Bleu de Chanel Chanel 2010 Eau de Toilette

Heute morgen, im duty free shop am Flughafen Tegel in Berlin, da stand er nun, der neue Männerduft von Chanel: dunkler, minimalistischer schnörkelloser Flakon, zu schwarz um blau zu sein, zu blau um schwarz zu sein. Ein vielversprechender visueller Eindruck und die damit verbundene fast bange Frage: Sollte es nach all den "Bleus" und "Blues" die auf den Markt geworfen wurden, dem renommierten Haus Chanel endlich gelungen sein den veritablen blauen Duft geschaffen zu haben? Sieht man auf die Meilensteine der Herrendüfte von Chanel, "pour monsieur", "antaeus", "egoïste", Meilensteine die im wahrsten Sinne des Wortes und die mit Recht zu Klassikern avanciert sind, weil sie eben Klasse haben-den Ausrutscher Allure mit all seinen Deklinationen lassen wir mal außen vor - so war wie gesagt, meine Erwartung groß. Ich musste mir das EdT aufsprühen und wurde leider total enttäuscht. Statt einer "Rhapsody in blue" ein seichter Donauwalzer, weichgespült und weichgeklopft. Ein nichtssagendes weiteres Duftwässerchen unter vielen anderen, angenehm, nicht aneckend oder gar richtungsweisend. Die Mühe einer Duftbeschreibung möchte ich mir nicht machen; man lese einfach diejenigen all der "bleus" und "blues", mische das Ganze und errechne den Durchschnitt. Bleu de Chanel hat keinen eigenen Charakter. Ich bin einfach sprachlos!

Ich zitiere ganz einfach aus dem im übrigen exzellenten Kommentar von Profumo zu Allure: "Nach dem kommerziellen Desaster mit Egoïste, wollte man bei Chanel partout kein Risiko mehr eingehen."

Nun, man darf mit Bleu de Chanel diese Geschäftsmaxime nach Allure ein leider ein weiteres Mal bestätigt sehen. Nachdem man dem großen Jacques Polge, Parfumeur des Hauses Chanel, nach Egoiste die Daumenschrauben angelegt hat und anscheinend immer noch nicht gelockkert hat, geht nach Allure nun mit Bleu de Chanel die Spirale weiter abwärts. Mademoiselle Chanel dreht sich im Grabe um.

Epilog: Nicht weit vom Regal mit Bleu de Chanel stand Terre d'Hermes, auf dieser Seite oft gelobt. Aufsprühen, tatsächlich nicht schlecht, schöne Dufentwicklung. Gekauft, sozusagen eine kleine Entschädigung für das Debakel mit Chanel.