Gardénia (Parfum) von Chanel
Les Exclusifs de Chanel

Gardénia 1925 Parfum

Pneumatos
01.10.2024 - 16:44 Uhr
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Noblesse oblige

Auf meiner Reise durch die Gefilde der großen Chanel Extrait-Klassiker entging "Gardénia" bislang meiner Aufmerksamkeit. Schade, aber auch kein Wunder: Nirgends beworben, auf Parfum-Börsen höchst selten anzutreffen, und wenn dann unerschwinglich teuer, und auch diese Seite stellt bislang nur wenig Eindrücke zur Verfügung. Wäre da nicht Youtubes Chanel-Experte "Dacob", ich wäre diesem Schatz nie nähergekommen.

Auf seine Anregung hin habe ich die seltene Gardenie hier vor einer Weile im Souk entdeckt und mich sogleich ungeachtet des hohen Anschaffungswerts auf den Restflakon gestürzt. Ein erster Riecheindruck vermittelte hohe chanel'sche Kunst, Qualität, Vornehmheit. Der Flakon wanderte schnell ins kühl-dunkle Lager... und geriet in Vergessenheit. Aus einer Laune heraus beschloss ich kürzlich, ihn ins Theater zu eleganterer Kleidung zu tragen. Extraits trage ich bei neueren Formulierungen gerne etwas stärker an den von Mlle. Chanel empfohlenen Stellen auf, um mehr Eindruck vom Duft zu bekommen.

Die Kopfnote offenbart dabei beachtliche Kraft und bringt einen aparten, hocheleganten, blumig-edlen Strauß aus Tuberose, Jasmin und zarter Orangenblüte aufs Tableau. Zu meiner Schande muss ich gestehen, nie eine echte Gardenie gesehen, noch ihren Geruch wahrgenommen zu haben. Meine Recherche dazu ergab, dass ihr Duft dem der Tuberose ähnle. Wie oft bei Chanel haben Blüten dabei einen naturalistischen Anklang, bleiben aber letztlich abstrakt - wie ein Eindruck der Natur, aber interpretiert durch die Nase von Ernest Beaux. Angenehm ist, dass trotz der leicht ins Indolische kippenden Tuberose und Jasmin hier Frische vorherrscht. "Grün" ist sicherlich kein Duft, aber eine Assoziation, die gleich bekomme.

Insgesamt finde ich den Duft in seiner weiteren Entwicklung überwiegend linear. (Das alte) Chanel wäre jedoch nicht Chanel, wären nicht noch weitere Ebenen hineinkomponiert, die den Verlauf begleiten. Sanft holzige Facetten ergänzen den langsam blasser, aber absolut nicht welk, werdenden Blumenstrauß. Patchouli, unglaublich dezent, klingt an sowie die leicht frische Note des Vetiver, welche der Gardenie gleichsam einen Unterbau, einen Stiel und begleitendes Blattwerk verleiht. Am Ende der Duftreise ist man die Gardenie gleichsam "hinunter gegangen" und zart holzige Noten mischen sich hinzu. Moschus und Vanille, oft Gestalten aus der Geisterbahn manch heutiger Düfte, kann ich nur ahnen und geben wohl eine gewisse Rundung. Sandelholz, von mir sehr geliebt (ach "Bois des Îles"!), adelt den Duft.

Überhaupt vermittelt der Duft hohe Eleganz und damit zugleich Distanziertheit bei einer unterschwelligen, heiteren Ruhe. Bei welcher Gelegenheit kann man ihn tragen? Gute Frage! Ein passender Anlass will mir nicht so recht einfallen, ebenso wie potentielle Trägerinnen und Träger unserer Zeit. Vielleicht ist er auch etwas aus dieser, unserer Zeit gefallen, in der Vornehmheit und Adel allenfalls Zitate vergangener Zeiten zu sein scheinen.

Für mich bleibt er künftig ein höchst privates Vergnügen. Auch nach Stunden noch auf der Kleidung, weniger der Haut, wahrzunehmen kann ich dem beschriebenen Gefühl etwas nachhängen und mich daran freuen, noch seine Bekanntschaft gemacht haben zu dürfen. Die 15ml-Flakons sind nun Geschichte, und Chanel hat das "Adel verpflichtet" nun auf seine Weise interpretiert und fertigt "Gardénia" und andere Extrait-Klassiker künftig wohl nur noch für die passende Klientel, den (Geld-)Adel dieser Welt an. Schön, dass ich noch den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben scheine! Wer ihm begegnet, genieße und schwelge! ;)
1 Antwort
KyaraKyara vor 11 Tagen
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In den Genuss, diesen seltenen Duft zu testen, bin ich noch nicht gekommen. Was bin ich froh, dass ich den ein oder anderen 15 ml-Flakon eines Chanel Extraits in meinem Schrank habe :-). Mir war noch gar nicht aufgefallen, dass Chanel hier das eigene Sortiment auf diese Art und Weise "angepasst" hat ;-).