Durchfrischgemähtewiesegehen.
Wiese - oder mangels Blüten besser vielleicht noch Rasen - riecht ja anders, wenn er frisch gemäht ist. Dann erst nimmt man das ganz und gar GRÜNE besonders gut war, weil sich der Geruch des Grases mit dem ausgetretenen Pflanzensaft der Gräser mischt. Ich finde das schon mal sehr reizvoll und harre geduldig, was da noch kommen mag.
Bei einer zweiten Annäherung an den Duft wird mir eigentlich mehr und mehr klar, dass es zunächst der charakteristische Geruch des Lavendels ist, der für mich eine Ähnlichkeit mit frisch gemähten Gräsern hat, sicherlich herber noch ist, auch über eine durchdringende Frische und Schärfe verfügt, weshalb er schließlich vor allem in Herrendüften bis heute so beliebt ist oder aber als traditionelles, erfrischendes Wäsche- und Hausspray Verwendung findet.
Auch nach einiger Entwicklung bleibt es weiter krautig (Rosmarin) und grün, obgleich ich einen an und für sich charakteristischen Bestandteil nicht herausriechen kann: das Eisenkraut.
Bei der Angabe von Eisenkraut muss man eigentlich immer vorsichtig sein. Zumeist ist dabei Verbene / Verveine gemeint, also die Zitronenverbene, die so riecht, wie sie heißt, und in vielen Düften, aber gerne auch in Teezubereitungen vorkommt. Denkbar wäre, dass hier wegen des offenbaren Fehlens von Zitronengerüchen das echte Eisenkraut gemeint ist, das nicht zitronig riecht, für mich hier aber in keiner Weise differenzierbar ist. Sei‘s drum.
Mastixharz, das harzig und leicht nach Pistazie riecht, von mir sehr geschätzt wird und mir jüngst in Aesop Mystra so gut gefiel, bleibt hier angesichts des grünen Overkills in Deckung; man könnte sich allenfalls eine leichte harzig-balsamische Grundierung einbilden, während das Gehirn gleichmäßig WIESEWIESEWIESE und GRÜNGRÜNGRÜN wiederholt.
Wo bleibt die Grüne Fee, der Absinth? Auch die ist ja aus Wermut, Anis und Fenchel gemischt, somit auch bitter-grün, und dürfte sich daher recht unauffällig in den Reigen der dominanteren Grüntöne einreihen. Die Nennung kann sicherlich nichts schaden, hatte doch vor einigen Jahren der Absinth wegen seines düster-legendären Rufs und der Fama, Absinthkonsum schädige die Gesundheit schwer, erneut zweifelhafte Popularität gewonnen. Dazu beigetragen hatte sicherlich auch die Reihe der Absinth-Trinker aus der Bohème des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, zu denen Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Ernest Hemingway, Oscar Wilde und Vincent van Goth gehörten. Nicht die schlechteste Referenz für ein Kultgetränk. Die gesundheitlichen Schäden, die sich einige der Damen und Herren um die Zeit der Jahrhundertwende zuzogen, hatte gleichwohl weniger mit dem Getränk an sich als mit der minderwertigen Qualität des seinerzeit verwendeten Alkohols zu tun. Die Legenden um das Getränk aber bleiben.
Buchen wir also die bittere Absinthnote unter „könnte drin sein“ und „hört sich gut an“ bzw. „passt zum bitter-grünen Grundgerüst“ ab und wenden wir uns wieder dem klar Erkennbaren zu.
Und das bleibt in unglaublich hartnäckiger Weise GRÜNGRÜNGRÜN. Wer bei heißem Wetter und tropischen Temperaturen Sehnsucht nach diesem Geruch nach frischem, kühlem grünen Gras hat und diese Note als Alternative zu Zitronen-, Orangen- oder bergamotteschwangeren Sommerdüften akzeptieren kann, vielleicht sogar auf der Suche nach einem alternativen grün-kühlen Sommerduft ist, der könnte hier fündig werden.
Ich bin angesichts der grün-kühlen Sommeralternative, der mehr als ordentlichen Haltbarkeit und grünguten Sillage sowie dem wunderbaren Flakon mit dem funkelnden Grün im Inneren sehr angetan und schwanke zwischen 80 und 90 grünen Punkten. über den Preis verliere ich schamgrün keine weiteren Worte. Wir wollen kein Wasser in den Absinth gießen.
Was bleibt ist GRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜN
Wie grün kann ein Duft sein - oder noch besser: wie grün darf ein Duft sein?
Grün die Flüssigkeit im Flakon, grün die Noten, die darin enthalten seien:
Absinth, auch wenn die Farbe der Flüssigkeit nicht auf einen Geschmacks- und Dufteindruck schließen lässt...
Pistazie und Mastix (also Pistazienbaumharz), auch wenn die Farbe der Blätter (die Nussfrucht selbst dürfte hier wohl nicht gemeint sein) in diesem Falle eher untergeordnete Bedeutung hat und Balsamisch-Harziges im Vordergrund stehen könnte...
Eisenkraut, Rosmarin und Lavendel, alle irgendwie auch grün, ein bisschen blau daneben, aber wen interessiert das schon...
