Les Exclusifs de Chanel

Sycomore 2016 Eau de Parfum

Version von 2016
DarkWinterCS
22.05.2023 - 06:01 Uhr
14
Top Rezension
9
Preis
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

007 - Im Auftrag ihres Vetivers

Lange habe ich mich zurückgehalten. Fokussiert und konzentriert auf diesen Moment, auf einen Duft der vieles, wenn nicht sogar ALLES in meiner Wahrnehmung ändert.
Rezensionen sollen von mir nur noch zu den speziellen Düften kommen. Diese, die positive Erinnerungen hervorholen, besonders für meine weitere Entwicklung waren und sind, ansonsten alles in Kurzfassung aka Statements.
Dass nun genau dieser Sycomore (2016) Eau de Parfum dies als nächstes erreicht, verwunderte, überraschte mich. Denn die Düfte der Marke werden vorrangig durch alle möglichen Begleiterscheinungen der „Bleu de Chanel“-Reihe dominiert. Wenn man an Chanel denkt, dann direkt an die frischen Vertreter, die ein Genre und die komplette Duftlandschaft geprägt haben. Dabei weiß ich doch selbst genau, dass dahinter so viel mehr schlummert. So konnte mich vor einiger Zeit auch Le Lion de Chanel überzeugen, auch wenn die knarzige Auslegung mittlerweile nicht mehr meinen Geschmack folgt.

Der zweite, noch viel überraschendere Grund. Sycomore ist ein Vetiver-Duft. Wer mich und meinen Blog zur Duftnote kennt, weiß, ich bin nicht gerade ein Verfechter jener Note und es gibt nur einen erlauchten Kreis von Kreationen, die meinen Ansprüchen mit dieser Note als Hauptkomponente genügt. Dark Lord Ex Tenebris Lux, der vordergründig mit einem bestimmten Teil des Vetiver-Stoffes spielt und Vétiver Extraordinaire waren die beiden, die noch in gewisser Weise mein Duftherz für die Note am Leben hielten. Doch für den letzten entscheidenden Schritt waren auch diese nicht gut genug.
Es ist nicht so, dass ich zu wenige Düfte mit der Note probiert hätte. Jedoch wird in meinem Blog mein persönliches Problem recht gut geschildert.

Warum Sycomore ?

Sicherlich ist diese Frage nicht komplett unberechtigt. So ist dieser Chanel doch eigentlich recht urtypisch für diese Kategorie und das Eau de Toilette gilt bis heute als einer der urtypischsten und kernigsten Vertreter des Duftstoffes.
Ich muss zugeben, die Entscheidung für den Test fiel nicht unbedingt einfach. Nicht nur, da ich sonst beim Namen Chanel keine Luftsprünge mache, sondern weil ich mit Vetiver ein Thema angehe, welches für mich abgeschlossen war. Sicherlich testet man immer mal wieder etwas in der Hoffnung noch etwas schönes zu finden, die Trefferquote war aber meist eher miserabel (siehe St. Vetyver). Aber es bestand nun mal die Möglichkeit im Zuge eine Probentauschs das Ganze etwas zu begutachten.

Nachdem ich mich etwas informierte, merkte ich, wie die Neugier und Faszination in mir aufkam, da sämtliche Quellen von einem sehr schönen und eher untypischen Vetiver sprachen, der sich besonders durch eine gewisse Wärme auszeichnete. Ich habe mich also quasi selbst in einen Hypretrain gesetzt.
Jedoch hatte ich im Hinterkopf, diese Klassiker oder klassischen DNAs sind gar nicht mehr so weit weg von meinem Geschmack. In den letzten Monaten konnte ich einige Düfte aus der Richtung für mich entdecken und besonders Lavendel schaffte es in bestimmten Kombinationen immer mal an meinen Hals. Mein Geschmack entwickelte sich weiter und dies war recht deutlich. Sicherlich hat das Alter auch seine Schuld, jedoch ermöglichten mir einige mir unbekannte DNAs einen Wechsel meines Geschmacks vorzunehmen, sodass ich dem Ganzen offener gegenüber stand.

Die Ankunft

Als die Herstellerprobe endlich in meiner Hand lag traute ich mich nicht so recht, die Enttäuschung lag einfach zu nah. Aber ich probierte zögerlich das Wässerchen erst am Arm. Ich wusste im ersten Augenblick nichts damit anzufangen. So strahlte mich doch erstmal die typisch-grasige Note mit einer gewissen erdig-feuchten Prise an. Soweit so bekannt. Da ich doch nicht so geizig war, landeten drei Sprüher an der besagten Stelle. Ich wollte das Wässerchen seinen Lauf lassen und die Zeit geben, die er vermutlich benötigte. Es war genau die richtige Vorgehensweise…

Sycomore erstrahlte genau so wie ich es mir erhofft habe. Schafft er es doch genau das zu vermitteln, was ich bei der Auswahl meiner Düfte im Normalfall suche. Keine angepassten Parfüms meines genauen Geschmacks, sondern eine kitzelnde, ja vielleicht sogar störende Note, die einen Duft interessant macht, aber gleichzeitig zu mehr einlädt. Mehr Erkundung, mehr Faszination, mehr Gedanken und Erinnerungen. Entsprechend wirkt die Vetiver-Komponente eigentlich eher zwiespältig auf mich, bemuttert mich aber solange, bis die warmen und umschmeichelnden Noten meine Nase verwöhnen.
Dabei möchte ich mich aber nicht in einzelnen Noten verlieren, da das komplette Konstrukt einfach so schön aufeinander aufbaut. Erst das typische Vetiver-Gras, welches wie bereits beschrieben feucht, erdig und grasig wirkt. Schnell wird der Duft wärmer und spielt mit einer aufblühenden Komponente.

Aldehyde ahoi

So wird der Duft weicher, cremiger und für meine Nase verträglicher. Auch eine leichte alkoholische Note und etwas Vanille mag ich vernehmen. Alles sorgt für ein Erlebnis, welches mich sanft durch die wärmeren Jahreszeiten begleitet und irgendwie trotzdem nicht mit Eleganz geizt. Auf diese cremig-weiche Untermalung habe ich bei dieser Art Düfte gewartet. Hier wird eine Note so schön umrahmt, dass ich als Vetiver-Zweifler nur meinen Hut ziehen kann.

Möchte man sich eine passende Assoziation vor Augen führen, so würde ich an einen thailändischen Strand mit türkisem Wasser denken. Eine Strandbar, etwas geselliges Treiben und Liegen unter aufgereihten Palmen. James Bond liegt auf eine dieser Liegen. Die Luftfeuchtigkeit umweht die Blätter. James, gekleidet in einer cremefarbenen Leinenshorts und einem weißen, aufgeknöpften Leinenhemd. Ein Gin Basil Smash in der Hand und die Gedanken fernab des normalen Alltags. In der Liege daneben liege ich, nachdem der Flakon bei mir einziehen musste…
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