30.05.2023 - 13:28 Uhr
Parma
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Parma
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27
Stil
Matilde Laurent arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten als Hausparfümeurin bei Cartier. Ausgebildet bei Guerlain, entwarf und entwirft sie immer wieder wunderbare, eigenständige Düfte (z.B. ‚Déclaration d‘un soir‘, ‚L‘Envol‘, ‚Baiser Volé‘, die Neuinterpretation von ‚Panthère“), die oft etwas unter dem Radar laufen, da sie sich nicht den aktuellen Modeströmungen anbiedern, sondern klassisch komponiert, mit guten Rohstoffen und dem bedachtem Einsatz neuer, rein synthetischer Aromen aufwarten und dadurch Zeitlosigkeit ausstrahlen. Diesem „Credo“ frönt Matilde Laurent in den Exklusiv-Reihen noch einmal besonders konzentriert. Ihren Düften wohnt dort ein Purismus und eine unverstellte, einfache Schönheit inne, die schnell übersehen werden kann, da sie nicht lauthals schreit. Ganz nach dem Motto Coco Chanels, dass Mode vergeht, Stil aber bleibt.
Einen kritischen Einschub zu meinen Ausführungen muss ich allerdings bezüglich der Les Heures Voyageuses-Reihe machen, die ausnahmslos aus Oud-Düften besteht und zu der auch ‚Oud Vanillé‘ gehört: Der Bestandteil ist natürlich ein im Westen im letzten Jahrzehnt stark aufgekommenes und mittlerweile fast „totgerittenes“ Modethema. Insofern folgt Cartier hier unverhohlen einem Trend, aber die Umsetzung geschieht vor dem Hintergrund des genannten „Credos“. Dadurch behält die Mode ihren vertrauten, gewohnten Stil.
Unter dieser Prämisse ist auch ‚Oud Vanillé‘ entstanden. Er wirkt filigran und elegant, ist unaufgeregt und sehr tragbar. Der Titel beschreibt ihn übrigens schon fast vollständig, denn mehr als diese beiden Bestandteile nehme ich nicht wahr. In der Abstrahlung würde ich ihn als holzig-würzigen Vanilleduft beschreiben, der mich an der Geruch einer leicht gesüßten Vanilleschote erinnert. Dabei ist er weder besonders süß, noch weist er die deutliche „Fäkalität“ von Oud auf, die die meisten wahrscheinlich mit diesem Inhaltsstoff assoziieren. Trotz dieser reduzierten Formensprache empfinde ich ihn nicht als eintönig, da die Zutaten fein dosiert und – zumindest was das Oud angeht – nuanciert sind.
Wenn man ihn nämlich nah an der Haut riecht, so erscheint er vor allem zu Beginn, wenn das Harz des Adlerbaums noch im Vordergrund steht, medizinisch, krautig, holzig, leicht fäkalisch und dezent Rum-ähnlich bitteralkoholisch. Umgeben von einer zarten, pudrigen Süße. Die Oud-Note kommt mir dort wie ein „Keller“-Patchouli vor, nur nicht so erdrückend muffig, sondern deutlich lichter. Es ist zudem eine eher westliche Interpretation, denn man spürt nur unterschwellig eine animalische Nuance. Sie verhält sich in etwa wie kräftiges, stalliges Oud, welches nach Tagen nur noch als Ahnung auf der Haut liegt. Ob hier echtes verwendet wurde, kann ich nicht beurteilen.
Die Vanille zeigt sich in dieser Phase noch sehr im Hintergrund und entwickelt erst langsam eine leichte Dominanz. Ich nehme sie als süßlich und zart pudrig wahr. Laut Cartier ist hier Vanillin verbaut, keine echte Vanille (was man bei dem Preis allerdings erwarten dürfte, finde ich). Mit Augenmaß eingesetzt sorgt es für genügend Grundsüße, um das Parfum gefällig zu machen, ohne Nuancen zu überdecken. Mir wird es im späteren Verlauf jedoch einen Tick zu süßlich, wobei meine Grenze diesbezüglich schnell erreicht ist. Den Einsatz einer echten Vanille hätte ich deshalb bevorzugt.
Obwohl ich die Noten Oud und Vanille an mir nicht mag, habe ich mit diesem Duft nicht das Gefühl etwas „Falsches“ zu tragen. Hier stört mich, bis auf die leicht übersteuernde Süße, nichts. Keine künstlichen Aromachemie-Anwandlungen, kein Holpern, kein Kratzen, keine Effekte. Stil fast in Vollendung. Ich denke, dass die ausgesprochen understatete, feingliedrige Komposition in Kombination mit den guten Inhaltsstoffen diesen Effekt erzielt. Dabei erhalte ich einen ähnlichen Trageeindruck wie beim ‚Cuir Beluga‘, der aus meiner Sicht ebenfalls beide Charakteristika in besonderer Weise erfüllt.
Wie es einer reinen Parfumkonzentration zu eigen ist, ist die Abstrahlung dabei dezent. Dafür ist der Duft sehr lange ohne Anstrengung wahrnehmbar.