Wer sich die Einzelgerüche der o.g. Inhaltsstoffe vor Augen hält, der wird bald ahnen, dass es sich durchweg um sehr krautig-bittere Töne handelt, die hier ganz bewusst nicht durch eine weiche Grundierung, etwa mit Vanille, Ambra oder Blüten, im Gleichgewicht gehalten werden - und das bedeutet, dieser Duft ist vor allem eins:
GRÜN
Genauer gesagt:
GRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜN
Wer das nicht mag, kann sich jetzt und hier verabschieden. Wer das (auch mal oder vor allem im Sommer) ganz reizvoll findet, der sollte sich auf die komplizierte Suche nach diesem Duft machen und ihn prüfen.
Was findet ein experimentierfreudiger Mensch beim Test?
Für mich roch das beim allerersten mal nach Wiese, und zwar nicht nach Aufdersommerwieseliegen, sondern nach Durchfrischgemähtewiesegehen.
Wiese - oder mangels Blüten besser vielleicht noch Rasen - riecht ja anders, wenn er frisch gemäht ist. Dann erst nimmt man das ganz und gar GRÜNE besonders gut war, weil sich der Geruch des Grases mit dem ausgetretenen Pflanzensaft der Gräser mischt. Ich finde das schon mal sehr reizvoll und harre geduldig, was da noch kommen mag.
Bei einer zweiten Annäherung an den Duft wird mir eigentlich mehr und mehr klar, dass es zunächst der charakteristische Geruch des Lavendels ist, der für mich eine Ähnlichkeit mit frisch gemähten Gräsern hat, sicherlich herber noch ist, auch über eine durchdringende Frische und Schärfe verfügt, weshalb er schließlich vor allem in Herrendüften bis heute so beliebt ist oder aber als traditionelles, erfrischendes Wäsche- und Hausspray Verwendung findet.
Auch nach einiger Entwicklung bleibt es weiter krautig (Rosmarin) und grün, obgleich ich einen an und für sich charakteristischen Bestandteil nicht herausriechen kann: das Eisenkraut.
Bei der Angabe von Eisenkraut muss man eigentlich immer vorsichtig sein. Zumeist ist dabei Verbene / Verveine gemeint, also die Zitronenverbene, die so riecht, wie sie heißt, und in vielen Düften, aber gerne auch in Teezubereitungen vorkommt. Denkbar wäre, dass hier wegen des offenbaren Fehlens von Zitronengerüchen das echte Eisenkraut gemeint ist, das nicht zitronig riecht, für mich hier aber in keiner Weise differenzierbar ist. Sei‘s drum.
Mastixharz, das harzig und leicht nach Pistazie riecht, von mir sehr geschätzt wird und mir jüngst in Aesop Mystra so gut gefiel, bleibt hier angesichts des grünen Overkills in Deckung; man könnte sich allenfalls eine leichte harzig-balsamische Grundierung einbilden, während das Gehirn gleichmäßig WIESEWIESEWIESE und GRÜNGRÜNGRÜN wiederholt.
Wo bleibt die Grüne Fee, der Absinth? Auch die ist ja aus Wermut, Anis und Fenchel gemischt, somit auch bitter-grün, und dürfte sich daher recht unauffällig in den Reigen der dominanteren Grüntöne einreihen. Die Nennung kann sicherlich nichts schaden, hatte doch vor einigen Jahren der Absinth wegen seines düster-legendären Rufs und der Fama, Absinthkonsum schädige die Gesundheit schwer, erneut zweifelhafte Popularität gewonnen. Dazu beigetragen hatte sicherlich auch die Reihe der Absinth-Trinker aus der Bohème des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, zu denen Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Ernest Hemingway, Oscar Wilde und Vincent van Goth gehörten. Nicht die schlechteste Referenz für ein Kultgetränk. Die gesundheitlichen Schäden, die sich einige der Damen und Herren um die Zeit der Jahrhundertwende zuzogen, hatte gleichwohl weniger mit dem Getränk an sich als mit der minderwertigen Qualität des seinerzeit verwendeten Alkohols zu tun. Die Legenden um das Getränk aber bleiben.
Buchen wir also die bittere Absinthnote unter „könnte drin sein“ und „hört sich gut an“ bzw. „passt zum bitter-grünen Grundgerüst“ ab und wenden wir uns wieder dem klar Erkennbaren zu.
Und das bleibt in unglaublich hartnäckiger Weise GRÜNGRÜNGRÜN. Wer bei heißem Wetter und tropischen Temperaturen Sehnsucht nach diesem Geruch nach frischem, kühlem grünen Gras hat und diese Note als Alternative zu Zitronen-, Orangen- oder bergamotteschwangeren Sommerdüften akzeptieren kann, vielleicht sogar auf der Suche nach einem alternativen grün-kühlen Sommerduft ist, der könnte hier fündig werden.
Ich bin angesichts der grün-kühlen Sommeralternative, der mehr als ordentlichen Haltbarkeit und grünguten Sillage sowie dem wunderbaren Flakon mit dem funkelnden Grün im Inneren sehr angetan und schwanke zwischen 80 und 90 grünen Punkten. über den Preis verliere ich schamgrün keine weiteren Worte. Wir wollen kein Wasser in den Absinth gießen.
Was bleibt ist GRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜNGRÜN
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