1881 Black 2006

Plainsong
11.01.2015 - 17:34 Uhr
18
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Basically unterbewertet

Ich bin nicht in Bayern großgeworden, ich lebe nur dort. Und wenn sich hier eines durch viele Haushalte durchzieht, die ich bisher kennen lernen durfte, dann sind das: Holzöfen. Die habe ich wirklich erst hier zum ersten Mal in Aktion gesehen, und ich bewundere jeden, der mit gesammelter Konzentration und voller Hingabe Holzscheite in den Ofen schiebt. Wie unglaublich männlich: Ich bin ein Mann, ich habe Feuer gemacht.
Genau nach diesem Holzscheite-in-den-Ofen schieben riecht 1881 Black. Für die Namensgebung sollte man die Verantwortlichen in den Herrgottswinkel nageln – ich hätte bei der allzunahen Verwandtschaft mit Cerruti 1881 an ähnlich spülwasseriges gedacht – aber die vereinzelten, euphorischen Kommentare hier haben mich in Verbindung mit dem Spottpreis zu einem Blindkauf verleitet. Und was für ein Blindkauf!
Vom ersten Moment an umweht einen ein zartrauchiges Aroma – so richtig kann ich einen Duftverlauf gar nicht ausmachen. Die Basisnote umspielt von Anfang an recht dominant den Hals und die Nase, drängt sich aber nie auf - Marzipoud ist eine reichlich gelungene, weil dezente Kombination.
Vom Dunklen, Schwarzen fühle ich mich ja ohnehin sehr angezogen. Aber 1881 Black ist neben Body Kouros der einzige Duft, der den Reiz daran mit Seele füllt. Black sun von Salvador Dali ist reiner Etikettenschwindel, Aigner Black und Encre Noire sind humorlose Gesellen, deren staubige Trockenheit ich an wenigen Tagen im Herbst unersetzlich schätze – aber Schattenhaftes mit Seele zu füllen, gelingt nur wenigen. Und 1881 Black gelingt das spielend. Schwere Süße in Verbindung mit einer Bastion umsorgender Männlichkeit - ein wundervoller Kontrapunkt zur Nasenkirmes. Wenn ich nicht aufpasse, macht mich dieser Duft aus Versehen noch konservativ.
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