Zum Test empfohlen sei er allen Vanille-Fans, die einen Hauch von Animalik abkönnen. Sie finden hier einen eleganten, zurückhaltenden Vertreter. Oud-Liebhaber*innen wird er wahrscheinlich zu gezähmt und vanillelastig sein. Diese könnten allerdings bei der Ausgabe für den arabischen Markt fündig werden, die laut Cartier-Boutiquemitarbeiterin eine deutlich höhere Oud-Konzentration aufweist.
Einen kritischen Einschub zu meinen Ausführungen muss ich allerdings bezüglich der Les Heures Voyageuses-Reihe machen, die ausnahmslos aus Oud-Düften besteht und zu der auch ‚Oud Vanillé‘ gehört: Der Bestandteil ist natürlich ein im Westen im letzten Jahrzehnt stark aufgekommenes und mittlerweile fast „totgerittenes“ Modethema. Insofern folgt Cartier hier unverhohlen einem Trend, aber die Umsetzung geschieht vor dem Hintergrund des genannten „Credos“. Dadurch behält die Mode ihren vertrauten, gewohnten Stil.
Unter dieser Prämisse ist auch ‚Oud Vanillé‘ entstanden. Er wirkt filigran und elegant, ist unaufgeregt und sehr tragbar. Der Titel beschreibt ihn übrigens schon fast vollständig, denn mehr als diese beiden Bestandteile nehme ich nicht wahr. In der Abstrahlung würde ich ihn als holzig-würzigen Vanilleduft beschreiben, der mich an der Geruch einer leicht gesüßten Vanilleschote erinnert. Dabei ist er weder besonders süß, noch weist er die deutliche „Fäkalität“ von Oud auf, die die meisten wahrscheinlich mit diesem Inhaltsstoff assoziieren. Trotz dieser reduzierten Formensprache empfinde ich ihn nicht als eintönig, da die Zutaten fein dosiert und – zumindest was das Oud angeht – nuanciert sind.
Wenn man ihn nämlich nah an der Haut riecht, so erscheint er vor allem zu Beginn, wenn das Harz des Adlerbaums noch im Vordergrund steht, medizinisch, krautig, holzig, leicht fäkalisch und dezent Rum-ähnlich bitteralkoholisch. Umgeben von einer zarten, pudrigen Süße. Die Oud-Note kommt mir dort wie ein „Keller“-Patchouli vor, nur nicht so erdrückend muffig, sondern deutlich lichter. Es ist zudem eine eher westliche Interpretation, denn man spürt nur unterschwellig eine animalische Nuance. Sie verhält sich in etwa wie kräftiges, stalliges Oud, welches nach Tagen nur noch als Ahnung auf der Haut liegt. Ob hier echtes verwendet wurde, kann ich nicht beurteilen.
Die Vanille zeigt sich in dieser Phase noch sehr im Hintergrund und entwickelt erst langsam eine leichte Dominanz. Ich nehme sie als süßlich und zart pudrig wahr. Laut Cartier ist hier Vanillin verbaut, keine echte Vanille (was man bei dem Preis allerdings erwarten dürfte, finde ich). Mit Augenmaß eingesetzt sorgt es für genügend Grundsüße, um das Parfum gefällig zu machen, ohne Nuancen zu überdecken. Mir wird es im späteren Verlauf jedoch einen Tick zu süßlich, wobei meine Grenze diesbezüglich schnell erreicht ist. Den Einsatz einer echten Vanille hätte ich deshalb bevorzugt.
Obwohl ich die Noten Oud und Vanille an mir nicht mag, habe ich mit diesem Duft nicht das Gefühl etwas „Falsches“ zu tragen. Hier stört mich, bis auf die leicht übersteuernde Süße, nichts. Keine künstlichen Aromachemie-Anwandlungen, kein Holpern, kein Kratzen, keine Effekte. Stil fast in Vollendung. Ich denke, dass die ausgesprochen understatete, feingliedrige Komposition in Kombination mit den guten Inhaltsstoffen diesen Effekt erzielt. Dabei erhalte ich einen ähnlichen Trageeindruck wie beim ‚Cuir Beluga‘, der aus meiner Sicht ebenfalls beide Charakteristika in besonderer Weise erfüllt.
Wie es einer reinen Parfumkonzentration zu eigen ist, ist die Abstrahlung dabei dezent. Dafür ist der Duft sehr lange ohne Anstrengung wahrnehmbar.
Zum Test empfohlen sei er allen Vanille-Fans, die einen Hauch von Animalik abkönnen. Sie finden hier einen eleganten, zurückhaltenden Vertreter. Oud-Liebhaber*innen wird er wahrscheinlich zu gezähmt und vanillelastig sein. Diese könnten allerdings bei der Ausgabe für den arabischen Markt fündig werden, die laut Cartier-Boutiquemitarbeiterin eine deutlich höhere Oud-Konzentration aufweist.
Anmerkung:
Die Preis-Diskussion kann abschließend natürlich wieder geführt werden, ist für mich jedoch an dieser Stelle müßig, da jede*r individuelle Bewertungskriterien und -maßstäbe anlegt. Dass Parfum im Schnitt überteuert ist - wie wahrscheinlich alle "Luxusgüter" - kann sicher als gegeben angesehen werden. Objektiv lässt sich auf jeden Fall festhalten, dass 75 ml dieses puren Parfums (aus meiner Sicht Extrait-Konzentration, da lasse ich mich aber gerne berichtigen) aktuell 345 € kosten (Stand Mai 2023).
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