N°5 1986 Eau de Parfum

Chanelle
05.05.2021 - 08:02 Uhr
26
Top Rezension
10
Preis
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft

Happy 100th Birthday, dear Number Five!

Nicht das EdP, aber "Der Duft" wird heute, am Cinco de Mayo, dem 5. im 5., 100 Jahre alt. Zeit, daß auch ich meine 50 cents dazu abgebe:
Der berühmteste Duft aller Zeiten; das Parfum, das Marilyn Monroe im Bett trug (und sonst nichts, wie sie erotischerweise andeutete), die Legende, die mit einem anderen, von mir sehr geschätzten Guerlain-Duft, Shalimar, in scheinbar ewiger Konkurrenz steht, obwohl die beiden kaum Ähnlichkeit haben, aber beide quasi minütlich irgendwo auf der Welt verkauft werden, der Vorreiter aller aldehydlastigen Damenwässerchen, der trotz ein paar kleinen Reformulierungen immer noch der Alte ist, hat Jubiläum. Ist irgendwo - trotz Dauerlockdown u.ä. - eine limited edition zum Ehrentag oder irgendeine Form der Hommage gesichtet worden? Jedenfalls nicht von mir...
Ich nahm mir aber heute anläßlich dieses besonderen Tages mein altes EdP vor, um es nochmal eingehend unter die Lupe/Nase zu nehmen und in Anbetracht dessen, daß der Duft ganz offiziell absolut zeitlos ist, zu beleuchten.
Was macht ihn so chic, so alterslos, so immerwährend tragbar?
Ich sag's Euch: Ich habe keine Ahnung.
Als er seinerzeit von Gabrielle-Coco am 5.5.1921 ausgewählt wurde, auf Flaschen gezogen und feilgeboten zu werden, war er für diese Zeit noch schockierend neu und anders. Aldehyd-overdose! Dabei war Madame Chanel doch dem Schockierenden eher nicht zugetan, ließ sie doch die schreiend (shocking) pinken Tüten, die ihre Konkurrentin Elsa Schiaparelli von um die Ecke in Paris in ihrer Markenzeichen-Farbe den Kunden mitgab, durch Coco-eigene, dezente, ersetzen, sollte sich jemand, der eine solche bei sich trug, bei Chanel zum Kauf entschliessen, sagt man.
Aber Coco war einfach ihrer Zeit in Vielem voraus. Die No. 5 clones überschwemmten bald schon den Markt, und manche halten sich immer noch: Arpege, Tosca, Sortilege...
Der seifige Auftakt ist wenigstens weder Emeraude, noch Shalimar, die beide eher ins Orientalische gehen. In den 80ern wurde eine neue Variante geboren, das EdP, das geringfügig anders konzipiert ist, aber immer noch sehr clean im Auftakt:
Sauberfrau und Fräulein Rührmichnichtan, beide im beigen Twinset, können ihn beruhigt auflegen, ohne sich zu weit hinauszulehnen oder für verwegen gehalten zu werden.
Der 80er Jahre No. 5 in der EdP Version ist für mich DER "daytime wear go-to Signature" Duft.
Aldehyde sind von Anfang an deutlich seifig da, werden aber verblümelt und verpudert. Die Entwicklung gewinnt an wärmeren Noten, Amber und weiches Sandelholz verleihen Strahlkraft, er wird mit der Zeit rosiger, aber immer noch pudrig-cremig. Die Süße hält sich in Grenzen, nicht gourmandig, sondern blumig-vanillig.
Die Haltbarkeit ist enorm, vor allem für diesen Preis (welcher relativ ist, denn in den 90ern sah ich mal eine Reportage über die Margen im Duftbusiness, am Beispiel von No.5 erläutert: Herstellungskosten ca. 1,90 DM, VK ca 80 DM. Aber der Name kostet extra), verglichen mit den Chanel-Exclusives ein Pappenstiel.
Es ist einfach so: When in doubt, wear No. 5.
Man macht einfach nichts falsch damit.
Auf die nächsten 100 Jahre!
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