Le Lion de Chanel 2020

DarkWinterCS
29.06.2022 - 05:17 Uhr
14
Sehr hilfreiche Rezension
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

Einmal durch Löwengehege flitzen

Mit Le Lion de Chanel hatte ich nun nach so langer Zeit in der Community endlich die Gelegenheit einen Duft von Chanel zu testen, der aus der hochwertigeren Linie stammt und einer derjenigen, der zu den am besten bewerteten der Marke zählt. Le Lion habe ich bereits seit seinem Erscheinen im Jahr 2020 auf dem Schirm, konnte mich aber erst vor kurzem dazu entscheiden einen Test zu wagen. Die Ansprüche waren bei mir natürlich entsprechend hoch, wenn man sich die Statements und Rezensionen durchliest. Meine Erwartung wurde aber recht gut getroffen, auch was das Bild der DNA betrifft.

Mir war zwar nicht bewusst wie – ja fast schon animalisch – dieser Duft daherkommt, er scheint den Lebensraum eines Löwen aber schön einzufangen. Zoologist wäre stolz auf Chanel. Denn der Duft ist kein Leisetreter oder einer, den man zur Entspannung mal schnell aufträgt. Nein, es ist durchaus ein fordernder Duft, der auch eher in die Kategorie Krawallbruder einzuordnen ist.

Die von mir genannte Parallele zu Zoologist ist explizit gewählt, denn er könnte sich wunderbar in die orientalische Reihe von Camel und Civet eingliedern. So orientalisch-würzig, so teilweise fordern und auch angestriffene Animalik.

Dies Alles vermutet man gar nicht beim ersten Sprüher, denn sofort entfaltet sich erstmal eine starke Zitrik von der Zitrone und der Bergamotte, die in eine ganz andere Richtung tendieren. Es dauert zwar nicht allzu lange bis sich im Hintergrund das Labdanum meldet, jedoch erwartet man nicht diese Art von Feuerwerk. Schlagartig kippt die DNA in die orientalische Kategorie.
Die volle Ladung springt einem ins Gesicht. Balsamisch, erdig und sehr warm. Dazu eine ziemlich dunkle Note im Hintergrund, die das Labdanum in der Kombination mit dem Patchouli fast animalisch erscheinen lassen. Keine tatsächliche Note davon, doch in der Nase entwickelt sich etwas, was man als Animalik deuten könnte. In manchen Momenten wirkt die Kombi sogar etwas kratzig, ohne jedoch unangenehm zu werden. Es ist noch alles im verträglichen Rahmen, der einen Duft nicht zu langweilig erscheinen lässt. Irgendwann kommt dann ein cremiger Part hinzu, der hauptsächlich durch die angegebene Vanille erzeugt wird. Dabei wird die DNA keineswegs kühler. Es bleibt ein warmer und balsamischer Duft. Auch eine gewisse Holzigkeit kommt in der Nase an, die aber nicht genau zu filtern ist, da man durch die cremige Vanille das Gefühl von Sandelholz hat, während der dunkel-erdige Patchouli-Hintergrund eher dunklere Hölzer vermuten lassen.

Von der Auslegung wer diesen Duft tragen kann, gibt sich Chanel wohl etwas verhalten oder denkt an sehr selbstbewusste Damen. Keineswegs würde ich diesen als reinen Frauenduft deklarieren. Wenn überhaupt ist es ein Unisex-Duft, eher noch mit vielen recht maskulinen Auslegungen. Ich denke Unisex passt am besten, da ich selbstbewussten Frauen keineswegs einen starken Duft abspenstig machen möchte.

Denn die Performance im Allgemeinen ist recht stark. Einmal aufgesprüht und man bekommt die Flüssigkeit und den dazugehörigen Duft nicht mehr von der Haut. Man kann gut und gerne mal einen halben Tag danach duften und es ist keine Seltenheit, dass er selbst nach dem Schlafen immer noch auf dem Arm verweilt. Auf Grund der DNA bekommt auch die Umgebung in den ersten Stunden eine ordentliche Prise vom Duft mit und kann sich an den doch recht intensiven Momenten erfreuen.

Insgesamt ein tolles Teil für die besonderen Momente. Kein Duft, den ich jeden Tag tragen möchte, der sich aber umso besser für eine Party oder ein abendliches Treffen umso mehr eignet. Er bringt viel interessantes mit und macht umgebene Personen neugierig.
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